GK0122 - Der Fluch aus dem Dschungel
wohlgeschnitten, und sein Gesicht wirkte wie eine Maske aus Stein. Meist waren die schmalen Lippen etwas nach unten gezogen, was Lamonts Gesicht einen zynischen verächtlichen Ausdruck verlieh.
Jason Lamont ließ seine Blicke nochmals über die beiden Männer wandern. »Ihr wißt also Bescheid«, sagte er mit fast sanfter Stimme. »Wir treffen uns um drei Uhr nachmittags. Und keine Minute später.«
Lern Dayton nickte. Er war das genaue Gegenteil von Lamont. Wenigstens körperlich. Dayton war ein gewichtiger Bursche mit pechschwarzen Haaren, die immer wie ein buschiger Kranz seinen Kopf umstanden. Dayton sprach wenig, doch was er sagte, hatte Hand und Fuß. Er war ein Mann, auf den man sich verlassen konnte, auch in schwierigen Situationen.
Anders Achmed Radu, genannt der Araber. Radu war ein schmaler Bursche und hatte das Temperament einer Klapperschlange. Seine wieselflinken Augen schienen überall zu sein, und auch seine Hände waren fortgesetzt in Bewegung. Meistens spielten sie mit einem der gefährlichen Wurfmesser, die Radu in einem Spezialgürtel unter der Jacke trug.
Wäre der Araber nicht solch ein ausgezeichneter Fachmann für Diamanten gewesen, hätte Lamont völlig auf ihn verzichtet. So war er aber zu seinem Leidwesen auf Radu angewiesen. Der Araber lebte erst acht Monate in London, hatte aber als Fachmann schon einen spektakulären Ruf in der Branche.
Radus düsteres Gesicht mit den kohlschwarzen Augen verschloß sich noch mehr, als er Jason Lamonts Blick spürte. »Sollen wir die Sache doch nicht lieber nachts starten?«
»Auf keinen Fall«, erwiderte Lamont scharf. »Nachts ist das Haus viel zu gut abgesichert. Van Haarem wird an nichts Böses denken, wenn er heute aus Amsterdam zurückkommt. Wir können ihn ohne Schwierigkeiten packen. Wie es morgen aussieht, wissen wir nicht.«
»War ja auch nur eine Frage.«
Lamont lächelte kalt. »Und noch etwas, Achmed«, sagte er. »Bis zu unserem Treffen verhältst du dich still. Das heißt, keine Extratouren, kein Besäufnis und keine Weiber. Kapiert?«
Radus Augen schienen Blitze zu verschießen, doch er nickte nur. »Gut Boß, du wirst dich schon nicht über mich zu beklagen brauchen. Aber irgendwann geht mir deine Bevormundung auf die Nerven. Und dann möchte ich doch mal feststellen, wer der bessere von uns beiden ist. Man sagt, mein Messer wäre schneller als eine Kugel, Boß!«
Lamont grinste verächtlich. Dann zuckte plötzlich seine Faust vor. Der Schlag war genau dosiert. Er reichte gerade aus, um Achmed Radu zu Boden zu schicken.
Der Araber gurgelte, rollte sich blitzschnell um die eigene Achse und hielt plötzlich ein Messer in der Hand.
Doch mitten in der Bewegung erstarrte er. Das dunkle Loch einer Pistolenmündung glotzte ihn an.
»Ich würde es lieber nicht tun«, meinte Jason Lamont lässig. Er hielt die Waffe wie ein Geigenkünstler sein Instrument.
Lern Dayton, der der Auseinandersetzung bisher unbeteiligt gefolgt war, lachte leise. »Du bist eben noch eine Nummer zu klein, Radu«, sagte er.
Der Araber stieß einen Fluch durch die Zähne und ließ sein Messer verschwinden, mit schmerzverkrümmtem Gesicht kam er wieder auf die Beine.
Jason Lamont schloß die Tür auf. »Vergeßt die Zeit nicht!«
Sekunden später knallte die Tür hinter ihm ins Schloß. Achmed Radu aber starrte mit haßfiebernden Augen auf das Holz. »Das zahle ich ihm heim«, flüsterte er heiser…
***
Auf dem Flughafen Schiphol herrschte wie immer Hochbetrieb. Man konnte kaum die Maschinen zählen, die hier Tag für Tag landeten. Dementsprechend sah es auch in der Halle aus. Sheila und Bill hatten Glück gehabt, noch zwei freie Plätze auf den Wartesesseln zu bekommen.
Sie hatten noch dreißig Minuten Zeit bis zum Abflug. Bill war leicht sauer, denn aus der kleinen Party am Abend wurde wohl nichts. Er hatte in London angerufen. John Sinclair hatte keine Zeit. Er mußte dienstlich zu einem Empfang und dort die Stunden totschlagen. Aber aufgeschoben war ja nicht aufgehoben. An einem der nächsten Tage würde es dann bestimmt gehen.
»Entschuldigen Sie, aber darf ich Sie wohl um Feuer bitten, Sir?«
Bill wandte den Kopf. Ein Mann mit Goldrandbrille und Wildlederhut hatte den Reporter angeredet.
»Aber natürlich, bitte sehr!« Bill holte sein Feuerzeug hervor und schnippte es an.
Der Mann nahm ein paar Züge aus seinem Zigarillo, stieß ein paar Rauchwolken aus und fragte: »Fliegen Sie auch nach London?«
»Ja.«
»Dann werden wir wohl ordentlich
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