Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
Weiblichkeit verlieh. »Und was wäre das, Lord Lancelot?«
»Grace.« Lance beugte sich vor und stützte die Arme auf den Tisch. »Ich will die Genehmigung des Hohen Rates, sie zu heiraten.«
Morgana machte große Augen. »Ach! Hat sich der Mörder von Avalon verliebt?«
Lance straffte die Schultern. »Sei nicht albern. Ich bin es nur leid, allein zu sein. Grace und ich … wir passen zueinander. Sie ist intelligent, sinnlich, mutig …«
»Und ich habe andere Pläne für sie.« Morgana zog das dicke, illustrierte Buch auf ihrem Tisch ein wenig näher und nahm einen Stift zur Hand, als hätte sie zu arbeiten. »War das alles?«
»Nicht, wenn du sie mit der Gabe ausgezeichnet sehen willst.« Lance verschränkte die Arme und nahm die Haltung eines Mannes an, der sich nicht umstimmen lassen würde. »Entweder unterstützt du mich in dieser Sache, oder ich rühre sie nicht noch einmal an.«
»Pah! Du bist nicht der einzige Magus in Avalon.«
»Aber der Einzige, den sie nicht abweisen wird. Sie ist immer noch in mich verliebt.«
»Das mag ja sein.« Morganas Ausdruck blieb kalt und abweisend. »Doch es gibt auch solche, die loyal genug sind, dafür zu sorgen, dass sich Grace’ Gabe entfaltet.«
Lance versteifte sich. Da war sie wieder, die Drohung, die er erwartet hatte. Instinktiv verlängerten sich seine Zähne. »Dann wirst du einen solchen Fanatiker verlieren, denn ich werde jeden Magus töten, der auch nur versucht, sich ihr zu nähern.«
Morgana erhob sich langsam, und helle Funken, ein unübersehbares Zeichen ihrer Macht, sprühten in der Düsternis ihrer erweiterten Pupillen auf. »Du wagst es, dich aufzulehnen, Lord Lancelot?«
Mit einem einzigen Gedanken könnte sie ihn auf der Stelle in Flammen aufgehen lassen oder die anderen Mitglieder der Tafelrunde herbeirufen, damit sie ihn töteten. Lance dachte jedoch nicht daran, sich einschüchtern zu lassen. »Ich habe Avalon immer treu gedient. Alle Aufgaben, mit denen mich der Hohe Rat in den letzten sechzehnhundert Jahren betraut hat, habe ich erfüllt, egal, wie scheußlich sie auch waren. Selbst als es mich zerbrach. Und jetzt verlange ich etwas dafür.« Er beugte sich wieder vor und konzentrierte den Blick – und seinen Willen – auf Morgana. »Du bist es mir schuldig.«
Langsam erstarb die tödliche Energie in ihren Augen, ihre Lider senkten sich.
Während Lance mit zunehmendem Unbehagen zusah, kam Morgana um den Schreibtisch herum zu ihm. Mit jedem ihrer geschmeidigen Schritte schien der weiße Anzug heller und heller an ihr zu glühen. »Ja. Ja, du hast uns in all diesen Jahrhunderten gedient. Vielleicht verdienst du ja eine Belohnung.«
Lance musste sich beherrschen, um nicht misstrauisch einen Schritt zurückzutreten.
Zu seinem Erstaunen ließ Morgana sich langsam vor ihm auf die Knie nieder, während das Glühen um sie herum erstarb. Ihr Zauber hatte ihren strengen weißen Anzug in ein durchsichtiges weißes Spitzennegligé verwandelt, das vorne nicht geschlossen war und einen atemberaubenden Blick auf verführerische nackte Haut erlaubte.
Unwillkürlich glitt Lance’ Blick von Morganas schlankem Hals zu ihren festen Brüsten mit den rosig angehauchten Spitzen, zu den schier endlosen Beinen und dem dunklen Dreieck zwischen ihnen. »Du kannst mich nicht mit einer schnellen Nummer bestechen«, sagte er scharf.
»Nicht mit einer ›Nummer‹ – was ist das überhaupt für ein vulgäres Wort? Nein, ich bin bereit, einen Eid zu leisten, dir zu dienen.« Ihre Stimme schien ein Netz aus Verlockung und Verführung um ihn herumzuspinnen – es war nicht ganz ein Zauber, aber verdammt nahe daran. »Überleg es dir, Lance. Stell dir doch nur einmal vor, du könntest ein ganzes Jahr über Morgana Le Fay gebieten. Und ich versichere dir, dass das ein Angebot ist, das ich noch keinem anderen Mann gemacht habe.«
Lance blickte auf ihr schönes Gesicht herab, und für einen Moment schossen ihm dunkle Bilder durch den Kopf. Er würde sie besitzen können, ihr Blut trinken und süße Rache an ihr nehmen können für all den Missbrauch, den sie ihm jahrhundertelang zugemutet hatte, und so oft er wollte.
Vor ein paar Tagen noch hätte er sich auf die Chance gestürzt, die Hexe so vollkommen in seine Gewalt zu bekommen, doch nun dachte er an Grace, wie sie sich im Schlaf an seine Brust gekuschelt hatte, ihr Atem warm an seiner Haut …
Und er stellte zu seiner eigenen Bestürzung fest, dass Morganas verführerisches Angebot ihn absolut nicht
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