Geschöpfe Der Ewigkeit
miteinander.
Über ihnen ragt die Burg auf – viel größer und imposanter, als ich sie mir vorgestellt hatte. Diese Feuer sind nicht die Ursache für den merkwürdigen Nebel, das erkenne ich gleich. Doch jetzt rieche ich auch nicht mehr, was ich vorhin als kochendes oder verbranntes Menschenfleisch identifiziert habe, und ich frage mich, ob ich mir diesen Geruch nur eingebildet habe.
Ich blicke hinter mich.
Die Schatten sind lang geworden, der Tag neigt sich dem Ende zu. Dante ist nirgendwo zu sehen. Doch hinter mir höre ich Pferde, die sich nähern, von der Stelle aus, an der Dante und ich mich getrennt haben. Sie ziehen eine Art Karren, der über den ruckeligen Pfad rollt. Über mir hängt ein dicker Zweig, und ich brauche mich nur mit einem Klimmzug emporzuziehen und bin von Blättern des Baumes umgeben. Das Schloß wird noch ein wenig warten müssen.
Zuerst will ich sehen, was es mit diesen Männern auf sich hat.
Wenige Minuten später erfahre ich, daß Dantes wilde Geschichten zumindest zum Teil der Wahrheit entsprechen.
Auf dem Karren befindet sich ein Käfig aus metallenen Stäben. Drei verzweifelt aussehende Frauen sind darin eingeschlossen. Sie sind nackt, aber die vier Soldaten, die sie gefangen haben, tragen vollständige Kampfausrüstung.
Zwei fahren den Karren, die anderen zwei reiten, einer vorn, einer hinten. Die Männer sind jung, aber wirken stark und kampferprobt. Die Frauen dürften etwa um die achtzehn Jahre alt sein. Natürlich darf ich nicht zulassen, daß man sie in Landulfs Schloß bringt, selbst auf die Gefahr hin, daß mein Eingreifen hier meine eigenen Pläne gefährdet.
Schwach erinnere ich mich daran, daß ich die Frauen schon einmal gerettet habe.
Mein Angriffsplan ist einfach.
Als das erste Pferd an mir vorüberreitet, etwa hundert Fuß vor dem Karren, lasse ich mich fallen und lande auf dem Rücken des Tieres direkt hinter dem Soldaten. Er ist überrascht über die unerwartete Gesellschaft. Aber ich gebe ihm keine Gelegenheit, die Überraschung auszuleben. Ich greife nach vorn, packe seinen Schädel und drehe ihn nach hinten, so daß die Wirbelsäule bricht. Es gibt eine kleine Explosion von Knochenteilen und – splittern, dann sackt der Mann tot zur Seite, und ich schubse ihn vom Pferd. Hinter mir nähern sich die beiden Pferde, die den Karren ziehen. Ich bringe mein Pferd zum Stehen, drehe mich um und sehe den Folgenden entgegen.
Mein langes Messer habe ich längst gezogen. Ich lasse meinen Arm wie eine Peitsche einen Bogen um mich beschreiben, gebe den Griff frei und plaziere die Klinge in der Stirn eines der beiden Fahrer. Der andere zieht sein Schwert, und ich bin gezwungen, ihm unbewaffnet gegenüberzutreten. Aber ich erhalte unerwartete Hilfe von einer der Frauen. Als der Soldat sein Schwert erhebt, um mich damit zu schlagen, versetzt ihm ein Mädchen mit langen Haaren einen raschen Tritt in den Rücken.
Er verliert das Gleichgewicht und stürzt vor mir zu Boden. Bevor er noch ganz dort ankommt, nehme ich ihm das Schwert ab und mache ihn um einen Kopf kürzer.
Bleibt noch der vierte Soldat, der die Nachhut bildet. Er hat Pfeil und Bogen hervorgeholt und zielt auf mich. Er ist ein ausgezeichneter Schütze, und im Bruchteil einer Sekunde rauscht der Pfeil geradewegs auf meinen Kopf zu. Ich ducke mich – und erkenne, daß er mich zwar verfehlen, aber eines der Mädchen treffen wird. Ich zeige nicht gern meine besonderen Fähigkeiten, aber in diesem Moment habe ich keine Wahl.
Als der Pfeil an mir vorbeirauscht, strecke ich den Arm aus, ergreife ihn und zerbreche ihn anschließend über dem Knie.
Der Soldat ist sichtlich verwirrt.
»Ich werde die Frauen freilassen«, sage ich zu ihm, der mich noch immer anstarrt. »Sie werden den Weg zurückreiten, den sie gekommen sind.«
Der Soldat nickt.
Die Schlüssel zu dem Käfig befinden sich im Gürtel des Soldaten, in dessen Stirn mein Messer steckt. Ich erleichtere ihn um sie und öffne den Käfig, wobei ich mich über die Raffinesse des Schlosses wundere. Es ist handwerklich geschickter gemacht als alles, was ich bisher gesehen habe. Aber der Schlüssel funktioniert, und wenige Augenblicke später sind die Frauen frei. Ich reiche die Zügel an diejenige von ihnen, die mir geholfen hat, und werfe den Umhang eines der toten Soldaten über ihre Blöße.
»Macht, daß ihr schnell hier wegkommt«, sage ich und fessele ihren Blick.
»Und sprecht mit niemandem über mich!«
Sie nickt. Ich trete zurück, als sie den
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