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Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Titel: Griffin, Forrest u. Krauss, Erich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voll auf die Zwölf
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eurem absoluten Tiefpunkt, und ihr fühlt euch nachher wie ein bescheuerter Schlappschwanz.
    Das Gleiche kann passieren, wenn man einen Kampf zu sehr überdenkt. Als kleiner Junge gewann ich meine allererste Prügelei, weil ich gar nicht dazu kam, analytisch zu denken. Der übelste Schlägertyp der Schule kam auf mich zu und schlug mir ins Gesicht. Ich reagierte, indem ich ihn ansprang und zu Boden warf. Damals hatte ich noch keine Ahnung von der Mount-Position, in der ich mich plötzlich befand. Dann gab ich ihm ein paar heftige Kopfstöße ins Gesicht, bis er blutete und in Tränen ausbrach. Die Lehrer zerrten mich von ihm weg, schienen aber nicht böse auf mich zu sein. Dazu waren sie zu verblüfft. Ich war eigentlich ein stiller, sanftmütiger Junge und hatte soeben den Schulhoftyrannen windelweich geschlagen. Sogar die Direktorin war erschrocken; sie sagte nur: »Mach das nicht noch mal.«
    Ich tat es auch nicht noch einmal, aber nicht deshalb, weil ich es falsch fand zu kämpfen. Ich war der einzige hellhäutige Schüler in Monosana, einer ansonsten komplett farbigen Schule. (Ich weiß, das ist ziemlich ausgelutscht. Sollte ich Eminem je treffen, kriegt er eine rein, weil er mir meine »Einziger Weißer«-Geschichte versaut hat.) Wäre ich eine Kampfmaschine gewesen, hätte ich mir eine Menge Ärger erspart. Ich habe nur deshalb nicht mehr ausgeteilt, weil mir einfach niemand mehr mit geballten Fäusten entgegengetreten ist. Sie sind mir immer nur mit dummen Sprüchen gekommen, etwa: »Ich hau dir ’n Loch ins Gesicht, du Schwachkopf.« Anstatt mir zu überlegen, ob so etwas überhaupt möglich ist, glaubte ich den Unsinn jedes Mal. Ich dachte: Herrjeh, der haut mir gleich ein Loch ins Gesicht. Dabei tat es nichts zur Sache, ob derjenige nur halb so groß war wie ich und noch dazu ein Schwächling. Ich gab einfach immer nach. Wenn derselbe Junge mich angegriffen hätte, hätte ich wahrscheinlich Hackfleisch aus ihm gemacht, aber mit den dummen Sprüchen brachte er mich dazu, über alle möglichen Konsequenzen nachzudenken. Wer will denn schon ein Loch im Gesicht? Noch schlimmer war es, wenn mich jemand schon morgens herausforderte, denn dann saß ich vier Stunden lang im Unterricht und grübelte darüber nach. Bis Schulschluss hatte die Versagensangst einen armseligen Schlappschwanz aus mir gemacht.
    Damit euch so etwas nicht passiert, dürft ihr vor einem Kampf nie über mögliche Folgen nachdenken. Schmeißt euren Verstand einfach über Bord. Das ist natürlich meistens schwieriger, als es klingt. Als ich bei der UFC anfing, hatte ich zwar bereits ein paar Kämpfe hinter mir, dennoch dachte ich zu viel über meine ersten UFC-Kämpfe nach. Schließlich war ich nun bei der UFC angekommen und würde hoffentlich vor Millionen von Zuschauern kämpfen. Wenn ich den Arsch voll bekäme, würde es nicht mehr reichen, die fünf im Umlauf befindlichen Videobänder aufzutreiben und zu vernichten, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Jede verdammte Niederlage würde mich für immer verfolgen. Ich überdachte jedes kleinste Detail, ging alle Wenn und Aber hundertmal durch, was zur Folge hatte, dass ich nie voll konzentriert war. Ein gutes Beispiel ist mein Kampf gegen Tito Ortiz – ein Kampf, über den ich mir im Vorfeld den Kopf zerbrochen hatte. Das soll nicht heißen, dass ihr euch keine Strategie für einen Kampf zurechtlegen sollt. Ihr müsst eure Hausaufgaben machen, täglich wie ein Besessener trainieren und zäh sein. Solange ihr euch auf diese drei Säulen verlassen könnt, solltet ihr den bevorstehenden Kampf vergessen und euch auf die tägliche Arbeit konzentrieren. Ein Kampf ist nur ein Kampf, also macht ihn mental nicht zu etwas Größerem. Und denkt dran: Euer Leben ist klein und unbedeutend.
    Abschottung = Seelenfrieden
    (Wie man festen Stuhl bewahrt)
    Mixed-Martial-Arts-Kämpfer zu sein gilt bei vielen nicht als richtiger Beruf, und ich muss ihnen zustimmen. Wenn es nämlich einer wäre, würde es mir nur halb so viel Spaß machen. Was aber nicht heißen soll, dass man dabei keinen richtigen Stress hat. Als Anfänger verdient man, wenn überhaupt, 500 Dollar pro Kampf, und wenn man gewinnt, kommen noch mal 500 dazu. Es ist zwar möglich, mehrere Kämpfe im Monat zu absolvieren, aber nur, wenn man sich nicht verletzt. Und bleibt man immer unversehrt, hat man wahrscheinlich stets aufgegeben, sobald es gefährlich wurde. Auf diese Weise ist es fast unmöglich, jemals 1000 Dollar oder mehr pro Kampf zu

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