Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
das Ihnen gefällt?«
    »Eigentlich noch nicht.« Ich ging zum Tresen. »Ich bin nicht auf dem Weg nach New Hok. Ich suche nach etwas, das organische Defekte verursacht. Etwas, das man auf einer Party tragen kann.«
    »Oho. Ein Fleischkiller also.« Sie blinzelte. »Das ist in dieser Gegend gar nicht so ungewöhnlich, wie Sie vielleicht denken. Dann wollen wir mal sehen.«
    Sie klappte ein Terminal aus der Wand hinter dem Tresen und rief ein Datengitter auf. Aus der Nähe sah ich, dass ihr Haar keinen Hauptstrang hatte, und auch die dickeren Strähnen, die normalerweise um ihn herum lagen, fehlten. Das übrige Haar hing ihr strähnig und bewegungslos über die blasse Kopfhaut und konnte eine lange, gekrümmte Narbe auf einer Seite der Stirn nicht ganz verbergen. Das Narbengewebe glänzte im Licht der Terminalanzeige. Ihre Bewegungen waren steif, und es mangelte ihr an der DeCom-Eleganz, die Sylvie und die anderen an den Tag legten.
    Sie spürte meinen Blick und lachte leise, ohne sich von der Anzeige abzuwenden.
    »Man sieht hier nicht viele Leute wie mich, was? Wie in dem alten Lied – Sieh nur, wie der DeCom schleicht. Oder wie er sich eben gar nicht mehr bewegt, was? Die Sache ist die, dass Leute wie ich im Allgemeinen nicht so gerne in Tek’to rumhängen und sich daran erinnern lassen, wie es war, als man noch ganz war. Wenn man Familie hat, geht man zu ihr zurück, wenn man eine Heimatstadt hat, geht man dorthin zurück. Und wenn ich mich erinnern könnte, ob und wo ich so etwas habe, würde ich auch von hier verschwinden.« Sie stieß ein weiteres leises Lachen aus. Es klang wie Wasser, dass durch ein Rohr gluckerte. Ihre Finger bearbeiteten das Datengitter. »Fleischkiller. Da sind sie ja schon. Wie wäre es mit einem Schredder? Ronin MM86. Kurzläufiger Monomolblaster. Damit kann man einen Menschen auf zwanzig Meter Entfernung zu Haferschleim machen.«
    »Ich sagte doch, ich will etwas Leichtes.«
    »Ja, das haben Sie gesagt. Tja, die Ronins werden im Monomol-Bereich nicht viel kleiner als die 86er. Wie wär’s mit einer Projektilwaffe?«
    »Nein, ein Schredder ist gut, aber er muss kleiner sein. Was haben Sie noch im Angebot?«
    Die Frau saugte an ihrer Oberlippe, wodurch sie wie eine alte Vettel aussah. »Tja, es gibt natürlich noch ein paar alte Hausmarken – H&K, Kalaschnikow, General Systems. Größtenteils gebraucht. Frischlings-Tauschware für Mimint-Killer-Ausrüstung. Schauen Sie sich mal die GS Rapsodia an. Sensorresistent und sehr handlich. Liegt unter der Kleidung flach an, hat aber trotzdem einen Autoform-Griff. Reagiert auf Körperwärme und wird größer, um sich der Hand anzupassen. Wäre das was?«
    »Welche Reichweite?«
    »Hängt von der Streuung ab. Bei geringer Streuung könnte man ein Ziel auf vierzig, fünfzig Meter erwischen, würde ich sagen. Wenn man eine ruhige Hand hat. Bei weiter Streuung ist nicht viel Reichweite rauszuholen, aber dafür räumt das Ding ein ganzes Zimmer auf.«
    Ich nickte. »Wie viel?«
    »Oh, da lässt sich sicher eine Einigung finden.« Die Frau blinzelte unbeholfen. »Kauft Ihre Freundin auch was?«
    Sylvie stand am anderen Ende des Ladens, sechs oder sieben Meter entfernt. Sie hörte die Frage und warf einen Blick in Richtung Datengitter.
    »Ja, ich nehme die Szeged-Stoßpistole, die dort aufgelistet ist. Haben Sie dafür noch mehr Munition?«
    »Ähm… ja.« Die Verkäuferin warf ihr einen kurzen Blick zu und sah dann wieder auf ihre Anzeige. »Aber das Ding nimmt auch Ronin-SP9-Munition. Werden inzwischen kompatibel hergestellt. Ich kann zwei oder drei Streifen dazugeben, wenn Sie…«
    »Tun Sie das.« Sylvie begegnete meinem Blick mit undeutbarer Miene. »Ich warte draußen.«
    »Gute Idee.«
    Niemand sagte etwas, bis Sylvie durch den Muschelvorhang hinausgerauscht war. Einen Moment lang starrten wir ihr beide hinterher.
    »Die kennt ihren Datencode«, bemerkte die Verkäuferin gut gelaunt.
    Ich sah in ihr faltiges Gesicht und fragte mich, ob ihre Worte eine tiefere Bedeutung hatten. Als offene Zurschaustellung der DeCom-Fähigkeiten, die ihr Kopftuch eigentlich verbergen sollte, hatte Sylvies detailgenaue Lektüre des Datengitters auf diese Entfernung geradezu nach Aufmerksamkeit geschrien. Aber es war unklar, wie leistungsfähig der Verstand der Waffenhändlerin war oder ob sie sich überhaupt für etwas anderes als einen schnellen Verkauf interessierte. Oder ob sie sich in ein paar Stunden überhaupt noch an uns erinnern würde.
    »Ein Trick«,

Weitere Kostenlose Bücher