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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Reggae-Songs aus dem Radio mit und rauchte etwas, das ganz und gar nicht nach normalem Tabak roch.
    »Weil ich so ein mörderisches Heimweh habe«, erklärte er Constantin unaufgefordert.
    Die Lebensfreude des Mannes schien von der Sehnsucht nach seiner karibischen Heimatinsel jedoch nur wenig getrübt zu sein, und sie erwies sich als ansteckend.
    Vielleicht sollte ich häufiger auf die Limousine verzichten , überlegte Constantin. Der Wetterbericht hatte für die nächsten Tage ungewöhnlich hohe Temperaturen und viel Sonnenschein vorhergesagt, was ebenfalls seine Laune hob. So kühl er sich nach außen meistens gab, er freute sich darauf, Pauline die frühlingshafte Stadt zu zeigen.
    Gutmütig wartete der Fahrer vor dem eleganten Juwelierladen nahe den Champs-Élysées, bis er mit einem schmalen Etui in der Jackentasche zurückkam.
    »Glück gehabt. Die Flics haben einen sofort am Arsch, wenn man in zweiter Reihe steht.«
    »Wirklich?« Um solche Dinge kümmerte sich Constantin normalerweise nicht.
    »Doppelt Glück gehabt, würde ich sagen. So jemanden wie dich lassen die doch sonst nicht in den Laden da.« Tataouine zeigte auf das Juweliergeschäft, bevor er eine Lücke im hektischen Stadtverkehr ausnutzte und das Gaspedal durchtrat.
    »Das habe ich auch gemerkt«, entgegnete Constantin lachend, nachdem er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
    Von dem stets sorgfältig gekleideten Grandseigneur war heute wenig zu sehen. Aus einer Laune heraus hatte er nicht nur auf die morgendliche Rasur verzichtet, sondern auch die Anzüge im Schrank hängen gelassen. Palladium Boots, dunkle Jeans, T-Shirt und eine Jacke, die nur der eingeweihte Mode-Fan als Designerstück erkannte, von allen anderen aber als dringend reparaturbedürftig eingestuft würde, ließen Constantin wie einen Bad Boy aussehen. Heute bescherte ihm dieses Styling das passende Lebensgefühl. Der massive Silberschmuck, den er privat gern trug, hätte ihn zum Rockstar adeln können. Nur fuhren die selten in einem schäbigen Taxi vor.
    Der Guard vom Sicherheitsdienst hatte sich ihm prompt in den Weg stellen wollen. Doch Monsieur DuLac war persönlich an die Tür geeilt, um ihn herzlich zu begrüßen.
    Gemeinsam waren sie in einen Ausstellungsraum gegangen, von dessen Existenz nur wenige Kunden wussten.
    »Hast du es?« Constantin war gespannt, wie DuLac, der ein großer Künstler war, seine Ideen umgesetzt hatte.
    »Natürlich, was denkst du? Es war eine Heidenarbeit, das will ich dir sagen, und ich dachte schon, du würdest es nie abholen. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen.«
    Voller Bewunderung für die Handwerkskunst hatte Constantin die lange Kette betrachtet. »Du hast dich selbst übertroffen. Es ist genauso geworden, wie ich es haben wollte. Meine Hochachtung!«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass du dich binden möchtest«, sagte DuLac, sichtlich erfreut über das Kompliment.
    »Ich mich?« Constantin lachte. »Wie kommst du darauf? Ich habe wenig Zeit. Komm, zeig mir, wie der Verschluss funktioniert.«
    DuLac hatte es erklärt und einmal vorgeführt, ihm ein Werkzeug gegeben, mit dem sich das filigrane Kunstwerk öffnen ließ, und Constantin anschließend bis zur Tür begleitet, wo er ein Kuvert aus der Tasche zog und ihm zusteckte. »Sieht man sich?«, fragte er zum Abschied.
    Eine Antwort hatte er nicht erhalten.
    »Wohin jetzt?«, unterbrach der Fahrer seine Gedanken.
    »Gare du Nord«, sagte Constantin, riss den Umschlag auf und lächelte. Catherines Einladungen waren so exklusiv wie exotisch. Womöglich würde er sie doch annehmen …
    Am Bahnhof stellte er fest, dass ihm nur noch zehn Minuten bis zur Ankunft des Zuges fehlten. Er entlohnte Tataouine und gab ihm ein großzügiges Trinkgeld.
    Constantin war schon ausgestiegen, da drehte er sich noch einmal um und zog einen Fünfzig-Euro-Schein aus der Tasche. Er riss ihn in der Mitte durch, öffnete die Beifahrertür und reichte eine Hälfte in den Wagen hinein. »Der gehört dir, wenn du hierbleibst, bis ich zurück bin.«
    »Wie lange?«
    »Lass die Uhr laufen, die Wartezeit geht extra. Danach fahren wir zurück ins L’Hôtel. Egal, was passiert. Du drehst dich nicht um, bis ich es sage. D’accord?«
    Mit einem Blick auf den Packen vollständiger Scheine in Constantins Hand zeigte Tataouine schließlich ein freches Grinsen. »Einverstanden. Für einen Geldsack bist du erstaunlich abgefahren.«
    »Du hast ja keine Ahnung«, sagte Constantin und schlug die Autotür zu.
    Der Eurostar war

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