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Hartmut und ich: Roman

Hartmut und ich: Roman

Titel: Hartmut und ich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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Rasen, während der Trainer am Spielfeldrand auf und ab läuft und Halbsätze wie »Timmo, rechts!« oder »Abdel, die Räume dicht!« auf den Platz brüllt.
    Die Männer, die hinter uns auf den Steintreppen stehen, verschränken die Arme und deuten lose mit dem Finger auf den heimischen Torwart. »Das ist der Junge vom Richter, der steht erst seit dieser Saison im Kasten«, sagt ein großer Mann in Lederjacke, dessen graue, fettige Haare wie ein feuchter Putzlappen hinten über den Kragen hängen.
    »Dem Elektro-Richter?«, fragt ein kleinerer Mann in Jeansjacke und beigefarbenen, sauberen Boots, leiser und wärmer.
    »Ja.«
    »Hat der nicht damals bis Oberliga gespielt?«
    »Jaja, war ein guter Fußballer!«, schaltet sich ein Dritter ein und zieht dabei die Augenbrauen hoch, um die Relevanz der Aussage zu betonen. Er scheint der Älteste aus der Sippe zu sein, sein Gesicht ist von Furchen und Falten durchzogen, und doch wirkt er irgendwie fit und kompakt, wie er da braun gebrannt und wie ein Zeugwart in seinem Trainingsanzug dasteht. Auf dem Platz foult ein Spieler der Gäste einen heimischen Stürmer. Der Schiri pfeift und fummelt nach den Karten. Hartmut macht Notizen.
    »Ach was, dat war doch nix!«, brüllt der fetthaarige Mann, und seine Augen funkeln noch fieser, als sie es schon im Normalzustand tun.
    »Was hast du denn für Sorgen?«, mault der gefoulte Spieler seinen Gegner an, macht dabei schmerzerfüllt »tssssssss« und hält sich das Schienbein. Der steht daneben, blickt den Schiri an und zieht die Schultern hoch.
    »Ja, die sind schnell dabei mit Foulen!«, sagt der Zeugwart jetzt, und der Fetthaarige bestätigt: »Das siehst du auch in der Bundesliga. Die Tschechen, die Polen, die Russen, die Türken. Wenn du einen brauchst, der richtig holzt, dann musst du dir so einen holen.«
    »Und dann stehen sie immer schön da und tun unschuldig!«, sagt der Zeugwart.
    »Aber die Tschechen sind doch nun Techniker, da müsst ihr schon differenzieren«, sagt der kleine Mann mit den beigefarbenen Boots und hebt den Zeigefinger. Seine Augen leuchten. Unter seiner Jeansjacke ist ein Hemd zu sehen, das wie das Oberteil eines Schlafanzugs aussieht. Er wirkt freundlich.
    Der Schiri hat Gelb gezeigt, das Spiel geht weiter, Hartmut konzentriert sich auf das Feld und seinen Notizblock.
    »Wo stehen die noch mal?«, fragt jetzt ein vierter Mann aus der Runde, der eine kleine Sonnenbrille trägt, Goldkettchen über der Armbanduhr hängen und pechschwarze Haare hat. Er hat einen Hund dabei, einen riesigen, gutmütigen Mischling.
    »Die sind Vorletzter!«, sagt jetzt wieder der Zeugwart und schraubt seine Augenbrauen noch höher, während er das Wort betont wie eine Mutter, die rauskriegt, dass ihr Kind die elementarsten Dinge nicht weiß. »Unter denen steht nur noch Türkiewiszpor oder wie die heißen. Dieser Muselmanen-Club da, weißt schon!«
    Ich bemerke, wie Hartmut einen Nanometer zusammenzuckt. Seine Ohren drehen sich einen Hauch nach hinten. Er ist wohl doch nicht wirklich so sehr beim Spiel, wie es scheint. Seine Augen beobachten den Ball, seine Ohren aber ertasten Gefahr.
    »Boh ja, hör auf, du!«, sagt der Fetthaarige, und es klingt, als wolle er dabei einen Klumpen aus der Kehle würgen.
    »Dass so was überhaupt eine Zulassung für die Liga kriegt, was? Wie willst du denn mit den Brüdern sprechen, wenn die nicht mal richtig Deutsch können?«, sagt der Zeugwart, schüttelt dabei den Kopf und sieht auf seine Schuhe.
    »Frag mal den Sohn von der Henni, der ist Lehrer an der Berufsschule, da gibt es gar kein Deutsch mehr!«, wirft das Hundeherrchen ein. »Aber Handys haben die, in allen Variationen!«
    Der kleine Mann mit dem Schlafanzug unter der Jacke und den Schuhen sagt nichts, wippt mit dem Kopf und sieht seine Kollegen ein wenig nachsichtig an. Hartmut scharrt mit den Schuhen. Dann sagt er: »Lass uns mal ’ne Runde laufen.«
    Wir laufen eine Runde um den Platz, und just in dem Moment, wo wir hinter dem Tor stehen, fällt der erste Treffer für die Gäste, die bloß Vorletzter sind und einen Platz über den Muselmanen stehen. »Gutes Timing«, sage ich und lächele. Hartmut notiert sich Torschütze und Minutenzahl und grinst zurück. Als ich kurz auf den Block sehen kann, bemerke ich, dass er »69. Minute« geschrieben hat, obwohl wir erst die erste Halbzeit haben. Ich sage nichts.
    Nach Ende der ersten Hälfte gehen wir in die Vereinskneipe. Im Fernseher läuft die Premiere-Konferenz der zweiten Liga,

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