Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)
Seelenverwandte zu treffen. Ob es wirklich so sein würde, wie sie es sich vorstellte? Würden sie auch im echten Leben diese unbegreifliche Verbindung zueinander haben? Sie hoffte es sehr.
Im nächsten Moment schreckte Grace hoch. Sie befanden sich bereits in der Luft, sie musste eingenickt gewesen sein. Aber was hatte sie nur aufgeweckt? Was zum Teufel war das für ein widerlicher Geruch?
Noch etwas benommen blickte sie sich um. Von dem Mann neben ihr, der ihr vorher kaum aufgefallen war, ging ein ganz abartiger Gestank aus. Als sie ihn sich genauer ansah, erkannte sie auch, was es war: Füße! Er hatte seine Schuhe ausgezogen!
Warum machten das die Leute nur immer? Und dann auch noch die mit den größten Käsefüßen? Es war doch nur ein Anderthalb-Stunden-Flug und keine Weltreise, wo einem die Schuhe drücken könnten.
Oh Mann, das hat mir noch gefehlt , dachte sie. Was soll ich denn jetzt machen? Ihn bitten, seine Schuhe wieder anzuziehen?
„Ä-häm“, begann sie freundlich und wandte sich ihm zu. „Entschuldigung?“
Der dickliche, etwa fünfundvierzigjährige Mann mit Glatze und einigen wenigen Haaren an den Seiten, die er sich über eben diese gekämmt hatte – weiß der Himmel warum –, drehte sich zu ihr und lächelte sie mit einem Gebiss an, dem mindestens zwei Vorderzähne fehlten. „Ja, schöne Frau?“
Grace musste sich wirklich zusammenreißen, kein allzu angeekeltes Gesicht zu machen.
„Ich … ähm … dürfte ich Sie vielleicht bitten ...“ Sie kam nicht dazu, ihren Satz zu Ende zu sprechen, da der Herr sie anscheinend falsch verstanden hatte und sie unterbrach: „Oh, ich fühle mich sehr geschmeichelt“, er lachte ein merkwürdiges Lachen, das eher einem Schweinegrunzen glich, „aber ich muss Sie leider enttäuschen, ich bin bereits vergeben.“ Er hielt seine Hand in die Luft und zeigte ihr seinen Ehering.
Oh Gott, mir wird schlecht , dachte Grace nur. Wie konnte er ihren höflichen, jedoch unangenehmen Versuch, ihn dazu zu bewegen, dieser Luftverschmutzung ein Ende zu bereiten, mit schüchternem Interesse verwechseln?
Sie winkte den Flugbegleiter zu sich, der eine Minute später fröhlich strahlend vor ihr stand. „Was kann ich für Sie tun, Miss?“
„Entschuldigung, hätten Sie vielleicht einen anderen freien Platz für mich?“, flüsterte sie ihm zu.
„Oh, ist etwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit mit diesem Platz?“, fragte der junge Flugbegleiter mit einer Engelsstimme und einem Zahnpasta-Lächeln.
„Haben Sie was mit Ihrer Nase?“, fragte sie zurück.
„Ja, ich habe tatsächlich einen kleinen Schnupfen“, gab er lachend wieder. „Und ein freier Platz steht leider nicht zur Verfügung, wir sind voll besetzt. Wenn ich Ihnen aber ein paar Erdnüsse anbieten darf?“ Er hielt ihr eine kleine Tüte hin.
Das darf doch nicht wahr sein! , dachte Grace nur. „Ach, geben Sie schon her!“, sagte sie und schnappte sich die Nüsse.
Als sie sich wieder gerade setzte, konnte sie aus dem Augenwinkel sehen, dass Mister Stinkefuß sie lächelnd beobachtete. Während sie die Erdnuss-Packung aufmachte, sie vor sich auf den ausgeklappten Tisch legte und eine aß, fragte sie: „Was?“
„Sie müssen sich doch nicht wegsetzen, nur weil ich kein Date mit Ihnen will. Wissen Sie, ich bin zwar verheiratet, aber das heißt ja nicht, dass ich mich nicht doch mal für einen Abend frei machen könnte.“
„Oh Gott ...“, sagte Grace verzweifelt und sah an dem Mann vorbei aus dem Fenster. Waren da draußen irgendwo ein paar Engel, die über sie lachten?
Und weil es natürlich immer noch ein wenig schlimmer ging, zog sich der Kerl jetzt auch noch eine Socke aus, schüttelte sie vor sich aus und sah Grace entschuldigend an: „Nur ein kleines Steinchen.“
Kopfschüttelnd nahm Grace sich noch eine Nuss. Auf dieselbe Idee war aber auch
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