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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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besorg uns das, mein Schatz.«
    Als er gegangen ist, blickt sie mich mit einem leisen Lächeln an. »Das war schon viel besser.«
    »Der Groschen ist gefallen?«, sage ich hoffnungsvoll, und Iris wirft den Kopf in den Nacken und lacht herzlich.
    »Nein, Schätzchen, noch lange nicht. Hier, binde dir eine Schürze um.« Sie reicht mir eine rot-weiß-gestreifte Schürze, und ich binde sie mir verlegen um.
    »Es ist unheimlich nett von dir, dass du mir helfen willst«, sage ich zögernd, während sie Zwiebeln rausholt und irgendein orangefarbenes Gemüse, das ich nicht kenne. »Ich bin dir wirklich dankbar.«
    »Ich mag ein wenig Abwechslung.« Ihre Augen funkeln mich lebhaft an. »Mir ist langweilig. Nathaniel macht alles für mich. Zu viel, manchmal.«
    »Aber trotzdem. Du kennst mich ja gar nicht und -«
    »Was Nathaniel über dich erzählt hat, hat mir gefallen.« Iris nimmt ein schweres hölzernes Hackbrett von der Wand. »Wie du die Sache mit dem verhunzten Menü hingebogen hast. Dazu gehörte schon ganz schön viel Mut.«
    »Irgendwas musste ich tun.« Ich grinse reuig.
    »Mit dem Ergebnis, dass sie dir eine Gehaltserhöhung angeboten haben. Köstlich.« Sie lächelt amüsiert. »Trish Geiger ist eine alberne Person.«
    »Ich mag Trish«, verteidige ich sie.
    »Ich mag sie ja auch«, pflichtet Iris mir bei. »Sie meint es gut mit Nathaniel. Aber dir muss inzwischen aufgefallen sein, dass ihr Hirn Erbsengröße hat.« Sie sagt das so sachlich, dass ich nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken kann. Sie setzt einen riesigen, glänzenden Topf auf den Herd, dreht sich dann zu mir um und verschränkt die Arme. »Du hast sie also nach Strich und Faden an der Nase herumgeführt.«
    »Jawoll.« Ich grinse. »Sie haben keine Ahnung, wer ich bin.«
    »Und wer bist du?«
    Ihre Frage trifft mich vollkommen unvorbereitet. Ich mache den Mund auf, doch nichts kommt heraus.
    »Heißt du wirklich Samantha?«
    »Ja!«, antworte ich entsetzt.
    »Das war ein bisschen sehr direkt, verzeih.« Iris hebt beschwichtigend die Hand. »Aber wenn jemand so aus dem Nichts hier auf dem platten Lande auftaucht und eine Stelle annimmt, von der er, beziehungsweise sie, keine Ahnung hat ...« Sie hält inne, wie um sich die folgenden Worte gut zu überlegen. »Nathaniel sagt, du hättest eine schlimme Beziehung hinter dir?«
    »Ja«, murmle ich und lasse dabei den Kopf hängen. Ich kann Iris‘ bohrende, kluge Blicke förmlich fühlen.
    »Du willst nicht drüber reden, stimmt‘s?«
    »Nein, eigentlich nicht. Nein.«
    Ich blicke auf und glaube so etwas wie Verständnis in ihren Augen lesen zu können.
    »Na gut, wie du willst.« Sie nimmt ein Messer zur Hand. »Und jetzt lass uns loslegen. Ärmel aufkrempeln, Haare zurückbinden, Hände waschen! Ich werde dir jetzt beibringen, wie man eine Zwiebel schneidet.«
    Wir verbringen das ganze Wochenende am Herd.
    Ich lerne, wie man eine Zwiebel in feine Scheiben schneidet, herumdreht und dann fein würfelt. Ich lerne, Kräuter mit einem Wiegemesser zu hacken. Ich lerne, wie man Fleischwürfel mit etwas Mehl und gehacktem Ingwer vermischt, wartet, bis das Öl die richtige Temperatur hat (Zahnstochertest: das Ende ins Öl halten - wenn es sprudelt, ist es richtig!) und das Fleisch dann in einer gusseisernen Pfanne brät. Ich lerne, dass man Pastetenteig am besten rasch und mit kalten Händen und am offenen Fenster macht. Ich lerne, wie man Brechbohnen vor dem Sautieren kurz in heißem Wasser blanchiert - mit einem Schuss Essig, damit sie ihre Farbe behalten.
    Vor einer Woche wusste ich noch nicht mal, was »sautieren« überhaupt ist. Geschweige denn »blanchieren«.
    Zwischendurch sitze ich mit Iris auf den Küchenstufen und sehe den Hühnern beim Scharren zu. Dabei trinken wir frisch gebrühten Kaffee, essen Kürbismuffins oder ein Sandwich aus zwei Scheiben ofenwarmem Brot mit salzigem, krümeligem Käse und ein, zwei Salatblättern belegt.
    »Essen heißt genießen«, sagt Iris, wenn sie mir meinen Anteil reicht. Und jedes Mal schüttelt sie den Kopf, wenn sie sieht, wie ich schlinge. »Nicht so schnell. Lass dir Zeit! Du musst schmecken, was du isst!«
    Am Sonntagnachmittag mache ich unter Iris‘ gelassener Aufsicht Brathühnchen mit einer Füllung aus Salbei und Zwiebeln, dazu gedünsteten Broccoli, Möhrchen mit Kreuzkümmel und Ofenkartoffeln. Als ich den schweren Geflügelbräter aus dem Backrohr nehme, halte ich einen Moment inne und atme den herrlichen Brathähnchenduft ein. Es ist so ein

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