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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Überwachungsraum und erzählten sich schlechte Witze und Kriegsgeschichten, die Gefangenen waren bis auf die, die wie Gail Abenddienste zu erledigen hatten, in ihren Zellen. Es gab nicht viele Abendjobs, im Wesentlichen irgendwelche Putztätigkeiten. Gail hat te den ganzen Flur für sich. Raum. Platz. Normale Wände, keine Gitterstäbe. Die Illusion von Freiheit.
    Sie war froh, dass man ihr das Wischen des Verwaltungstrakts zugewiesen hatte, wo sie es nicht mit Betonböden zu tun hatte. Allerdings hatte sie einen sehr langen Flur zu reinigen, was bedeutete, dass sie ihn als Erstes mit einem riesigen Besen fegen musste, dann füllte sie einen großen gelben Wischeimer mit heißem Wasser und antibakteriellem Putzmittel, brachte die Auswringvorrichtung an, rollte die gan ze Gerätschaft zum Ende des Flurs und arbeitete sich feu delnd wieder zurück, hin und her, hin und her. Und nach dem Wischen musste sie noch bohnern.
    Sie sah Johnson hinterher, bis er durch die Tür verschwunden war, und wandte sich dann wieder dem Wischen zu. Jemand hatte einen Kaugummi auf den Boden gespuckt, der ihr bei ihrem Durchgang mit dem Besen entgangen war. Jetzt war er mit antibakteriellem Wischwasser durchweicht, und sie musste ihn aufklauben. Also ging sie zurück zum Reinigungsschrank und holte ein Stück von dem braunen, rauen Papierputztuch. Sie kratzte den Kaugummi vom Boden und sah sich um, wo sie ihn entsorgen konnte. Dabei kamen ihr ihre Studienjahre an der New Yorker Universität in den Sinn und ihre morgendlichen Gänge zu den Vorlesungen, bei denen ihr regelmäßig Leute begegnet waren, die ihre Hunde ausgeführt und den Hundekot mit Tüten oder Zeitungen aufgehoben hatten. Sie hatten immer einen ganz bestimmten Blick aufgesetzt, wenn sie mit ihrem Klumpen Scheiße in der Hand dagestanden hatten. Damals war es ihr geisteskrank
erschienen, in der Stadt Hunde zu halten, aber sie hatte trotzdem ihr altes Familienhaustier vermisst, einen zotteligen weißen Mischling, den sie aus dem Tierheim übernommen und nach der Schriftstellerin Colette benannt hatte, als sie in der siebten Klasse gewesen war. Colette hatte bis zu dem Jahr ge lebt, in dem Gail ihr Stu dium am Institut für Recht und Gesellschaft geschmissen hatte. Der Hund hatte bei ihren Eltern in Connecticut gelebt und jeden Freitagabend am vorderen Erkerfenster gewartet, ob Gail übers Wochenende nach Hause kam. Es waren die Tage der ABSCAM-Operation gewesen, der sowjetischen Invasion Afghanistans und der Ermordung John Lennons - unerschöpflicher Stoff für hitzige Diskussionen zwischen Gail und ihren Eltern. Ihr Vater war entsetzt gewesen, als sie ihn kurz nach dem Beginn des Herbstsemesters hatte anrufen und bitten müssen, zur Wache des ersten Polizeibezirks zu kommen und sie gegen Kaution abzuholen. Es hatte ihn einen Dreck interessiert, dass sie eine von zweihunderttausend Demonstranten gewesen war, die sich in Lower Manhattan versammelt hatten, um gegen das atomare Wettrüsten zu protestieren. Während der langen, überwiegend schweigend verbrachten Rückfahrt nach Woodbridge hatte sie nicht gewagt, ihm zu erzählen, dass sie in der Schlange für die Abgabe der Fingerabdrücke jemanden kennengelernt hatte. Es hätte keinen Sinn gehabt, ihn gegen Tom Firestone aufzubringen, bevor sie sich auch nur getroffen hatten. Und wer wusste schon, vielleicht war der Typ genauso geschnitzt wie der Gitarrenspieler aus Oklahoma. Ich liebe dich für immer. Was? Du bist schwanger? Na dann, tschüss. Wie auch immer, alles was die ser Tom getan hatte, war, ihre Telefonnummer auf seine Handfläche zu kritzeln und ihr zu sagen, dass er sie an rufen würde. Blieb ab zuwarten, ob er es wirklich tun würde. Sie hatte sich bei ihrem Vater dafür entschuldigt, dass er ihretwegen den ganzen Weg in die City
hatte auf sich nehmen müssen, und auch für die zweihundert Dollar, die er hatte hinblättern müssen, um sie rauszuholen. Aber sie hatte darauf beharrt, dass es richtig war, ein paar Verrückte davon abzuhalten, den Planeten in die Luft zu jagen.
    Ihr Vater, der zwei Monate vor seinem fünfundfünfzigsten Geburtstag gestanden und schon einen Herzinfarkt hinter sich gehabt hatte, hatte sich durch sein dickes, silberweißes Haar gestrichen.
    »Niemand wird den Pla neten in die Luft jagen«, hatte er klargestellt. »Zu viele Leute haben zu viel in dieses Plätzchen investiert, um alles in Flammen aufgehen zu lassen.« Er war eine Zeit lang schweigend weitergefahren und hatte sie dann mit

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