Heartbreaker - Chartbreaker
aufzutreiben war, wenn ich ihr wirklich etwas zu erzählen hatte! Mein erster Kuss mit James, im Kühlraum des ScooperDooper - wenn das keine Neuigkeit war! Victoria war an diesem Abend mit Jonah, dafür aber ohne ihr Handy losgezogen, deshalb wusste sie noch nichts von den neuesten Entwicklungen zwischen James und mir und auch nichts davon, dass ich von nun an meine Schultage im Vorzimmer des Direktors verbringen musste.
Auf dem Weg zur Schule riss mich am nächsten Morgen ein unerwarteter Anruf aus meinen romantischen Träumereien. Ich hatte den Kopf so voller rosaroter Gedanken, dass ich mich meldete, ohne vorher aufs Display geguckt zu haben. Wer anders als Victoria wagte es schon, mich um Viertel vor acht am Morgen anzurufen?
Aber es war nicht Victoria. Ganz und gar nicht. »Hallo!«, sagte eine Stimme. »Bin ich hier richtig? Spreche ich mit der Audrey?«
»Ähm, ja«, antwortete ich. »Kommt drauf an.« Wer ist denn dieser komische Typ? , dachte ich.
»Audrey! Guten Morgen! Hier ist Jim Jenkster! Persönlicher Agent für außergewöhnliche Persönlichkeiten! Schätzchen, von heute an wird sich dein Leben gewaltig ändern! Von dieser Minute an! Verlass dich ganz auf mich!«
»Jim Jenkster?«, fragte ich. Jim Jenkster war der Typ, der auf Paparazzi-Fotos irgendwelcher C-Promis immer im Hintergrund zu sehen war, ein schleimiger Agent, gegen den bereits mehrere Klagen wegen sexueller Belästigung gelaufen
waren. Bisher hatte er es noch immer geschafft, sie außergerichtlich beilegen zu lassen. Ein echter Gewinner-Typ. Na ja, was war auch anderes von jemand zu erwarten, der Jim Jenkster hieß. So ein Name prägt einen fürs ganze Leben.
Trotzdem konnte ich es nicht glauben, dass mich tatsächlich gerade Jim Jenkster anrief. »Jonah, bist du das?«, fragte ich deshalb. »Es ist noch total früh - hab nicht gedacht, dass ihr um diese Zeit überhaupt schon wach seid. Hatte Victoria die Idee zu diesem wahnsinnig witzigen Spaßanruf? Wenn das so ist, dann gib sie mir, ich muss nämlich unbedingt, unbedingt, unbedingt mit ihr reden und -«
»Ja, ja, ja! Das ist perfekt! Diese Stimme , diese Ausstrahlung! Schätzchen, wenn das alles vorbei ist, wird sich niemand mehr an die Do-Gooders erinnern, aber jeder wird wissen, wer Audrey ist!«
Ich saß in meinem Auto, die Ampel hatte auf Rot geschaltet und ich musste herzhaft gähnen, so müde war ich noch. Nein, das war nicht Jonah. »Sind Sie wirklich Jim Jenkster?«, fragte ich.
»So wirklich, wie die Sonne vom Himmel scheint! Oder die UV-Strahlen im Solarium! Hahaha!«
Ich musste lachen. Ich konnte nicht anders. »Warum rufen Sie mich an?«, fragte ich zwischen zwei Lachsalven. »Denn mal ganz ernsthaft: Ich brauche keinen Agenten. Vielen Dank für den Anruf, aber bieten Sie Ihre Dienste besser jemand an, der das zu schätzen weiß.«
»Ach, das ist köstlich! Absolut köstlich! Du gefällst mir, Schätzchen! Das klingt so ganz nach Audrey, Audrey!«
»Einmal Audrey reicht!«
»Nein, du bist die Audrey, Audrey! AUDREY großgeschrieben! Ich werd dir jetzt mal erzählen, wie ich mir das gedacht habe: Wir schicken dich zuerst mal zu den Filmpremieren, Schätzchen. Das ist für den Anfang immer gut. Der rote Teppich und deine frische jugendliche Ausstrahlung, das wirkt wie Dynamit!«
»Wie Dynamit?«
»Ich habe hier eine Liste von Jungstars. Die heißen Typen von morgen. Die Schärfsten. Jeder von ihnen spielt die Hauptrolle in einer der TV-Serien, die im nächsten Frühjahr starten. Große Dinger. Riesengroße Dinger. Die werden kometenhaft aufsteigen. Mit denen werde ich dich zusammenbringen.«
Ich holte tief Luft. Dieser Jim Jenkster hatte sie wohl nicht mehr alle. Das viele Zähnebleichen musste ihm direkt ins Gehirn geätzt sein. »Hören Sie mal«, sagte ich zu ihm. »Das alles interessiert mich nicht. Ich will keine Verabredungen mit Schauspielern aus Fernsehserien. Oder mit Rockstars. Oder mit irgendjemand, der einen Agenten hat und eine Begleitung für den roten Teppich braucht. Okay? Auf Nimmerwiederhören, Mr Jenkster.«
Dann legte ich auf. Jim Jenkster. Persönlicher Agent für außergewöhnliche Persönlichkeiten.
Ich war in der Schule.
Und ich setzte mich in das Vorzimmer des Direktors.
Allein.
Seufz.
Als Victoria zwischen der ersten und zweiten Stunde auf dem Gang vorbeikam, hielt sie verblüfft an. »Was machst du denn hier?« , kreischte sie, während drei andere Schüler in sie hineinrauschten. »Warum bist du nicht in deiner normalen
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