Harry Potter - Der siebte Horkrux
Grabstein aus und ließ sie über die Gravur der Namen seiner Eltern fahren. Der Druck seiner Finger traf auf nichts als kalten, unnachgiebigen Stein. Harry kniff die Augen zusammen und drängte die Tränen zurück.
Plötzlich war alles zu viel geworden. Harry schlang sich die Arme um den Körper und ließ seinen Kopf hängen, während die Wirklichkeit ihm zu entschlüpfen drohte.
Remus erschien wieder neben ihm. Harry wusste nicht, wie er dorthin gekommen war. Er war ohnehin nicht wirklich. Nichts war mehr wirklich.
Remus, der sehr besorgt zu sein schien, sprach auf ihn ein, doch Harry war kaum anwesend. Worte bedeuteten sowieso nichts, weil es alles nur eine Illusion war. Warum hörte Remus nicht auf, seinen Namen zu rufen?
Er würde niemandem antworten, der nicht wirklich da war.
Nun ging er. Remus führte ihn weg – er konnte nicht die Worte hervorbringen, ihm zu sagen, dass er nicht gefunden hatte, was er in erster Linie gesucht hatte. Seine Beine waren bleischwer und er konnte sie kaum von der Stelle heben. Das plötzliche Gefühl, eingeengt zu sein, traf Harry wie ein Schlag. Doch er schrie nicht auf, da es nicht wirklich passierte.
Harry blinzelte und realisierte, dass er sich nun an einem anderen Ort befand. Das Hauptquartier, so schien es. Aber er war nicht wirklich hier. Es war so kalt und er konnte nichts tun, um wieder Wärme in seinen Körper zu bekommen. Er taumelte, doch Remus fing ihn auf, bevor er zu Boden fiel.
»Harry!« Remus' Stimme klang barsch und leicht panisch. Harry schwieg.
Remus führte ihn in die Eingangshalle hinein. Eine große Menschenmenge befand sich dort. Gesichter, die er kannte, aber nicht einordnen konnte. Er wusste nicht, warum er es überhaupt erst versuchte. Der Raum begann sich zu drehen und verursachte Übelkeit in ihm. Stimmen ertönten, die ihn riefen. Doch er konnte die Worte nicht verstehen. Also ignorierte er sie.
Harry sah, wie Hermine auf ihn zukam. Tränen strömten ihr Gesicht herunter, während sie sprach. Er wich von ihr weg und Ron hielt sie zurück, ihr etwas ins Ohr flüsternd. Sie blickte ihn finster an, hörte aber auf zu schreien und starrte Harry stattdessen besorgt an. Harry drehte sich weg. Er wollte ihre Fragen nicht beantworten. Sein Blick glitt über die vielen Gesichter, suchend...
Als er sie erblickte, saß sie in einem Sessel in einer Ecke des Zimmers. Doch für ihn schien sie der Mittelpunkt aller Aktivität zu sein. Ihre braunen Augen waren mit Sorge gefüllt, als sie sich langsam erhob und ihm einfach die Arme entgegenstreckte. Es zog ihn zu ihr, als wäre sie ein Leuchtfeuer auf einer schroffen, stürmischen See. Er sank in ihre Umarmung, und obwohl sie einen guten Kopf kleiner war als er, beugte er sich hinunter und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Sie schlang ihre Arme um ihn und drückte ihn fest an sich, während er sich an sie klammerte.
Harry konnte schlurfende Geräusche hinter ihm vernehmen und nahm an, dass Remus die anderen aus dem Zimmer scheuchte, doch er schenkte dem keine Aufmerksamkeit. All seine Energie war darauf gebündelt, seine Haltung zu bewahren und nicht zusammenzubrechen. Ginny half ihm dabei.
Erinnerungen an den Tag, an Wurmschwanz' Worte und daran, was sie bedeuteten, blitzten durch seinen Kopf und er begann zu zittern. Ginny verstärkte ihre Umarmung und fing an, ihm sanfte und zärtliche Worte zuzuflüstern, um ihn zu beruhigen. Harry fühlte sich schlecht in dem Wissen, dass er ihr das Herz brechen würde.
Er kniff die Augen zusammen und verwünschte die Welt. »Ginny.«, krächzte er. »Ich werde sterben.«
»Sag so etwas nicht, Harry. Natürlich wirst du nicht sterben. Wir stecken alle zusammen darin und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.«, erwiderte sie heftig.
Harry war nicht imstande, weitere Worte hervorzubringen. Er würde ihr alles erzählen müssen, doch nicht jetzt. In diesem Augenblick wollte er sie nur festhalten und von ihr gehalten werden, sich zum ersten Mal an diesem Tag geborgen fühlen.
So wie er dort stand, von der Wärme ihrer Umarmung umhüllt und den blumigen Duft ihrer Haare einatmend, konnte er, für einen kurzen Moment, beinahe glauben, dass es wirklich war.
Kapitel 7: Fortschritte
Langsam erwachte Harry, während ihm allmählich die Helligkeit bewusst wurde, die seine geschlossenen Augenlider durchbohrte. Träge rollte er sich, in der Hoffnung, wieder eindösen zu können, auf die Seite und fiel beinahe aus dem Bett. Es gelang ihm in letzter Sekunde, sich vor einem
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