Geisel der Leidenschaft
Akzent!«
»Meine Mutter ist Schottin«, erklärte der Bursche. »Die norwegische Sprache beherrsche ich genauso gut. Sie stammt aus Iona.«
»Trotzdem tragt Ihr die Farben eines englischen Schlächters?«, fragte Eric.
»Weil mein Vater Engländer ist.«
»Wie schade ...«, seufzte Eric.
»Aye«, bestätigte Brendan. »Bei uns in den Wäldern wärt Ihr besser dran.«
»Lasst mich leben, und ich schwöre, ich werde Euch in den schottischen Wäldern dienen!«, versicherte der junge Mann.
»Wie heißt Ihr?«, fragte Brendan.
»Gregory, Sir.«
»Also gut, Gregory - wir werden Euch und Eure Gefährten nicht töten. Wir sind keine Mörder. Aber sie müssen diese Kleidung mit den grässlichen Farben ausziehen.«
»Darunter tragen wir nur Leinenhemden und Hosen ...«, protestierte einer der Männer.
»Solche Hosen können wir gut gebrauchen«, meinte Liam.
»Habt Ihr's gehört?«, fragte Brendan.
»Lasst Ihr uns denn gar nichts?«, klagte der Mann, der sich soeben beschwert hatte.
»Nackte Engländer, allein im Wald ...« Genüsslich schnalzte Liam mit der Zunge.
Eric grinste. »Stellt euch vor, wie sie in der Kälte zittern und schrumpfen ...«
»Wenigstens werden sie unsere Bauernhöfe nicht angreifen«, bemerkte Brendan.
»Verzeiht mir, Sir«, bat Gregory, »ich kenne die Tücken des schottischen Frühlings. Wenn Ihr diese Männer erfrieren lassen wollt, könnt Ihr ihnen genauso gut die Kehle durchschneiden.«
Eric schaute Brendan an, der die Achseln zuckte, und Liam verdrehte die Augen. »Vielleicht komme ich noch eine Zeit lang ohne neue Hose aus.«
»Verschwindet!«, befahl Brendan den Engländern.
Unsicher kamen sie auf die Schotten zu.
»Nicht hierher!«, mahnte Brendan. »Zurück nach England!«
Sofort machten sie kehrt, warfen kurze Blicke über die Schulter, und dann begannen sie zu laufen. Alle außer Gregory.
»Geht, mein Sohn!«, forderte Brendan ihn auf.
Aber der junge Mann rührte sich nicht von der Stelle.
»Folgt Euren Gefährten! Oder wollt Ihr allein nach England zurückkehren?«
»In diesen Wäldern könnte ich mich nützlich machen und ich würde Euch getreulich dienen«, beteuerte Gregory.
»Einem Engländer darfst du nicht trauen, Brendan«, warnte Liam.
»Glaubt mir, ich würde Euch nicht verraten!«, gelobte Gregory.
»Soeben habt Ihr Eure eigenen Leute verraten«, erinnerte ihn Brendan.
»Ich wurde Lord Heberts Truppen zugeteilt, gegen meinen Willen.« Zögernd fügte Gregory hinzu: »In dieser Situation, nur mit umgekehrten Vorzeichen, hätte Lord Hebert Euch alle niedergemetzelt.«
»Unterschätzt uns nicht!«, warnte Eric. »Auch wir haben schon eine ganze Menge Blut vergossen.«
»Das weiß ich. Aber kein König dürfte ein Land für sich beanspruchen, das ihm nicht gehört. Und ich finde es falsch, dass wir immer wieder unsere Nachbarn töten, um Edwards Habgier zu befriedigen.«
»Einem Engländer kann man nicht trauen!«, wiederholte Eric.
»Geben wir ihm eine Chance«, entschied Brendan.
»Nun, es ist dein Begräbnis.«
Entschlossen ließ sich Gregory auf die Knie nieder und schaute Brendan an. »Noch nie zuvor habe ich ei-nen Treueid abgelegt, Sir. Aber Euch schwöre ich ewige Treue.«
»Steht auf, mein Junge. Oft genug haben wir falsche Schwüre gehört. Nur Taten zählen. Warten wir ab, wie Ihr Euch verhalten werdet. Sammelt die Kettenhemden und Schwerter ein!«, befahl er den anderen. »Verlassen wir die Straße, bevor einer dieser tückischen Bastarde zurückschleicht - oder Hebert alarmiert.«
Nach Einbruch der Dunkelheit wagten sie, in der Tiefe des Waldes ein Lagerfeuer zu entzünden, an einer Seite vom Fluss geschützt, an der anderen von einem Steilhang. Die Wagenladungen waren bereits verteilt worden. Die meisten Waffen ließen sie zu Wallace bringen, der gerade mit John Comyn zusammentraf, welcher sich den Engländern niemals gebeugt hatte und die schottische Krone energisch für sich beanspruchte. Im Gegensatz zu Bruce besaß er kein taktisches oder diplomatisches Geschick, aber er wusste zu kämpfen.
Thomas de Longueville hatte schöne Seidenstoffe entdeckt. Einige wollte er dem Milchmädchen schenken, das im Bett so mitteilsam gewesen war. Schwungvoll drapierte er eine Seidenbahn um seine Schultern. »Wie hübsch meine Kleine darin aussehen wird ...«
In den Kisten hatten sie reife Äpfel gefunden, kaum verschrumpelt. Nun saßen sie in der kalten Nachtluft, genossen die süßen Früchte und beobachteten die Possen des
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