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GK446 - Der Geisterhenker

GK446 - Der Geisterhenker

Titel: GK446 - Der Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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führten ihn in Richtung Höllengalgen ab. Als Torsten Klenke den Holländer baumeln sah, wußte er, daß alles, was er und Oliver Kirste getan hatten, umsonst gewesen war.
    Für nichts hatte er sein Leben aufs Spiel gesetzt - und verloren.
    ***
    In einer finsteren Haustornische setzte sich Oliver Kirste einfach auf den Boden. Er zog die Beine an, legte sein Gesicht in die Hände, spürte den Schweiß, der ihm von der Stirn rann, und versuchte, wieder zu Kräften zu kommen. Die Flucht war mörderisch gewesen, und wenn Oliver zu sich selbst ehrlich war, mußte er sich eingestehen, daß er fast nicht mehr daran geglaubt hatte, mit dem Leben davonzukommen.
    Und Torsten?
    Und Frank Poelgeest?
    Wie war es ihnen ergangen? War es dem Geisterhenker gelungen, seine grausige Arbeit zu verrichten? Oder hatte es Torsten geschafft, den Holländer zu retten? Viele Fragen beschäftigten den Jungen. Fragen, auf die er gern eine Antwort gehabt hätte. Aber die Antwort lag im Park, und dorthin wagte sich Oliver nicht zurück, was ihm keiner verdenken konnte.
    Was war aber, wenn die Geister Torsten Klenke erwischt hatten?
    Nicht auszudenken.
    Einen zweiten Strick zu beschaffen war für die bestimmt kein Problem, und dann würde man Torsten neben Frank Poelgeest aufhängen.
    »Gütiger Himmel!« preßte Oliver heiser hervor. »Laß das nicht geschehen.«
    Gewissensbisse plagten ihn auf einmal. Es war seine Idee gewesen, dem Holländer beizustehen. Okay, Torsten hatte sich frei entscheiden können. Oliver hätte es auch akzeptiert, wenn Torsten nicht mitgemacht hätte. Dennoch blieb die Tatsache bestehen, daß die Idee auf seinem Mist gewachsen war. War er in diesem Fall nicht auch für die Folgen verantwortlich?
    Er hatte Torsten in die Sache hineingeritten. War es jetzt nicht auch seine verdammte Pflicht, dem Freund wieder herauszuhelfen?
    Er massierte seine Schläfen. Wie kam er darauf, daß Torsten nicht aus dem Park rausgekommen war? Vielleicht war ihm ebenso die Flucht geglückt. Möglicherweise war Torsten schon zu Hause, während er, Oliver, sich hier mit Selbstvorwürfen peinigte.
    Es war leicht festzustellen, ob Torsten daheim war.
    Oliver erhob sich und suchte die Wohnadresse seines Freundes auf. In Torstens Zimmer brannte kein Licht. Oliver warf wieder einen Schlüssel an das Fenster. Zehnmal. Danach gab er es auf, denn wenn Torsten daheim gewesen wäre, hätte er sich längst am Fenster blicken lassen.
    Ein Hoffnungsschimmer war wie eine Seifenblase zerplatzt.
    Wolfram Wegner, der Richter, fiel Oliver unwillkürlich ein. Sein Leichnam war in Ahlem in einer Gartengerätehütte gefunden worden.
    Wo würde man Frank Poelgeest und Torsten Klenke finden?
    Oliver schauderte unwillkürlich bei diesem entsetzlichen Gedanken. Er weigerte sich, zu glauben, daß die beiden bereits tot waren. Er hoffte immer noch verbissen, daß ihnen die Flucht gelungen war. Vielleicht hatten sie sich zur Polizei begeben.
    Oliver Kirste fragte sich, was die Polizei wohl gegen den Geisterhenker unternehmen konnte. Nichts. Denn der Henker und seine Schergen waren Höllenwesen. Welcher Mensch sollte ihnen etwas anhaben können?
    So ratlos wie in dieser Nacht war Oliver noch nie gewesen. Er wußte nicht, was er tun sollte. Nach Hause gehen kam für ihn nicht in Frage. Seine Eltern waren für drei Tage geschäftlich verreist. Er hätte mitkommen können. Sie waren nach Paris gefahren, aber er hatte das Angebot ausgeschlagen. Es war eine Geschäftsreise, und Oliver wäre drei Tage lang allein in Paris gewesen. Da hatte er sich lieber für Hannover entschieden, denn hier hatte er seine Freunde.
    Freunde. Das war im wahrsten Sinne des Wortes ein »Stichwort«, denn bei diesem Gedanken gab es Oliver Kirste einen schmerzhaften Stich.
    Er kehrte um und näherte sich dem Park. Obwohl er einen Horror davor hatte, den Park noch einmal zu betreten, wagte er sich bis zum Eingang vor. Es ging nicht an, daß er Torsten einfach seinem Schicksal überließ. Er mußte wissen, was mit dem Freund passiert war. Diese quälende Ungewißheit machte ihn ganz krank.
    Zögernd machte er den ersten Schritt in die Dunkelheit hinein. Sein Herz begann gleich wieder wild zu schlagen. Er zwang sich zur Ruhe. Mißtrauisch blickte er sich um.
    Lagen hier irgendwo transparente Gestalten auf der Lauer?
    Oliver konnte keine Geisterwesen sehen. Er huschte an einem Gebüsch vorbei. Ein gespenstisches Rascheln riß ihn jäh herum. Der Atem stockte ihm. Aber nichts passierte.
    Noch hätte er die

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