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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Beifahrer zuckte die Achseln. „Er gehört schließlich zur Familie. Aber das ist egal. Ich werde sie rechtzeitig finden, ob er jetzt mit mir kooperiert oder nicht.“
    „Das hoffe ich für dich“, sagte Graumantel. „Der Zirkel hat mich um einen Bericht über unsere Fortschritte gebeten.“
    Der Beifahrer rutschte nervös auf seinem Sitz herum. „Ach ja? Was wirst du ihm sagen?“
    „Die Wahrheit.“
    „Das kann nicht dein Ernst sein.“
    „Ganz im Gegenteil“, sagte Graumantel.
    „Der Zirkel hasst Inkompetenz“, warf der Beifahrer ein.
    „Genau wie Verrat.“
    Der Beifahrer nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und fluchte nochmals. Dann meinte er: „Dann hilft alles nichts.“
    „Es gibt keinen Grund, dir in die Hosen zu machen. Noch haben wir unsere Frist nicht überschritten, und außerdem vernichtet der Zirkel keine Werkzeuge, die noch von Nutzen sein können.“
    Der Beifahrer lachte dreckig. „Hart, aber gerecht?“
    „Der Zirkel ist zumindest hart“, erwiderte Graumantel.
    „Wenn es notwendig sein sollte“, sagte der Beifahrer, „können wir ihn verschwinden lassen. Wir haben die Ressourcen dazu. Ich könnte jederzeit …“
    „Ich glaube, das wäre etwas voreilig, außer, er erweist sich als größere Bedrohung als bis jetzt“, sagte Graumantel. „Ich glaube, dem würde auch der Zirkel zustimmen.“
    „Wann werde ich ihn endlich treffen?“, wollte der Beifahrer wissen. „Von Angesicht zu Angesicht.“
    „Das ist nicht meine Entscheidung. Ich bin Verbindungsmann. Nicht mehr.“ Er zuckte die Achseln. „Aber wenn dieses Projekt zufriedenstellend verläuft, schätze ich, dass der Zirkel an einem Gespräch Interesse zeigen wird.“
    „Ich werde Erfolg haben“, sagte der Beifahrer düster. „Weit kann er sie ja nicht gebracht haben.“
    „Dann schlage ich vor, du legst los“, sagte Graumantel. „Ehe dich der Skavis noch um die Beute bringt.“
    „Uns um die Beute bringt“, korrigierte der Beifahrer.
    Ich hörte regelrecht, wie sich ein verhaltenes Lächeln in Graumantels Stimme schlich. „Natürlich.“
    Es folge ein weiteres, bedrückendes Schweigen, dann stieß der Beifahrer die Wagentür auf und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Graumantel beobachtete ihn, bis er in der Nacht verschwunden war. Dann stieg auch er aus. Immateriell zwang ich mich durch eine Willensanstrengung in das Fahrzeug und sah mich um. Die Verkleidung hinter dem Lenkrad war aufgebrochen. Jemand hatte es kurzgeschlossen.
    Eine Sekunde lang war ich hin- und hergerissen, welchem der beiden ich folgen sollte. Der Beifahrer wollte offensichtlich Informationen von jemandem. Das konnte bedeuten, dass er einen Gefangenen hatte, den er ausquetschen wollte. Andererseits war es auch möglich, dass er seinen Informanten nicht zum Singen brachte, egal, wie viele Drinks er ausgab. Ich wusste auch, dass er sich mir in der Vergangenheit bereits in den Weg gestellt hatte – und das war um einiges mehr, als mir von Graumantel bekannt war.
    Er war ein völlig anderes Kaliber. Er hatte schon einige Male versucht, mich umzulegen, und war an einem der jüngsten Todesfälle zumindest mitschuldig. Er war clever und hatte Verbindungen zu einer nebulösen Gruppe namens „der Zirkel“. Konnte es sich dabei in Wahrheit um meinen bisher rein in der Theorie existierenden Schwarzen Rat handeln?
    Er ließ jetzt das Auto, den Ankerpunkt für meinen Zauberspruch, hinter sich und wurde immer durchscheinender, je weiter er sich vom Wagen entfernte. Wenn ich ihm nicht in nächster Nähe folgte, würde er sich einfach in der Stadt verlieren.
    Wer auch immer der Beifahrer war, ich hatte ihn augenscheinlich bereits einmal mit eingezogenem Schwanz in die Wüste geschickt. Wenn ich es einmal getan hatte, konnte ich es wieder tun.
    Also Graumantel.
    Ich hielt mich dicht an ihn und konzentrierte mich darauf, den Spruch klar auf das neue Ziel zu richten, während ich ihm folgte. Er schlenderte mehrere Blocks weit, eher er scharf in eine Gasse abbog, eine Treppe nach unten stieg und an einer zugenagelten Tür stehenblieb, die zu einer ehemaligen Kellerwohnung wie meiner eigenen gehören musste. Er sah sich um, rüttelte an einer Kette, die zuvor den Eindruck erweckt hatte, als wäre sie an der Wand festgerostet, öffnete die Tür und verschwand im Inneren.
    Kacke. Wenn dieser Ort eine Schwelle besaß, konnte ich ihm nie und nimmer folgen. Ich würde mir nur den Schädel an einer unsichtbaren Barriere einrennen wie ein Vogel an

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