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Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Titel: Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attila Hildmann
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Haltungsbedingungen anpassen. Mit anderen Worten: Bestimmte Amputationen sind in der Tierproduktion völlig normal und werden ständig und andauernd praktiziert, damit die Tiere in die engen Käfige passen und sich nicht gegenseitig verletzen können. Kühen werden die Hörner abgebrannt, Ferkeln die Hoden aus dem Leib gerissen, die Ringelschwänze kupiert und die Eckzähne abgekniffen. Puten werden die Schnäbel versengt und Hühnern die Krallen gekappt. All das geschieht ohne Betäubung. Das habe ich bei mehreren Praktika in verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben, die Teil meines Studiums waren, mit angesehen. Deshalb beschloss ich 1982, vegetarisch, und ab 1989, vegan zu leben.
    Studie »Qualzucht« bei Nutztieren
    Am 15. August 2013 veröffentlichten die Grünen im Bundestag eine Studie, die der Agrarwissenschaftler Bernhard Hörning im Auftrag der Partei an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde durchgeführt hatte. Auch diese Studie weist darauf hin, dass in der Landwirtschaft seit Jahrzehnten ein starker Kostendruck besteht. Weil die Preise, die man mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf dem Markt erzielen kann, stagnierten oder sogar fielen, wurden die Leistungen der Nutztiere kontinuierlich gesteigert. Nur so waren die Bauern in der Lage, das wirtschaftliche Überleben ihrer zudem stetig wachsenden Betriebe zu sichern.
    Gab eine Kuh 1950 noch 3785 Liter Milch pro Kilo Lebendgewicht, waren es im Jahr 2011 schon 8173 Liter, also mehr als doppelt so viel. Warf eine Sau im Jahr 1990 noch durchschnittlich 19 Ferkel, waren es 2011 bereits 27. Und legte ein Huhn 1955 noch 118 Eier im Jahr, waren es 2011 knapp 300 Stück. Dazu wurden die Tiere auf einseitige Höchstleistungen hin gezüchtet, wie es in der Studie heißt. Diese zunehmenden Leistungen belasten den Organismus der Tiere aber immer mehr. Leistungsbedingte Gesundheitsprobleme seien festzustellen. Zu den wichtigsten gehören bei Milchkühen Fruchtbarkeitsstörungen, Euter- und Klauenentzündungen, bei Sauen Fruchtbarkeitsstörungen, bei schnell wachsenden Mastschweinen und Mastgeflügel wie Hähnchen und Puten Herzkreislaufprobleme, Gelenkerkrankungen und Lahmheiten. Die Zucht auf eine übergroße Brustmuskulatur bewirke, dass Hähnchen und Puten nicht mehr normal laufen können. Auch bewegen sich diese überzüchteten Puten und Hähnchen im Verlauf der Mast immer weniger und liegen meist auf der feuchten Einstreu. Hautentzündungen sind oft die Folge. Bei den Mastschweinen sei das jugendliche Skelett dem enormen Fleischzuwachs der Tiere häufig nicht mehr gewachsen.
    Darüber hinaus ist die Lebensspanne von Nutztieren in der Landwirtschaft drastisch gesunken. Legehennen werden der Studie zufolge kaum älter als ein Jahr. Danach nimmt die Legeleistung ab und die Tiere werden geschlachtet. Auch Milchkühe werden heute in der Regel nur noch halb so alt wie noch vor 40 Jahren. Im Schnitt bekommen die Kühe nur noch 2,5 Kälber. Mehr als ein Drittel einer Kuhherde geht jedes Jahr zum Schlachthof – die meisten Kühe, weil sie trotz tierärztlicher Behandlung nicht mehr gesund werden, so die Studie. Auch Zuchtsauen werden im Durchschnitt nicht mal mehr drei Jahre alt. Die Hauptursache für die Schlachtung sind Fruchtbarkeitsprobleme, die auf die hohe Anzahl von Ferkeln bei den Würfen zurückzuführen sind.
    Das Fazit der Studie: Die ständig steigenden Leistungsanforderungen belasten die Tiergesundheit und das Tierwohl in immer stärkerem Maße.
    Interessant war in diesem Zusammenhang die Reaktion des Bauernverbandes. Der kritisierte, die Studie vernachlässige völlig, dass Vitalität, Langlebigkeit und Krankheitsresistenz feste Bestandteile der Züchtungsziele seien. Die Sterblichkeitsrate in der Schweinemast und der Ferkelerzeugung gehe dadurch kontinuierlich zurück. Bauern hätten einen guten Blick dafür, dass nur Tiere, die sich wohlfühlten, auch kontinuierlich hochwertige Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch oder Eier lieferten.
    Wichtig zu wissen ist dabei, dass sich seit meinem Studium in den 1980er Jahren diese Zustände in den deutschen Landwirtschaftsbetrieben noch um ein Vielfaches verschärft haben. Weil unsere Lebensmittel immer billiger werden müssen – es sind wir, die Verbraucher, die das fordern –, sind die Bauern und Höfe in Deutschland einem enormen Druck ausgesetzt. Es gilt das Prinzip »Wachse oder weiche«. Wer seinen Hof nicht alle paar Jahre vergrößern, wer die Produktion von Lebensmitteln nicht immer

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