Gemischte Gefühle
igkeiten einstellen, statt ihr Gehirn zu beanspruchen, zu ihren Schamanen, Pfa f fen und Psychiatern. Aber euer unverzagter Science Fiction-Autor wird weitermachen. Er weiß, daß die Menschheit ke i ne Hoffnungen braucht, sondern eine Zukunft. „ Am besten schalten wir sofort meinen Anwalt ein, sonst hält man ihn dort länger fest als nötig. “
„ Nein! Nur das nicht! Keinen Anwalt! Sie werden ihm aus Rache Elektroschocks geben. Bloß keinen Anwalt! “ Seine Schwester legt die Hände unterm kaktusblütenroten Haar an ihre Schläfen und verdreht die Augen himmelwärts, als sei ihr leiblicher Bruder, euer vielbeachteter Science Fi c tion-Autor, verrückt geworden, nicht ihr versponnener Eh e mann, den das Suchen nach kryptischen Botschaften ve r schollener Kulturen ja früher oder später umnachten mußte. Sie schneidet eine Miene, als könne sie seinen Anblick u n möglich länger ertragen, macht auf dem Absatz kehrt und geht in die Küche. Euer Autor schließt sich ihr an und wird unvermittelt auf den Kühlschrank aufmerksam, der zu dem halben Dutzend Gegenstände im Haus zählt, die noch an ihrem Plat z stehen und/ oder unbeschädigt sind. Er öffnet die Kühlschranktür und erblickt zu seinem geheimen En t zücken eine Flasche voller wunderbar bernsteingelbem Sl i bowitz. „ Als erstes fahren wir hin und sehen nach, ob er sich ber u higt hat “ , sagt seine leibliche Schwester. „ Wahrschei n lich treffen wir Dr. K. dort an, vielleicht kann er uns schon N ä heres sagen. “ Sie beginnt in den Trümmerhalden der K ü che irgend etwas zu suchen, kramt und scharrt, niest au f grund der Vielzahl verstäubter Gewürze, rotzt und schnieft, hustet, das Haar im Gesicht. „ Ich habe nur noch daraufg e wartet, daß du mit dem Wagen kommst. “
„ Wieso? “
„ Na, selbstverständlich damit du mich in die Psychiatrie fährst “ , lautet die ungnädige Entgegnung von des geschät z ten Autors leiblicher Schwester, die nun aus dem Gerumpel eine unversehrte Schachtel Zigaretten klaubt und sich nervös einen der Glimmstengel anzündet.
„ Ja, um Himmels willen, ihr habt doch selbst ein Auto. “
„ Sicher, aber Günther hat Zucker in den Tank geschü t tet. “ Paff, paff-paff. Schmauch. „ Nicht einmal der heilige Christophorus könnte es noch zum Fahren bringen. “ Paff-paff.
„ Zucker …? ! “ Euer nunmehr doch äußerst verblüffter Science Fiction-Autor tritt ans Fenster, um ratlos den vorm Haus geparkten Manta zu betrachten. In diesem Moment hält am Gartentor ein Taxi, und er zuckt zurück wie vom Affen g e bissen. Wer entsteigt dem Taxi? Ist es Hallimasch Kongo, der Ex-Boxer mit dem eingedroschenen Hirn , einst „ Killer von Kairo “ genannt, der Unterschriften gegen den Holocaust an Robben sammelt? Etwa Karlos Trogloff, Dipl.-Multi-Töter Ersten Grades und Mega-Kämpfer der A-Klasse, der den Auftrag hat, an eurem Autor kein Haar u n gekrümmt zu lassen? Der Kritiker Alfredo de Pessar im c o stuma folklor e witsch, der selbigem Autor einmal persönlich und handgrei f lich den Marsch blasen will? Ein Bewohner eines fernen Planeten, der gekommen ist, um ausgerechnet euren halbgescheiten Science Fiction-Autor in das interg a laktische G e heimnis des Überlichtantriebs einzuweihen? Eine strammärschige Blondine, die von der Sehnsucht ve r zehrt wird, ihm die Hand zu küssen? Nein, es ist seine lei b haftige Mu t ter, die katastrophal umständlich aus dem Taxi klettert, beinahe hinausfällt, dann den Bügel ihrer überflü s sigen Han d tasche am Türgriff verhakt, wankt und torkelt … ein A n blick, der Mitgefühl für alle Alten und Gebrechlichen erregen könnte, zerrisse die Tragikomik boshaften Greise n tums nicht auf lange Sicht die meisten Geduldsfäden. „ Herr im Himmel! Herr im Himmel! “ Euer geplagter Autor schlägt die Hände überm Kopf zusammen. Schon jetzt sieht er sich bei weitem überfordert. Da erinnert er sich an den vorhin gesichteten Slibowitz. Während seine Schwester ihre g e meinsame leibliche Mutter einläßt, gelingt es eurem vol l kommen überlasteten Science Fiction-Autor, unter dem klumpigen, körnigen, schartigen Gemengsel, das den Lin o leumfußboden der Küche bedeckt, ein unversehrtes Sta m perl auszugraben. Gerade füllt er es mit dem süffigen Slib o witz, da knirschen Schritte auf den Scherben im Flur, und sein geliebtes Mütterchen stolpert über die Schwelle.
„ Ja, was machst denn du hier?! “ lautet der von aufrechter Entrüstung zeugende Ausruf, mit
Weitere Kostenlose Bücher