Gehetzt - Thriller
Chili-Strang hing über der Theke, die den Wohnraum von der winzigen Küche trennte. Doch was Diane am meisten beeindruckte, war die Ordnung. Alles war aufgeräumt, alles an seinem Platz. Sie warf einen Blick den Flur hinunter Richtung Badezimmer. Efird bemerkte ihn.
»Es war nicht hier«, sagte er. »Ich bin danach umgezogen.« Diane nickte. Es tat ihr leid, dass er ihre Gedanken gelesen hatte.
»Was ist passiert?«
»Sie hat sich im Bad eingeschlossen und sich ihr gottverdammtes Hirn weggepustet.« Er sagte es, als ob er davon erzählte, dass er auf dem Weg zur Arbeit einen Platten gehabt hatte.
»Ich meinte, was letzte Nacht passiert ist«, stellte Diane klar. »Mit mir.«
»Keine Ahnung, was mit dir los war. Du bist einfach so mir nichts, dir nichts aus den Latschen gekippt. Ich hab’ dich nach draußen getragen, weil ich dachte, dass die frische Luft
dir vielleicht guttun würde, aber du warst total weg. Um ein Haar hätte ich dich ins Krankenhaus gebracht.«
»Ich meine, was ist hier passiert? Mit dir und mir?«
Er sah sie schockiert an, vielleicht sogar ein wenig verletzt.
»Für wen hältst du mich eigentlich?«, fuhr er sie an. »Ich meine, nicht dass du nicht …, du weißt schon, und nicht dass ich nicht …, aber so einer bin ich nicht. Könnte ich nie tun. Niemals. Undenkbar.« Er setzte sich. »Außerdem hättest du mir wahrscheinlich eine Kugel in den Arsch gejagt, wenn ich es getan hätte.« Jetzt grinste er und nippte an seinem Kaffee. Sein Haar stand stachelig in alle Richtungen.
Sie dachte an Renfro. Es wäre gar nicht gut, wenn ihm das zu Ohren käme.
»Ich habe das Ge fühl, betäubt worden zu sein«, stammelte sie.
»Das würde ich auch denken, wenn ich nicht wüsste, dass es nicht sein kann«, sagte Efird. »Es war, als hättest du irgendwelche verdammten K.o.-Tropfen oder so ein Zeug zu dir genommen. Im einen Moment warst du noch voll da und im nächsten - Blackout, Bumm. Ich dachte mir: Mist, könnte ich sie doch bloß zum Reden bringen, dann würde sie mir vielleicht all ihre Geheimnisse anvertrauen.« Er lachte.
Diane lächelte matt.
»Geht’s dir besser?« Efirds Stimme drang durch einen Nebelschleier zu ihr. Sie brachte ein Nicken zustande.
»Ich bringe dich nach Hause«, schlug er vor. »Dein Auto holen wir später.«
Sie schaffte es irgendwie, sich anzuziehen und ihm zum Parkplatz zu folgen. Er half ihr in seinen Pickup. Irgendwo in der Ferne hörte sie den Motor starten.
Ihre Sonnenbrille lag in ihrer Wohnung auf der Frisierkommode neben dem Bett. Gut. Sobald sie zu Hause war, konnte sie sie aufsetzen. Das gottverdammte Tageslicht von ihren
Augen fernhalten. Beim Kaffeetrinken in Efirds Wohnung hatte sie gedacht, es wäre Morgen. Früher Morgen sogar, doch jetzt sah es eher so aus, als wäre es schon längst Nachmittag und sie führen durch die Drei-Uhr-Hitze.
»Blueberry Ridge, stimmt’s?«
»Woher weißt du das?« Warum wusste er, wo sie wohnte?
»He, was denkst denn du? Jeder hat Renfros Auto schon mal vor deinem Haus parken sehen. Das ist doch kein Geheimnis.«
Na gut. Warum wurde sie jetzt auch noch paranoid? Poli zisten wussten, wo ihre Kol legen wohnten. Sie hat ten ein Auge aufeinander. Jeder hatte Freunde im Kollegenkreis. Man kannte die Autos, die die Kollegen fuhren, und wusste, wo sie wohnten.
»Blueberry Ridge«, sagte sie. Sie wollte die Augen öffnen. »Hinten herum. Westseite. Nummer 212. Blueberry Ridge.« Nicht dass man dort irgendwo eine Blaubeere finden könnte, die gab es allenfalls im Piggly-Wiggly-Markt, zwölf Ampeln die Umgehungsstraße Nummer 12 hinunter.
»Diane?« Efirds Stimme klang jetzt fremd. Sie spürte, wie seine Hand fest ihre Schulter umklammerte. Diane zwang sich, die Augen zu öffnen, und sah ihn an. Er war da, ein wenig verschwommen, aber sie konnte ihn erkennen.
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja.« Sie schloss die Augen wieder. »Ich muss nur nach Hause und mich ein bisschen ausruhen.« Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie hungrig war, ob sie in diesem Augenblick vielleicht Lust auf Blaubeeren hätte. Natürlich würde sie in ihrem fast leeren Kühlschrank sowieso keine finden. Das Einzige, was sie definitiv hatte, war Salsasoße, aber die Tortillachips im Vorratsschrank waren wahrscheinlich längst muffig. Wenn sie doch bloß erst mal in ihrer Wohnung wäre und raus aus diesem gnadenlosen Tageslicht. Oh Gott, ihr
Kopf. Sie versuchte, ihre Augen mit den Händen zu bedecken, aber ihre Arme sackten sofort wieder
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