Geschöpfe Der Ewigkeit
und Perlen geschmückt. Der Rubin, den er am Mittelfinger der linken Hand trägt, ist der größte, den ich jemals gesehen habe. Seine Stimme klingt kultiviert und gebildet, seine großen dunklen Augen blicken warm und klug. Er schlägt leicht die Fersen seiner weichen ledernen Schuhe zusammen und verbeugt sich in meine Richtung.
»Sita«, sagt er. »Es ist mir eine große Freude.«
Ich biete ihm meine Hand. »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Herzog Landulf. «
Er küßt sanft meinen Mittelfinger und schaut mich dann an. »Überraschender Besuch ist stets der zauberhafteste.«
»Verborgene Schlösser sind stets die aufregendsten«, entgegne ich lächelnd.
Wir setzen uns nieder. Zuerst wird eine Gemüsesuppe gereicht, doch bevor wir zu essen beginnen, spricht die Herzogin Cia ein kurzes Gebet. Obwohl wir nur zu dritt am Tisch sitzen, sorgen beim Essen vier Bedienstete für uns. Als wir mit der Suppe fertig sind, fragt Landulf mich nach meinen Reisen. In Anbetracht der gegenwärtigen politischen Situation – die Araber versuchen, die christliche Welt zu erobern – ist es unmöglich, länger als ein paar Minuten zu sprechen, ohne das Thema auf die Moslems zu bringen. An diesem Punkt schlägt Landulfs Stimmung plötzlich um.
»Sechs der Heidenschiffe haben vor kurzem versucht, kaum fünf Meilen von hier entfernt am Strand zu landen«, erklärt er bitter. »Sie kamen im Nebel, aber meine Wachen waren aufmerksam. Es gelang uns, ihre Segel anzuzünden, bevor sie das Land erreichten. Die gesamten Besatzungen kamen in den Fluten um.«
Seine Erzählung verwirrt mich. »Ihr bekämpft hier die Muslime?« frage ich.
»Gewiß«, entgegnet er, und seine Augen funkeln, während er mich beobachtet. »Habt Ihr etwas anderes gehört?«
Ich senke den Kopf. »Nein, mein Herzog.«
»Nun kommt schon!« fordert er. »Wir teilen die Mahlzeit, warum sollten Geheimnisse zwischen uns herrschen? Ihr seid offensichtlich weit gereist mit Eurem Onkel. Ihr kennt Griechenland besser als ich. Was habt Ihr über meine Beziehung zu den Moslems gehört?«
Ich zögere, entschließe mich dann aber, mich in die Nähe der Wahrheit zu begeben. »Es heißt, daß Ihr mit ihnen verbündet seid.«
Er verliert nicht die Fassung, wie ich befürchtet habe. Aber die Temperatur in der Halle wird merklich kühler. »Es kann nur Rom sein, wo solche Lügen verbreitet werden«, sagt er.
»Ich war in Rom«, antworte ich. »Mein Aufenthalt dort ist keine drei Monate her.«
»Oh, meine Liebe«, murmelt Herzogin Cia erschrocken. »Wir wußten nicht, daß Ihr solchen Gerüchten ausgesetzt wart.«
Landulf hebt die Hand. »Das macht nichts. Allein die kurze Zeit, die ich Sita kenne, reicht für mich aus, um zu erkennen, daß sie nicht jedes Märchen glaubt, welches ihr ein frustrierter Priester oder eine Nonne erzählen.«
»Das stimmt, Herzog Landulf«, bestätige ich.
Er schiebt seinen Stuhl vom Tisch weg und seufzt. »Es ist richtig, daß sich meine und die Wege des Heiligen Vaters getrennt haben. Aber unsere Differenzen waren eher politischer als geistiger Natur. Nicholas ist der Überzeugung, daß wir unsere Verteidigung stärken und darauf warten sollten, daß die Moslems uns angreifen. Aber ich kenne diesen Feind nur zu gut, ich habe diese blutdürstigen Ungeheuer auf dem Schlachtfeld kennengelernt. Wenn wir sie nicht angreifen und damit den Krieg auf ihrem Land austragen, werden sie uns das als Schwäche auslegen und uns niemals in Ruhe lassen.« Damit erhebt er sich und geht ein paar Schritte vom Tisch fort. »Aber all das ist eine Frage der Strategie, die ich in meinem Herrschaftsbereich selbst bestimme. Aber zu hören, daß man in Rom davon redet, ich habe die Kirche denunziert und mich gegen Christus selbst gewandt…« Er verstummt. »Ist es das, was Ihr gehört habt, Lady Sita?«
Ich habe den Anfang gemacht, also entschließe ich mich, jetzt endgültig zu klären, was an den grauenvollen Geschichten ist, die ich über ihn gehört habe.
»An mein Ohr ist noch Schlimmeres gedrungen, mein Herzog«, sage ich. »Die Bauern flüstern, daß Ihr böse Mächte beschwört, daß Ihr Herr der Schwarzen Künste seid und die Dämonen aus der Tiefe der Hölle heraufbeschwört.«
Landulf wirkt einen Moment erstaunt, dann lacht er laut und kräftig. Seine Frau stimmt schließlich in sein Gelächter ein. »Ich würde gern einen dieser Bauern fragen, woher er seine Informationen bezieht!« ruft er aus. »Das ist das Schlimme an Lügen: Sie vervielfältigen
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