Grusel auf Campbell Castle
soviel ich weiß. Über den habe ich schon mal was gelesen.« Der dritte Detektiv interessierte sich sehr für Kunst, hatte schon viele Museen besucht und Kunstkataloge studiert. Sein Wissen in diesem Bereich war den drei Jungen schon oft sehr nützlich gewesen.
»Falcone, hm.« Justus schürzte die Lippen. »Und du denkst, dass Falcone auch Falke heißt?«
»Und dass er irgendwann irgendwie schrie?«, ergänzte Peter.
»Keine Ahnung«, erwiderte Bob. »Lasst uns nachsehen.«
Sie verließen Samuel Campbells Arbeitszimmer und stiegen durch den Turm nach unten. Dann liefen sie den Gang zurück, vorbei an Crocketts verwüstetem Zimmer und die Treppe runter in Campbells Büro. Als der Computer startklar war, machten sie sich auf die Suche. Und sie wurden bald fündig.
»Falcone heißt Jagdfalke!« Peter deutete auf einen Eintrag in einem Online-Wörterbuch. »Das würde schon mal passen.«
»Weiter.« Justus gab die nächsten Befehle ein und scrollte dann durch eine Seite.
»Da! Das ist er!«, rief Bob und zeigte auf einen Link. »Klick da mal drauf, Just.«
Eine neue Seite öffnete sich, und ein Text über Adriano Falcone erschien. Konzentriert lasen ihn die drei ???, und Campbell sah ihnen über die Schulter.
»… lebte in Florenz … hatte einen reichen Mäzen … malte vor allem Menschen in verschiedenen Situationen«, sprach Justus leise vor sich hin, »… war berühmt für seine … hatte verschiedene Schaffensperioden … hier … wichtige Werke … Josef und seine Brüder … Frau im Mond … Kind mit Laute …«
»Der Schrei! Da unten steht’s!«, rief Peter aufgeregt und nahm Justus die Maus aus der Hand. »Da, seht ihr?« Er fuhr mit dem Cursor über eine Zeile. »Der Schrei. Gemalt 1723. Ha!«
»Wir haben’s!«, jubelte Bob.
»Und es kommt noch besser!« Justus nickte zum Bildschirm und markierte einen kurzen Absatz. »Das Bild hängt hier in Los Angeles. Im Los Angeles County Museum of Art am Wilshire Boulevard. Das liegt gleich am –«
Als hätte man ihm die Hand auf den Mund gehalten, erstarb Justus das Wort auf den Lippen. Und auch Campbell, Peter und Bob waren wie von einem Stromstoß zusammengefahren. Alle starrten sie aus dem Fenster, das hinter dem Schreibtisch in die Wand eingelassen war. Pechschwarz lag der Schlosshof dahinter, denn die wolkenverhangene Nacht schluckte das Licht des zunehmenden Mondes. Aber für den Bruchteil einer Sekunde war im Lichthof des Fensters ein kalkweißes, blutverschmiertes Gesicht erschienen und hatte sie böse angegrinst!
Alte Ängste
»Wa-was … ist … Wer … Habt ihr …«, stammelte Peter und zeigte mit zitterndem Finger aus dem Fenster.
Justus brauchte noch eine Sekunde, dann löste sich seine Starre. Er beugte sich über den Schreibtisch, bekam den Fenstergriff zu fassen und drehte ihn. Sofort riss er das Fenster auf, kniete sich auf den Schreibtisch und spähte hinaus. »Weg. Er ist weg.«
»Wer … wer war das? Oder was?«, brachte Bob mühsam hervor.
»Was geht hier vor?« Campbell wirkte völlig verunsichert. »Ich … ich versteh das nicht. Wir … müssen nachsehen.«
Justus schüttelte den Kopf. »Der Kerl ist längst über alle Berge. Den finden wir da draußen in der Dunkelheit nie.«
Peter hatte den Finger immer noch ausgestreckt. »Ein Geist. Das war … ein Geist! Habt ihr das gesehen?«
»Unsinn!«, erwiderte der Erste Detektiv fast unwirsch. »Das war eine bemalte Fratze, nichts weiter.« Er sah Campbell fragend an. »Könnte es Mr Crockett gewesen sein?«
Campbell machte ein Gesicht, als hätte Justus Chinesisch gesprochen. »Edward? Wie kommst du auf diese Idee? Unsinn.«
Bob lehnte sich an den Schreibtisch. »Aber wer war das? Und warum geistert er hier herum und jagt uns einen Heidenschrecken ein?«
Justus sah noch ein letztes Mal hinaus auf den nachtschwarzen Schlosshof, durch den raunend eine Windböe strich. Dann schloss er das Fenster und setzte sich wieder auf den Stuhl. »Diese Fragen werden wir wohl erst beantworten können, wenn wir wissen, worum es hier geht. Von daher würde ich sagen, dass wir uns morgen dieses Bild einmal genauer ansehen. Vielleicht bringt uns das weiter.«
»Und Edward? Was machen wir wegen Edward?« Campbell sah noch immer zum Fenster hinaus. Die Erscheinung eben hatte ihm offenbar mehr zugesetzt, als er zugeben wollte.
Bob machte eine bekümmerte Miene. »Wie Justus schon sagte: Im Augenblick können wir gar nichts unternehmen. Eine Vermisstenanzeige nimmt die Polizei noch nicht
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