Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
Philosophie zu tun, denn die spielte zu Beginn meiner Yogapraxis noch keine große Rolle. Ich verspürte einfach kein Bedürfnis, Fleisch oder Eier zu essen, und habe festgestellt, dass Fleisch zu essen meiner Yogapraxis hinderlich war. Nach einem vegetarischen Essen fühlte ich mich immer viel leichter und dadurch auch besser in der Lage, die verschiedenen Haltungen zu üben. Einen bestimmten Zeitpunkt, an dem ich zur Vegetarierin wurde, gab es nicht. Das hat sich einfach so eingeschlichen. Ich weiß nur, dass mir irgendwann bewusst wurde, dass mir ohne Fleisch gar nichts fehlt. Veganismus war für mich damals noch gar kein Thema. Damit habe ich mich erst auseinandergesetzt, als ich 2003 zum Teacher Training nach New York geflogen bin und durch meine Lehrer vom Konzept der Gewaltfreiheit erfahren habe. Zwar hat mir das alles eingeleuchtet, aber anfangs dachte ich noch, man muss es ja nicht übertreiben. Denn Käse habe ich als Vegetarierin immer gerne gegessen. Als ich nach einem Monat wieder aus New York zurückkam, beschloss ich dennoch, es einfach mal für ein paar Monate auszuprobieren. Aus den paar Monaten sind Jahre geworden. Ich habe gemerkt, dass vegan zu leben wesentlich unkomplizierter ist, als man sich das gemeinhin vorstellt.
Viele Menschen, die zum ersten Mal einen Veganer treffen, fragen: »Was isst du denn dann?« Der erste Gedanke ist immer, dass nicht viel zum Leben bleibt, wenn man alle tierischen Produkte weglässt, aber das stimmt nicht. Das zeigen die vielen veganen Kochbücher, die derzeit auf den Markt kommen, sehr eindrücklich. Auch auf dem Lebensmittelmarkt hat sich in den letzten zehn Jahren viel getan. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an veganen Ersatzprodukten zu kaufen: Tofu und Seitan in allen Geschmacksrichtungen und Formen, vegane Brotaufstriche, Sojamilch, Sojasahne, Sojajoghurt, Produkte aus Hafer und, und, und. Schön am veganen Leben ist auch, dass man sich viel mehr Gedanken darüber macht, woraus die Nahrung besteht. Man wird kreativer und probiert viel aus. Auch in der Gesellschaft hat sich einiges getan. Wenn ich mich heute mit Freunden zum Kaffeetrinken treffe und explizit nach einem Café suchen muss, in dem es als Alternative zur Milch Sojamilch gibt, sind es meine Freunde, die erstaunt sind, weil sie dachten, das sei längst selbstverständlich. Früher war das nicht so. Schön ist es auch, zu sehen, dass sich in der Gastronomie einiges ändert und es immer mehr vegane Gerichte oder vegane Restaurants gibt!
Gleichwohl will ich auch davor warnen, sich zu viele Gedanken übers Essen zu machen. Wenn man den ganzen Tag nur darüber nachdenkt, was man wann wo isst, wird es wieder ungesund. Das sind dann die Momente, in denen ich auch mal eine Ausnahme mache. Wichtig finde ich, dass man nicht eine Essstörung hinter einem veganen Lebensstil verbirgt. Als Veganer fällt es nämlich sehr leicht zu sagen: »Das kann ich leider nicht essen.« Weniger essen zu wollen sollte aber nicht das Ziel sein! Sogar im Gegenteil. Wer intensiv Yoga übt, muss sich auch ausreichend ernähren.
Zu einem veganen Lebensstil gehören für mich auch Kleidung, Kosmetik und alle anderen Konsumartikel. Die Achtsamkeit, die man als Veganer auf seine Ernährung richtet, weitet sich automatisch aus. Es geschieht ein Wandel im Bewusstsein, den ich sehr wichtig finde. Jeglicher Konsum sollte achtsam gewählt werden. Wie häufig kaufen wir ein? Kleidung, Plastikverpackungen zum Wegwerfen, Möbel ... Alles, was wir neu kaufen, muss produziert werden. Alles, was wir wegwerfen, weil wir lieber etwas Neues haben wollen, ist Verschwendung und schadet Natur und Umwelt. Der Hauptgrund für unseren Konsum ist die Suche nach Glück. Für unsere vermeintliche Zufriedenheit konsumieren wir täglich eine Menge überflüssige Dinge. Das sollten wir ganz bewusst hinterfragen. Brauche ich dieses Produkt wirklich? Wann und wo bin ich verschwenderisch und wann shoppe ich mich glücklich, weil ich einen Mangel spüre? Wie häufig nehmen wir aus Faulheit oder Gewohnheit das Auto, obwohl wir auch mit dem Fahrrad fahren könnten? Der möglichst sparsame Verbrauch von Benzin und allen anderen Rohstoffen gehört für mich zu einer bewussten Lebensweise, die auf Ahimsa gegründet ist. Da hängt die Yogapraxis ganz konkret mit dem Alltag zusammen. Es kostet häufig etwas Anstrengung, sich anders zu verhalten, aber genau dieses Aufbringen von Energie bedingt den Wandel. Durch das Üben von Yoga erfahren wir ganz konkret,
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