Global Warning
Flugplatz in der Nähe gelandet und wieder gestartet sind. Jonas ist in Tucson wieder aufgetaucht, wo wir seine Fingerabdrücke in Erin Neals Haus nachgewiesen haben. Das Blut im Flur stammt vermutlich von Kalin, das Blut in der Küche definitiv von Neal.«
»Tatsächlich? Ein Streit unter ehemaligen Verschwörern?«
»Es wird noch besser«, fuhr Hirst fort. »Offenbar ist etwas Merkwürdiges passiert, als Neal und Kalin zum Parkplatz des Flugplatzes in Texas gegangen sind. Sie hatten einen dritten Mann dabei, aber er ist weggerannt.«
»Einen dritten Mann?«
»Jonas Metzger. Er ist von den Zeugen eindeutig identifiziert worden.«
»Und Sie sagen, dass er weggerannt ist?«
»Es sieht so aus, als hätte er Neal angegriffen. Daraufhin hat Jenna Kalin anscheinend eine Waffe gezogen und Jonas damit bedroht.«
Beamon rührte geistesabwesend in seinem Kaffee herum. Das ging ihn nichts an. Er sollte einfach seine Kartons nehmen und machen, dass er hier rauskam. Und genau das würde er auch tun. In ein paar Minuten.
»Und dann?«
»Sind sie in einem silbernen Toyota weggefahren.«
»Wohin?«
»Keine Ahnung. Das Kennzeichen hat keiner gesehen.«
»Ist bei der Fahndung etwas herausgekommen?«
»Nein. Wir haben Personenbeschreibungen von Teague und den beiden Metzgers ausgegeben und behauptet, dass sie wegen einer anderen Sache gesucht werden, aber die Cops haben zurzeit ganz andere Sorgen. Außerdem wird die Anzahl der Streifenfahrten reduziert, um Benzin zu sparen.«
Beamon nickte, sagte aber nichts.
»Was jetzt, Mark?« Hirst sah ihn erwartungsvoll an.
»Terry, die Vorstellung, dass wir Jenna Kalin und alles andere an Oberman übergeben, macht mich wahnsinnig. Aber das hier ist kein Spiel. Haben Sie die Zeitung gelesen? Überall auf der Welt bricht die Wirtschaft zusammen, im Nahen Osten steht ein Zusammenbruch kurz zuvor, und anscheinend gehen alle davon aus, dass das erst der Anfang ist. Gestern hat ein Typ im Fernsehen gesagt, dass wir die Welt in eine Depression führen, gegen die jene der dreißiger Jahre ein Zuckerschlecken war. Es sei denn, jemand kommt auf die Idee, vorher den Dritten Weltkrieg anzufangen.«
»Genau meine Meinung. Wir können nicht einfach aufhören und es Oberman überlassen, hier Politik zu machen und sich beim Präsidenten einzuschleimen. Wir müssen...«
Plötzlich ging die Tür auf, und der geschniegelte junge Mann, der vorhin mit Beamon gesprochen hatte, sah sich misstrauisch um. »Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt. Sie sollen in Bobs Büro warten, bis er Zeit für Sie hat.«
31
Jenna Kalin war plötzlich hellwach und griff nach der Pistole, die neben dem Schlafsack lag, in den sie sich eingewickelt hatte. Die einzige Lichtquelle in der Lagerhalle war ein schmaler Spalt unter der Tür, der alles in tiefen Schatten tauchte und die Umrisse der Laborgeräte veränderte, bis sie aussahen, als würden sie gleich zum Leben erwachen und angreifen.
Sie legte die Waffe wieder hin, starrte auf den Lichtstreifen und wartete darauf, dass er sich bewegte, weil jemand draußen vor der Tür stand. Das Licht blieb, wie es war, und langsam beruhigte sich ihre Atmung wieder. Wie jeden Morgen.
Jenna schälte sich aus dem Schlafsack und tastete sich durch das Halbdunkel zu dem kleinen Raum im hinteren Teil der Lagerhalle. Nachdem sie ein paarmal die falschen Tasten gedrückt hatte, schaltete sich das einzige noch intakte Fernsehgerät ein und beleuchtete den Raum.
Inzwischen wurden fast immer die gleichen Berichte gesendet: Die Regierung hatte Erin Neal gefasst, den »Terroristen«, der die Bakterien erfunden hatte, und machte »erhebliche Fortschritte« bei der Fahndung nach seinem Netzwerk. Aus den für gewöhnlich friedlichen Demonstrationen
vor der kanadischen Botschaft waren gewalttätige Proteste geworden, und gestern hatte die Polizei Tränengas eingesetzt, um die Menge auseinanderzutreiben. Die Nationalgarde hatte Soldaten an den Tankstellen postiert, um zu verhindern, dass die Leute Schwallen betrieben - das neueste Slangwort für die Praxis, mehr Benzin in den Tank zu füllen, als einem aufgrund der Benzinkarte zustand. Das Schwallen , das inzwischen unter Kontrolle war, hatte dazu geführt, dass für Fahrzeuge in kritischen Einsatzbereichen, wie etwa Löschfahrzeuge und Streifenwagen der Polizei, das Benzin knapp geworden war.
Für Jenna spielte die Benzinverfügbarkeit allerdings keine Rolle mehr. Ihr primäres Transportmittel war jetzt das völlig
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