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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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erschrecke.«
    »Du erschreckst mich. Wenn wir damit geschnappt werden, blüht uns eine zusätzliche Anklage. Von der Flucht ganz zu schweigen und den Jah ren, die wir sowieso noch ab zusitzen haben.«
    »Was du nicht sagst.« Diane wandte sich ganz zu ihr um, schob ihre Hüfte vor, stützte ihre Hand darauf und nickte angedeutet. »Mal nachzählen. Also ich habe zwanzig Jahre, plus die Strafe für die Flucht, wie hoch auch immer sie ausfällt, aber bestimmt sind es mindestens fünf Jahre. Und dann noch eine zusätzliche Anklage wegen des Revolvers. Mannomann, ich werde verdammt lange sitzen, wenn ich geschnappt werde. Und du? Du hast deine zwölf Jahre, plus die Strafe für die Flucht, aber ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass sie dir für die Waffe nichts zusätzlich aufbrummen. Denn für den Fall, dass sie uns schnappen, gebe ich dir hiermit mein Wort, dass ich klarstellen werde, dass du nichts damit zu tun hast und sogar versucht hast, mir die Knarre auszureden. Okay?«
    »Da bin ich aber erleichtert«, erwiderte Gail, ohne es wirklich ernst zu meinen.
    »Sehen wir den Tatsachen ins Auge, Gail.« Diane zog den Revolver wieder hervor, stopfte ihn in ihren Koffer und zog den Reißverschluss zu. »Besser?«
    Gail ignorierte sie.
    »Wenn sie uns schnappen«, fuhr Diane fort, »sind wir geliefert. Also können wir genauso gut mit allen Mitteln dafür sorgen, nicht geschnappt zu werden.«

    »Keine Gewalt. Bevor ich Gewalt anwende, lasse ich mich lieber wieder einbuchten.«
    Dianes Erstaunen war unverkennbar. »He«, sagte sie, »ach, egal!«
    »Wir müssen uns irgendwie einigen.«
    »Aber ich habe dir doch mein Wort gegeben. Du hast nichts damit zu tun!«
    »Ich habe sehr wohl etwas damit zu tun, wenn du sie gegen jemanden einsetzt.«
    »Ich glaube, das wird nicht nötig sein. Ich weiß, wie so was läuft.«
    »Das kannst du nie genau wissen.«
    »Ich werde jedenfalls unter keinen Umständen den Revolver wegwerfen. Vergiss es.«
    Sie war einfach nicht zur Vernunft zu bringen. Gail starrte aus dem Panoramafenster. Eine Begrüßungstafel: ›Willkommen in Pennsylvania! Hier beginnt Amerika.‹ Als ob New York und New Jersey nicht existierten. Als ob Pennsylvania das Ein und Alles wäre. Ein Paradies des weißen, reaktionären Amerikas. Hier hatten sie Tom ein paar Jahre seiner Strafe absitzen lassen, in Allenwood. Sie fragte sich, wo er wohl war und was er in den zwei Jahren seit seiner Entlassung getan hatte - außer sich nicht bei ihr zu melden. Mit Sicherheit hatte er sich irgendeine Frau geangelt, die ihm die Wäsche wusch, das Essen kochte, die Post öffnete und mit ihm ins Bett hüpfte, wann immer ihm der Sinn danach stand, was ziemlich oft der Fall war. Gail konnte sich im Moment nicht einmal vorstellen, Sex zu haben. Das letzte Mal lag ewig zurück, und sie wusste nur, dass es perfekt sein musste. Es musste mit dem absolut richtigen Mann unter den absolut richtigen Umständen sein. Sie hatte zu lange keinen Sex gehabt, um mit dem ersten Typen, der es mit ihr treiben wollte, in die Büsche zu springen. Vielleicht rührte ihre Scheu auch zum Teil von der
Angst, nicht mehr attraktiv zu sein. Von dem Wissen, dass sie ihre Blütezeit hinter sich hatte, kein junger Hüpfer mehr war, sondern in die Jahre gekommen, und dass es sowieso keinen Typen mehr gäbe, der Lust auf sie hätte. Wobei sie sich für diesen Gedanken auslachte. Es gab immer einen Typen, der Lust hatte. Ob sie selber Lust hatte oder nicht, das war die Frage.
    Die grünen Ebenen Pennsylvanias rauschten vorbei. Freedom is just another word … Sie wuss te, dass sie sich frü her oder später über die Frage würde Gedanken machen müssen, die sie in der Hektik der Flucht und der mit ihr verbundenen extremen körperlichen Anstrengung und totalen Beanspruchung ihres Geistes so leicht hatte verdrängen können: Wo wollte sie hin, und was wollte sie tun? Jetzt, in die sem Moment, war sie im mer noch auf der Flucht. Aber sie konnte nicht für immer auf der Flucht sein. Sie musste über ihre langfristigen Pläne nachdenken. Darüber, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte, und vor allem darüber, welche Möglichkeiten ihr die unvermeidlichen Einschränkungen ließen, die ihr Dasein als flüchtige Ausbrecherin bestimmen würden. Grundsätzlich hatte sie zwei Möglichkeiten: Sie konnte als Outlaw im Untergrund leben und ständig auf der Flucht bleiben, bis sie sie schnapp ten, oder sie konnte sich wieder in die Gesellschaft eingliedern und versuchen, ein

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