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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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mit ihm gesprochen habe.« Zu spät erinnerte sie sich an Silas’ Lektionen. »Euer Gnaden«, fügte sie hinzu.
    »Bitte, um Himmels willen«, erwiderte die andere Frau lachend und offensichtlich erleichtert. »Wir haben die gleichen Probleme, Mylady. Nennt mich Isabel.«
    »Isabel«, wiederholte sie und erwiderte das Lächeln. »Ich bin einfach Siobhan.« Sie merkte, dass sie diese Herzogin wider Willen mochte, und eine seltsame Art von Sehnsucht ergriff sie. Sie hatte noch nie in ihrem Leben eine Freundin gehabt, und Isabel hatte recht – sie hatten einige der gleichen Probleme. Wie wunderschön es gewesen wäre, mit allen ihren Sorgen herauszuplatzen, sie zu vergleichen und zu hören, was dieses kluge, hübsche Wesen an ihrer Stelle tun würde. Aber das war natürlich unmöglich. »Um Eure Frage zu beantworten, Isabel, denke ich, dass es unseren beiden Dämonen gut geht«, sagte sie stattdessen. »Sind sie irgendwie in Gefahr?«
    Sie sah einen flüchtigen Moment einen verhaltenen Ausdruck in den haselnussbraunen Augen der Frau aufblitzen, aber ihr Lächeln verschwand nicht. »Ich hoffe es nicht«, sagte sie lachend. »Aber ihre Lage ist recht bedenklich, meint Ihr nicht?«
    »Vermutlich«, räumte Siobhan ein. »Obwohl ich sagen muss, dass ich mir größere Sorgen um uns andere mache.«
    Das hübsche Lächeln verblasste zu einem gleichermaßen hübschen Ausdruck der Sorge. »Meint Ihr das ernst?«, fragte sie.
    Bevor Siobhan antworten konnte, öffnete sich die Tür, und Orlando kam eilig herein. »Mylady«, fragte er, »was tut Ihr hier?« Er umarmte Isabel, als wäre er ihr Vater und nicht ihr Diener. »Was ist in Euch gefahren?«
    »Ich habe natürlich meinen Ehemann vermisst«, sagte Isabel leichthin, aber es lag auch unmissverständliche Schärfe in ihrem Tonfall. Sie befreite sich aus seiner Umarmung. »Wir sind erst sehr frisch verheiratet«, erklärte sie Siobhan über seinen Kopf hinweg.
    »Er sieht sehr gut aus«, sagte Siobhan, die einzige Erwiderung, die ihr einfiel. »Ich werde Euch verlassen, damit Ihr mit Orlando allein sprechen könnt.« Sie vollführte einen Hofknicks und zog sich zurück. Sie war zwar neugierig, aber zu sehr in ihre eigenen Pläne vertieft, um mehr herausfinden zu wollen.
    Als sie fort war, verriegelte Orlando die Tür hinter ihr. »Mylady«, fragte er Isabel, »warum seid Ihr wirklich gekommen?«
    »Ihr lernt nie dazu, nicht wahr, Orlando?«, sagte sie und ließ ihrem Zorn freien Lauf. »Dieses arme Mädchen … niemand von euch hat ihr irgendetwas erzählt.« Sie öffnete die Tasche, die kein Dienstbote hatte berühren dürfen, und nahm das Bündel Schriftrollen heraus, das sich darin befand. »Narren, ihr alle«, schimpfte sie, während sie sie auf dem Tisch ausbreitete.
    »Dieses arme Mädchen, wie Ihr sie nennt, ist eine Brigantin und eine Diebin, die bei mehr als einer Gelegenheit versucht hat, ihren Ehemann zu ermorden«, erklärte Orlando. »Ihr hättet nicht kommen sollen, Isabel. Ihr habt keine Ahnung …«
    »Ich weiß mehr, als Ihr denkt«, unterbrach sie ihn. Ihr Ausdruck wurde etwas milder, und sie griff nach seiner Hand. »Wenn Simon erwacht, werde ich es Euch beiden zeigen.«
    »Aber warum …«
    »Orlando, bitte.« Sie ließ ihn los, und ihre haselnussbraunen Augen blickten betrübt drein. »Bitte, lasst mich einfach warten.«
    Siobhan verließ die Halle, in der die Dienstboten gerade die Tische fürs Abendessen deckten. Der lange Nachmittag war fast vorüber. Bald würde es dunkel sein.
    Michael kam auf sie zu. »Es ist vollbracht«, sagte er leise, als er sie erreichte. »Alle befinden sich in den Höhlen.«
    »Hat man dich bemerkt?«, fragte sie. Silas spielte am Kamin mit Meister Nicholas Schach, aber sein Blick ruhte auf ihr.
    »Ich denke nicht«, antwortete Michael. »Der alte Jack hat diesem Ritter Sebastian erklärt, du hättest befohlen, zur besseren Entwässerung das Gestrüpp aus einem Abschnitt des Grabens zu entfernen. Einige der Bauern befolgen diesen Befehl noch immer. Und die Soldaten sind einfach in der Öffnung verschwunden.«
    »Gut gemacht«, sagte sie lächelnd. Nun würde jeden Moment die Sonne untergehen, und Tristan könnte auftauchen. Wenn sie nur noch ein wenig länger wartete, würde sie ihn wiedersehen, bevor sie floh. Aber wenn sie ihn sah, würde sie vielleicht gar nicht gehen.
    »Siobhan!« Clare kam die Treppe herab. »Ich habe lange geschlafen«, verkündete sie und lächelte Michael zu, während sich Siobhan herabbeugte, um sie

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