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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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darauf wie du, und das weißt du auch.«
    Lauren zuckte die Schultern. »Dann hör endlich auf, dich in Details zu verlieren.«
    »Klar doch.«
    Scheiß auf Lauren und scheiß auf ihre Konzentration. Wenn sie Chess nicht zuhören wollte, war das ihr Problem, aber so leicht ließ Chess sich nicht unterkriegen. Es gab auf jeden Fall eine Verbindung zwischen Maguinness und den Lamaru, und zwar eine, die über Kindesentführung und anschließende Racheakte weit hinausging. Irgendwo hatte all das angefangen. Irgendwie hatten sie sich gefunden, Maguinness und die Lamaru. Dass sie sich mit der gleichen Art von Magie befassten oder sich zumindest bei der Durchführung solcher Magie unterstützten, konnte einfach kein Zufall sein.
    Sollte Lauren doch verdammt noch mal machen, was sie wollte. Chess für ihren Teil würde diesen Fall lösen. Sie drehte sich wieder zur Wand und wollte sich gerade daranmachen, ihre Untersuchung fortzusetzen - bis zum Ende des Raums waren es nur noch ein paar Schritte -, als sie plötzlich einen Schatten bemerkte, eine schmale vertikale Linie im festgeklopften Lehm.
    Ein Türspalt. Er vibrierte förmlich vor Energie, als sie ihn berührte, so heftig, dass ihr das Beben den Arm hinauflief. Schutzzauber oder Flüche gab es aber nicht. Die Tür war nicht einmal abgeschlossen. Anscheinend fühlte sich Maguinness in seinem kleinen Reich sicher genug.
    Sie hatte sich schon insgeheim gefragt, warum alle Betten so winzig waren, wo Maguinness selbst doch so groß war. Die Antwort lag vor ihr. Sein Schlafzimmer.
    Ihre Ruhmeshand zuckte ein wenig, als sie sie aufhob und sich mit der Kerze den Weg erleuchtete. Die Flamme flackerte und warf zuckende Schatten an die Wände. Die Wände ...
    Alles war mit Häuten bespannt. Nicht alle davon gehörten Tieren.
    Sie holte tief Luft. Schließlich war das keine große Überraschung. Maguinness war ein krankes Arschloch, wer hätte das gedacht.
    Eine krankes Arschloch, das auf einer mit Kräutern gefüllten Matratze unter einer Art Drahtkuppel schlief. Wahrscheinlich war das früher mal ein Ständer für weitere Häute gewesen, aber die waren jetzt verschwunden. Neben dem Bett stand ein wackeliges Tischchen. Flecken im Staub verrieten, wo einmal Schmuckgegenstände oder Kerzen gestanden hatten.
    Der einzige andere Einrichtungsgegenstand war eine Truhe. Es war nicht die, mit der er auf die Bühne gekommen war, sondern ein Schwesterstück, dessen rosa Bezug längst lachsfarben ausgebleicht war. Sie verströmte schwarze Magie wie eine auf Hochtouren laufende Maschine.
    Chess warf einen Blick zurück durch die offen stehende Tür. Lauren war um die Ecke verschwunden. »Lauren!«
    »Was?«
    »Ich habe sein Schlafzimmer gefunden. Hier ist eine Truhe, die du dir vielleicht mal ansehen solltest.«
    Sie erwartete einen weiteren Seufzer oder ein Stöhnen als Antwort, aber ihre Begleiterin ließ nichts dergleichen hören. Stattdessen waren Schrittgeräusche auf dem nackten Boden zu vernehmen, und schon eine Sekunde später stand sie im Türrahmen.
    Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse des Abscheus. »Das Ding kann ich ja bis hierher spüren.«
    »Ja, und aus der Nähe ist es auch nicht schöner. Los, komm!«
    »Ich finde wirklich, wir verschwenden ...«
    »Ich weiß. Aber schließlich sind wir jetzt hier, oder? Werfen wir doch wenigstens mal einen kurzen Blick drauf.«
    Das Schloss an der Truhe war ein albernes Blechding. Chess knackte es, obwohl ein beherzter Ruck wahrscheinlich auch gereicht hätte.
    Außerdem fiel ihr auf, dass sie wohl bedröhnter und verwirrter sein musste, als sie geglaubt hatte, denn immerhin hatte sie sich bis zum Aufschnappen des Schlosses nicht ein einziges Mal gefragt, was genau die Truhe hier machte. Warum hatte er sie zurückgelassen?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Sie stieß den schweren Deckel auf. Macht wallte heraus, Macht und der üble, ranzige Gestank des Todes. Die beiden Frauen keuchten. Chess’ Tätowierungen wurden warm. Ihre Haut fing an zu kribbeln. Das war nicht bloß magische Kraft. Hier ging es um Geister.
    Zeitgleich mit Lauren fuhr sie herum, während ihre Hand schon nach dem Reißverschluss ihrer Handtasche tastete. Sie hatte Friedhofserde dabei, sie hatte ...
    Nichts. Die Truhe War leer.
    Was zur Hölle sollte das bedeuten? Es gab nur eins, was dieses Gefühl in ihr auslöste, und es musste hier sein ... in der Truhe.
    Aber es war kein Geist. Am Boden der Truhe, klein und verloren auf dem halb durchgerotteten

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