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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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wahr, die sich in Richtung des Ausgangs schoben. Aber mehr brauchte er auch gar nicht zu sehen – selbst an ihrem Ellenbogen, ihrer Fingerspitze hätte er sie erkannt.
    Sie ging, tatsächlich. All das, und nun ging sie einfach so, ohne ein Wort.
    „Tolliver“, sagte Mark, „seien Sie ein guter Junge und tun Sie mir einen Gefallen: Stellen Sie sich jedem in den Weg, der mich aufzuhalten versucht.“
    „Wie bitte, Sir?“
    Aber es blieb keine Zeit für Erklärungen. Mark drängte sich durch die Menge, ihr hinterher. So einfach würde er sie nicht davonkommen lassen, nicht jetzt.

14. KAPITEL
    J essica!“
    Sie wollte sich nicht umdrehen, schon gar nicht nach ihm. Sie wollte ihn nicht ansehen, wollte sich nicht mit ihren widerstreitenden Gefühlen auseinandersetzen.
    Doch seine Schritte kamen immer näher. Wie dumpfer Trommelschlag klangen sie auf der unbefestigten Straße hinter ihr. Er musste den ganzen Weg von der Kirche gerannt sein, um sie einzuholen.
    „Jessica“, sagte er noch einmal, als er zu ihr aufschloss.
    „Sir Mark. Hatte ich Ihnen nicht geraten, mich nicht zu idealisieren? Hatte ich nicht gesagt, dass ich für keine Romanze tauge? Sie sind … Sie sind ein wirklich liebenswerter Idiot .“
    Er nahm es hin, ohne mit der Wimper zu zucken. „Sie meinen also, darauf hätte ich es abgesehen? Auf eine Romanze? Darauf, Sie zu idealisieren? Haben Sie mir überhaupt zugehört? Es ging gar nicht um Sie.“
    „Nein? Dann haben Sie wohl nur in eigener Sache gesprochen, was?“
    „Jessica.“
    „Oh, wie konnte ich es vergessen“, sagte sie. „Sie sind ja ein Ritter Ihrer Majestät! Wahrscheinlich bleibt es da nicht aus, gelegentlich eben diesen zu geben.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich verstehe Sie nicht. Schreien Sie mich so an, weil ich Sie mag ?“
    „Ja!“
    „Dann gewöhnen Sie sich besser daran“, gab er zurück. „Sie wollen mir nämlich nicht mehr aus dem Sinn. Ich muss immerzu an Sie denken. Und daran wird sich nichts ändern, auch wenn Sie noch so laut schreien.“
    „Wollen wir wetten?“
    „Nur zu“, erwiderte er kühl und zückte seine goldene Taschenuhr. „Drei Minuten nach halb acht. Schreien Sie, so laut Sie mögen. Ich nehme die Zeit, bis es Ihnen langweilig wird.“
    Er brauchte ihr nichts von Zeit zu erzählen! Einzig zwei Tage blieben ihr, ihn zu verführen, doch sie hielt es kaum mehr aus. Der Gedanke war ihr unerträglich geworden. Abwartend stand er da, erwiderte ihren Blick und wippte leicht mit dem Fuß. Erst da wurde ihr das Absurde der Situation bewusst, und sie musste lachen. Im Nu war er bei ihr und schloss sie in die Arme. Ihre Schultern bebten. Sie wusste kaum, ob sie lachte oder weinte, bis er ihr beschwichtigend über den Kopf strich.
    „Schon gut“, sagte er. „Ist es wirklich so lange her, dass jemand für dich Partei ergriffen hat?“
    „Ewigkeiten. Ich kann mich kaum noch erinnern.“ Es war längst keine Frage mehr, ob sie allein würde zurechtkommen müssen, die Frage war nur, wie. Zu oft hatte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen, hatte sie ganz allein wieder aufstehen müssen.
    Nachdem sie auch die letzten Häuser hinter sich gelassen hatten, blieb Jessica stehen.
    „Sir Mark“, sagte sie und holte tief Luft. „Was Sie heute Abend geäußert haben … das hat mich sehr beeindruckt.“ Doch das brachte nicht einmal annähernd ihre Gefühle zum Ausdruck, den Aufruhr, der in ihr tobte. Wie ein Racheengel war er ihr während seiner Rede erschienen, bereit, Feuer und Schwefel über seine Zuhörer zu bringen.
    „Was Sie nicht sagen“, bemerkte er trocken.
    „Warum haben Sie eigentlich die männliche Keuschheit zu Ihrer Sache gemacht? Warum haben Sie Ihr Augenmerk nicht auf etwas anderes gerichtet, meinetwegen auf die Getreidezölle, das Wahlrecht oder die Bildung? Es gibt unzählige gesellschaftliche Belange, für die man sich einsetzen kann. Die meisten dürften weniger Probleme bergen als das von Ihnen erwählte.“
    „Nun ja.“ Er sah sie an. „Es ist nun einmal so, dass Frauen die Last männlicher Unkeuschheit tragen. Und darum …“
    Mit einem raschen Schritt trat sie vor ihn und hielt ihm den Mund zu, schnitt ihm das Wort ab. Sie spürte seinen Atem durch die feinen Maschen ihrer Handschuhe.
    „Nein“, sagte sie. „An der Theorie bin ich nicht interessiert. Ich habe Ihr Buch gelesen. Aber als Sie heute gesprochen haben … Ein Mann echauffiert sich nicht derart über etwas, das ihn nicht auch persönlich beträfe. Ich

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