Geschöpfe Der Ewigkeit
ist mit Gold verbrämt, und die Decken sind mit wärmenden Hölzern verkleidet. Alles ist geschmackvoll und angenehm für das Auge. Ich spreche Cia ein Kompliment aus für ihr wundervolles Heim.
»Mein Ehegemahl ist sehr stolz auf seine Sammlungen.« Dabei weist sie auf eine marmorne Statue aus dem alten Griechenland. »Da Ihr gerade aus diesem Teil der Welt kommt, werdet Ihr diesen Helden gewiß zu schätzen wissen.«
Ich nähere mich der Statue, berühre sie, wobei ich an Dante denke und darum bete, daß er sich nicht geirrt haben möge. Perseus hält den Kopf der Medusa in seiner erhobenen Hand, in der zweiten das Schwert. Sein eigener Kopf ist leicht geneigt, der Sieg scheint ihn nicht mit Stolz zu erfüllen. Aber das Gor-gonenhaupt drückt Schrecken aus; selbst im Tod scheint Medusa noch keine Ruhe zu finden. Ein merkwürdiges Gefühl der Unruhe bemächtigt sich meiner, aber ich versuche es zu ignorieren. Natürlich habe ich auch diese Statue schon einmal gesehen. Noch immer steht die Herzogin Cia an meiner Seite.
»Ein Diener wird Euch Eure Kammer zeigen«, erklärt sie. »Dort könnt Ihr Euch waschen und ein wenig ausruhen. Vielleicht möchtet Ihr anschließend mit uns zu Abend essen.«
»Mit Euch und Lord Landulf?«
Sie verzieht keine Miene, als ich seinen Namen ausspreche. »Ja. Wir beide würden uns über Eure Gesellschaft freuen.« Damit schnippt sie mit dem Finger, und eine rundliche Magd erscheint. »Marie wird Euch Euren Raum zeigen.«
Ich ergreife ihre Hände. Sie sind kalt, obwohl es im Schloß warm ist, denn es brennen zahlreiche Feuer. Sie erzittert unter meiner Berührung, aber ich gebe ihr Kraft durch meine Stärke. Als ich ihr tief in die Augen blicke, bemerke ich nichts Übernatürliches darin.
»Ihr seid sehr freundlich zu mir«, bedanke ich mich.
Marie führt mich drei Treppen hoch, bevor wir zu meiner Unterkunft gelangen. Auf dem Weg kommen wir an einem Fenster vorbei, das mit eisernen Stäben verriegelt ist, und ich sehe, daß draußen mittlerweile die Nacht Einzug gehalten hat. Marie trägt eine lange schwarze Tunika über einem weißen Hemd.
Mit einem Rosenkranz um ihren Hals könnte man sie für eine Nonne halten.
Einige der Wände in Landulfs Schloß sind mit Fresken geschmückt – Bildern, die direkt auf den frischen Putz gezeichnet werden. Die meisten davon haben geistliche Motive. Der Hausherr scheint geradezu besessen zu sein von Themen des Alten Testaments.
Marie öffnet die Tür zu einem kleinen Raum. In ihm befindet sich eine Matratze aus Stroh, die mit einem leinernen Tuch bedeckt ist, und ein Gefäß mit Wasser, neben dem eine Schale steht. Marie zündet einige Kerzen an und fragt, ob ich noch etwas brauche.
»Nein, danke«, sage ich.
Sie geht, und ich bin allein. Während ich mir die Hände in der Wasserschüssel wasche, frage ich mich, warum ich gleichzeitig nach einer Leitung mit einem Wasserhahn Ausschau halte. Dann erinnere ich mich, solchen Fortschritt schon irgendwann irgendwo erlebt zu haben. Das Wasser in dem Krug ist kalt und frisch. Ich trinke ein wenig davon und spüle damit die Blutreste im Mund hinunter. Noch immer verstehe ich nicht, wie es dem Soldaten gelungen ist, mir keine Antwort auf meine Fragen zu geben.
11.
KAPITEL
Wenig später sitze ich beim Abendessen an Landulfs Tafel. Ein alter Speer hängt an der Wand. Um diesen Speer herum scheint alles andere im Raum arrangiert zu sein. Während die Flammen in der großen Feuerstelle knistern und Funken in die Halle sprühen, stellt mich Cia dem Herzog Landulf vor.
»Dies ist die junge Frau, von der ich dir erzählt habe«, sagt sie. »Sie kam vor kaum mehr als einer Stunde an unsere Tür, um Asyl zu erbitten. Ihr Onkel, mit dem sie auf Reisen war, ist auf der Straße zu Tode gekommen. Sita, dies ist mein Ehemann, Herzog Landulf.«
Er ist nicht besonders groß und wirkt fast zerbrechlich, was mich überrascht nach all den grauenvollen Geschichten, die ich über ihn gehört habe. Doch seine Zartheit muß nicht notwendigerweise ein Zeichen von Schwäche sein. Er wirkt sehr lebendig, und ich fürchte, daß er hervorragend mit dem Schwert umgehen kann. Er hat einen sorgfältig gestutzten schwarzen Schnäuzer und einen ergrauenden Kinnbart. Seine glatte Haut schimmert ölig, und er trägt ein rotes Seidenhemd mit langen, engen Ärmeln und eine schwarze Hose unter einer rot und golden bestickten Tunika, die ihm bis unters Knie reicht. Seine Hände sind wie die seiner Frau mit in Gold gefaßten Gemmen
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