Goettin - Das Erwachen
ich da. Wenn du ihr wehtust, darf ich dich dann töten?", fragte er in einem Plauderton. Fast hätte sie laut losgelacht. Das war so typisch Chris.
„Lass ihn los.", ordnete Liam an. Sofort hob Chris die Hände in die Luft und trat einen Schritt zurück. Lee konnte sehen, dass Liam seinen Kopf zu Chris drehte. „Ich habe nicht vor ihr wehzutun, aber ja. Wenn ich ihr in irgendeiner Form schade, darfst du mich umbringen." Liams Tonfall war vollkommen nüchtern und Chris nickte kurz mit einem ernsthaften Gesichtsausdruck. Die Gefühle, die nun auf Lee einstürzten, waren fast zu viel. Ihr Herz hüpfte ein wenig, weil Liam sich seiner Gefühle zu ihr so sicher war, dass er sogar sein Leben darauf setzte. Direkt nach dem Hüpfer setzte ihr Herz für einen Schlag aus, weil sie begriff, dass für die beiden Männer dieses Versprechen bitterer Ernst war. Liam hatte Chris die Erlaubnis gegeben, ihm ernsthaft zu schaden, sollte er es mit ihr verbocken. Obwohl sie über Lee wie über eine Trophäe gesprochen hatten, kam nicht zu wirklich Wut in ihr auf. Sie war viel zu sehr von der offensichtlichen Zuneigung der beiden geschmeichelt. Welche Jungfer in Not hatte nicht nur einen, sondern gleich zwei übernatürliche Helden an ihrer Seite? Unweigerlich schloss sie alle beide gleich noch ein Stückchen mehr in ihr Herz.
Über die Todesdrohung und ihre Rührung hatte sie eines ganz vergessen. Zwischenzeitlich hatte Pino seinen Blick von Liam abgewendet und sah nun sie an. Als sie den Blick bemerkte, entschloss sie sich ebenfalls Flagge zu bekennen. Sie ging an Liams Seite und nahm demonstrativ seine Hand in ihre. Herausfordernd funkelte sie Pino an. „Probleme?" Pinos Blick wanderte von ihr zu Liam und wieder zurück. Kurz neigte er seinen Kopf und bot seinen ungeschützten Hals dar. Ein Zeichen der Unterwerfung. Dann antwortete er: „Nein, alles Bestens." Damit wand er sich ab und arbeitete weiter an der Bar. Sofort entspannte sich die Atmosphäre.
Lee sah zu Liam auf und meinte halblaut: „Na, das lief doch toll." Zu ihrer Erleichterung erschien auf Liams Gesicht wieder das entspannte Lächeln. Er beugte sich zu ihr runter, streichelte sanft ihre Wange und küsste sie. Offenbar schien er nicht zu den Männern zu gehören, die Probleme damit hatten, Zärtlichkeiten vor seinen Freunden auszutauschen. Sein Mund immer noch an ihrem antwortete er: „Hmmm, echt toll. Vielleicht sollten wir einen Katzenfänger rufen. Falls es so etwas überhaupt gibt." Als sie sich von ihm löste, fiel ihr auf, dass der Rest der Männer immer noch vor Liam und ihr standen. Teils fasziniert und teils belustigt beobachteten sie die Liebkosungen.
Sie wusste, dass nun der zweite Teil der Offenbarungen folgen würde. Dafür brauchte Liam sie nicht mehr. „Ich geh dann mal die Stühle holen.", erklärte sie und wand sich zum Eingang. Da nun der Teil kommen würde, in dem Liam log bis sich die Balken bogen, machte sie sich Sorgen, dass man ihr etwas anmerken würde. Daher fand sie es sicherer, wenn sie nicht dabei war. Hinter sich hörte sie Liam. „Lee hat uns übrigens auch etwas verschwiegen. Iris hat ihr wohl einige Kräfte übertragen. Ihr hättet sie am Samstag sehen müssen. Sie hat eine echt gute Show abgezogen." Dass Liam und sie die große Liebe zueinander entdeckt hatten, war wenigsten so etwas wie eine Halbwahrheit gewesen. Sie wirkten nach außen sowieso schon länger wie ein Paar und da sie nun auch Sex hatten ... Dieser Teil hatte dazu gedient, dass sie sich nicht noch mehr Lügen ausdenken mussten. Aber der Teil, in dem Liam vor seinem eigenen Rudel behauptete, sie wäre nur eine kleine Hexe mit bescheidenen Kräften, ging ihr wirklich gegen den Strich. Das war nun wirklich extrem weit weg von der Wahrheit. Trotzdem war dieser Teil wichtig, um Pino eine gute Erklärung zu liefern und auch künftigen „Ausrutschern" von ihr vorzubeugen. Wenigstens waren sie zu diesem Schluss gekommen, nachdem sie schon den ganzen Tag via Gedanken-SMS beratschlagt hatten. Sie lud gerade im Lagerraum die klappbaren Strandliegen auf einen Wagen, als sich Liam in ihrem Kopf meldete. Kannst du mal kurz die Gedanken durchhören, ob sie es schlucken? Sie schmunzelte. Ich bin dir weit voraus, oh großer Alpha. Das mache ich schon, seit dem ich hier aufgeschlagen bin. Es ist alles im grünen Bereich. Tatsächlich kam nicht einmal Pino auf die Idee, an den Worten ihres Anführers zu zweifeln und der war im Moment wirklich sauer auf ihn. Er war der Meinung,
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