Handyman Jack - Story-Sammlung
Schrotgewehr immer noch in der Hand.
»Ich sagte, lass die Flinte fallen, oder du bist tot.«
»Na los doch«, sagte der schniefend. Er hielt weiterhin den Griff der Waffe fest. »Ich bin schon so gut wie tot.«
»Für den Mord an einem Polizisten – ja, da könntest du recht haben.«
»Ich habe keinen Polizisten getötet.« Jetzt fing er doch tatsächlich an zu schmollen.
»Vor ein paar Minuten hast du noch etwas anderes behauptet. Außerdem – wie geht es dem alten Costin, dem Besitzer? Lebt der noch?«
Der Fettsack nickte. »Ich hab ihn aufm Klo eingeschlossen.«
»Dann ist wenigstens einer noch am Leben.«
»Ich habe nie jemanden umgebracht. Das war Abdul. Er hat den Bullen umgenietet. Dabei war das gar nich’ nö tig. Er hatte den Kerl in Schach, aber dann hat er einfach abgedrückt und versucht, ihm den Kopf abzuschießen.«
Das passte zu dem, was Jack von der Halswunde des jungen Carruthers gesehen hatte. Seine Spucke schmeckte plötzlich bitter.
»Tolle Leistung! Er war gerade mal zweiundzwanzig. Ein, zwei Jahre jünger als du, würde ich mal schätzen.«
»Ich hab’s nicht getan, Mann!«
»Es spielt keine Rolle, wer abgedrückt hat. Du bist an einem Raubüberfall mit Todesfolge beteiligt. Da lautet die Anklage automatisch auf Mord.«
»Ich wusste, du bist ‘n Bulle.«
»Ich sagte es doch bereits – ich bin kein Bulle: Man muss kein Polizist sein, um zu wissen, dass du für lange Zeit verschwinden wirst.«
Die fetten Lippen bebten. »Ich hab schon gesessen.«
Er hob die Schrotflinte und Jack tauchte nach rechts weg, mit dem Finger am Abzug der Semmerling. Aber der abgesägte Lauf hob sich weiter und weiter, bis die Mündung sich in die Unterseite vom Kinn des Dicken bohrte.
Jack krümmte sich in Gedanken und wartete auf das Dröhnen und das Spritzen von Gehirnmasse.
Es kam nicht. Ein Schluchzer brach zwischen den Lippen des Fettsacks hervor, als er die Waffe sinken ließ und wieder auf dem Boden zusammensackte.
»Ich kann es nicht!«, greinte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
Jack fehlten die Worte angesichts dieses armseligen Wichts. Er schwieg.
»Ich kann nicht wieder in den Knast«, wimmerte der Dicke. »Ich kann einfach nicht.«
»Weswegen hast du gesessen?«
»Ich habe zehn Monate fürs Dealen gekriegt. Bin auf Bewährung.«
»Wie heißt du?«
»Henry, Henry Thompson. Alle nennen mich den fetten Henry.«
Ich weiß gar nicht, warum?, dachte Jack.
»Hast du Khambatta im Knast kennengelernt?«
Der fette Henry nickte wieder. »Er wartete auf seine Bewährung für eine Fünf-Jahres-Strafe, als ich reinkam. Wir wurden … Freunde.«
»Ihr beide scheint nicht sonderlich gut zueinander zu passen.«
»Er hat mich beschützt.«
Jack nickte. Er wusste, was das bedeutete.
»Verstehe.«
»Nein, Mann, das tust du nicht«, kreischte Henry und seine Stimme wurde lauter. »Du verstehst ‘nen Dreck. Du weißt ja gar nicht, wie das da drin ist! Ich war der Arsch für alle! Die Kerle haben unter der Dusche Schlange gestanden, um es mir zu besorgen. Ich wollte sterben!«
»Und Khambatta hat dich gerettet.«
Der fette Henry gab ein tiefes Seufzen von sich. »Ja. So ungefähr. Er hat mich unter seine Fittiche genommen. Er hat mich beschützt.«
»Er hat dich zu seinem Besitz gemacht, damit er dich ganz für sich haben konnte.«
»Ich bin nicht so einer, Mann! Ich habe nur getan, was ich tun musste, um das zu überstehen. Du kannst das nicht beurteilen, wenn du nicht selbst da drin warst.«
Jack schüttelte nur den Kopf. Er wusste nicht, wie viele Dinge es gab, für die es sich zu sterben lohnte, aber er war sich ziemlich sicher, diese Sache gehörte dazu. Und er wusste nicht, was er mit Henry machen sollte. Der war ein jämmerlicher Waschlappen, aber er war kein Mörder. Trotzdem würde er wie einer behandelt werden – und nicht nur wie ein Mörder, sondern wie der Mörder eines Polizisten.
»Und wieso warst du dann jetzt immer noch mit Khambatta zusammen?«
»War ich ja gar nich’. Er ist auch nicht so einer, jedenfalls nicht, wenn er draußen ist. Wir sind ungefähr zur gleichen Zeit entlassen worden und er hat mich letzte Woche angerufen, um ein paar schnell verdiente Mäuse einzusacken.«
»Klasse. Was du dir stattdessen eingefangen hast, ist die Freifahrkarte direkt zurück in den Knast.«
»Keine Chance, dass ich da wieder reingehe. Ich komm hier raus.«
»Und wie?«
»Die Bullen werden mir ‘nen Wagen besorgen.«
»Und das glaubst du wirklich? Was
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