GK249 - Die Furie
was sich jemals darin befunden hat. Das beweist mir, daß die Dämonen ihr Geheimnis streng hüten.«
George Franklyn zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch auf seinen Schreibtisch. »Jetzt ist mir klar, weshalb die beiden Patienten, die heute bei uns eingeliefert wurden, auf keine Therapie ansprachen.«
»Man hat einen magischen Riegel vor ihr Erinnerungsvermögen geschoben«, sagte ich. »Kein Arzt, selbst wenn er noch so gut ist, kann die Männer davon befreien. Dennoch wage ich zu behaupten, daß Toombs und Legger noch nicht für immer verloren sind.«
Franklyn blickte mich erstaunt an. »Meinen Sie, daß Sie ihnen helfen können, Mr. Ballard?«
»Nicht ich. Aber vielleicht kann es Mr. Silver. Mein Freund ist nicht von dieser Welt. Er ist kein Mensch und verfügt über Fähigkeiten, die Sie sich nicht vorstellen können, Mr. Franklyn.« Es folgte ein kurzer Abriß aus Mr. Silvers Leben, das die Verwunderung des Anstaltsleiters steil nach oben klettern ließ.
»Mr. Silver erschien mir gleich so sonderbar«, sagte Dr. Franklyn mit einem kurzen Lächeln.
»Sicherlich sind Sie mit mir der Meinung, daß man nichts unversucht lassen sollte, um Toombs und Legger zu helfen«, sagte ich.
»Natürlich, Mr. Ballard.«
»Vielleicht schafft es Mr. Silver, den beiden Männern ihr Erinnerungsvermögen zurückzugeben.«
»Wenn es aber aus ihrem Gehirn ausgelöscht ist…«, wandte der Arzt ein.
»Das ließe sich möglicherweise mit einem Trick umgehen«, schaltete sich nun Mr. Silver in unser Gespräch ein.
»Und wie?« wollte George Franklyn neugierig wissen. Er nahm wieder einen tiefen Zug von seiner Zigarette.
»Wenn es mir gelingt, das Rad der Zeit zurückzudrehen«, sagte mein Freund, »und zwar bis zu jenem Moment, wo die beiden ihr Gedächtnis noch besaßen, erfahren wir, was sie erlebt haben… Und bevor dann das passiert, was sie um den Verstand gebracht hat, müßte ich sie auf einer Brücke darüber hinweg und hierher führen. Dann wissen sie zwar nicht, was zwischen ihrem Aufenthalt im Wald und dem Jetzt geschehen ist - da gähnt dann ein schwarzes Erinnerungsloch -, aber sie besäßen jenen Geist wieder, der in ihren Köpfen war, bevor es zu dieser Katastrophe kam.«
George Franklyn drückte die Zigarette im Ascher aus. »Das hört sich alles sehr vernünftig an - und auch relativ einfach. Sind Sie zu solchen außergewöhnlichen Dingen tatsächlich fähig, Mr. Silver?«
Der Hüne mit den Silberhaaren hob lächelnd die Schultern. »Die Sache wäre zumindest einen Versuch wert.«
Dr. Franklyn nickte beipflichtend. »Da haben Sie allerdings recht.« Der Anstaltsleiter erhob sich rasch. »Bitte kommen Sie, meine Herren. Ich bringe Sie zu den beiden bedauernswerten Patienten.«
***
Bob Legger und Sam Toombs lagen wie Schaufensterpuppen im Bett. Kein Muskel regte sich in ihren Gesichtem. Nicht einmal die Lider zuckten. Mit großen Augen starrten sie zur Decke. Ihr Atem ging ganz flach.
»So liegen sie hier, seit sie eingeliefert wurden«, sagte Dr. Franklyn ernst. »Sie nehmen ihre Umwelt nicht wahr. Und sie reagieren weder auf Injektionen noch auf Elektroschocks.«
Ich beugte mich über Legger. Er starrte mich mit ausdruckslosen Augen an, und ich hatte den Eindruck, er würde durch mich hindurchschauen. Mit medizinischen Mitteln war dieser magischen Lähmung nicht beizukommen. Magie mußte mit Magie bekämpft werden. Deshalb flüsterte ich Bob Legger eine im allgemeinen äußerst wirksame Formel der Weißen Magie ins Ohr, um seine Reaktion darauf zu testen.
Er wurde bleich bis in die Lippen, und dicke Tränen quollen aus seinen Augen. Mehr konnte ich jedoch nicht erreichen.
Bei Toombs war es genauso.
Mr. Silver bat um einen Stuhl.
Er stellte ihn zwischen die beiden Betten und setzte sich darauf. Seine Haut begann zu schillern, und in seinen perlmuttfarbenen Augen sprang mit einem Mal ein blutrotes Flämmchen an. Er breitete die Arme aus. Seine Hände verwandelten sich in pures Silber. Er legte die Linke Sam Toombs und die Rechte Bob Legger auf die Stirn. Dann schloß er die Augen, und Toombs und Legger taten es automatisch auch, weil Mr. Silvers Geist es ihnen befohlen hatte.
Dr. Franklyn und ich sahen den roten Schein durch Mr. Silvers Lider schimmern.
»Wahrhaftig ein außergewöhnlicher Mann«, flüsterte mir der Anstaltsleiter beeindruckt zu. Ich nickte und bedeutete ihm, nun still zu sein, indem ich meinen Zeigefinger auf meine Lippen legte.
Was nun kam, erforderte eine
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