Herr der Finsternis
in diesen Kerkern hier verbracht, in denen das Essen nicht das beste ist.«
»O Andres, wirst du mir vergeben?« fragte sie, und die stählerne Härte wich aus ihrer Stimme, und schien beinahe wieder ein Mädchen zu sein.
»Aye«, sagte ich verbittert, »denn es war ein leichtes, was du mir angetan hast, mich am Abend meiner Flucht zu verraten und zu verhindern, daß ich in mein Heimatland zurückkehren konnte. Warum sollte ich dir deshalb zürnen?«
»Beim Kreuz Jesu, Andres, ich hatte nichts mit dem Verrat an deiner Flucht zu tun. Ein paar Portugiesen in der Mannschaft des Holländers haben von deinem Plan erfahren und ihn Caldeira de Rodrigues verraten.«
»Ah, so war es also. Du hast lediglich die Geschichte erfunden, ich hätte dich mit Gewalt genommen, das war alles.«
Sie senkte den Blick. »Ich war sehr zornig auf dich.«
»Weil ich dich zurückgewiesen habe?«
»Deshalb und weil du das Sklavenmädchen an meine Stelle genommen hast.«
»Du warst nicht meine Frau. Sollte ich für den Rest meiner Tage allein schlafen, außer wenn du mich einmal rufen läßt?«
»Ich hätte dich oft rufen lassen«, erwiderte sie darauf. »Ich konnte es nicht ertragen, daß du dich mit diesem Tier vereinigst.«
»Keine Tier, meine Dame, sondern eine gute Christin, eine bessere als manche andere in dieser Stadt, die vorgeben, Christen zu sein, aber auch mit dem Teufel schachern. Und sie hatte ein warmes und freundliches Herz, wo es hier einige gibt, die dort überhaupt nichts haben.«
»Warum hast du sie gekauft?«
»Um sie vor dem Übel zu bewahren, in einen tödlichen Dienst verschifft zu werden.«
»Und um sie zu deiner Konkubine zu machen?«
»Dies geschah erst nachher; dies hatte ich nicht vorgesehen. Und vergiß nicht, ich hatte geglaubt, du wärest tot. Es hieß, du wärest auf deinem Weg nach Portugal über Bord geworfen worden.«
»Aber dieses Schicksal blieb mir erspart. Warum hast du sie nicht verstoßen, als ich nach São Paulo de Luanda zurückkehrte?«
Ich sog die Atemluft tief ein und gab sie langsam wieder frei. »Was für einen Wert hat es, über diese Dinge zu sprechen, Doña Teresa? Sie war meine Dienerin und meine Gefährtin. Du hattest dir einen Gatten genommen. Du und ich, wir mußten verschiedene Leben leben, und sie war ein Teil von meinem. Als ich dir dies berichtete, wolltest du es mir nicht zugestehen, sondern hast dich wie ein wildes Tier mit deinen Klauen auf sie geworfen und dann eine ungeheuerliche Lüge erzählt, die mir beinahe die Todesstrafe eingebracht hätte. Doch warum sollen wir in diesen Sachen graben? Es ist schon lange her.«
Sie kam um den Tisch herum und trat näher zu mir, so daß ich das Parfum roch, das sie aufgelegt hatte, und ich stellte mir vor, es käme eine pochende Hitze von ihr, eine Wärme wie die der Sonne, die von den beiden Zwillingsspitzen ihre Brüste und von dieser dunklen, heißen, wolligen Stelle darunter ausstrahlte, die ich so gut kannte.
»Ich habe ein schändliches Ding getan, dich so fälschlich zu beschuldigen«, sagte sie. »Doch ich war erzürnt, Andres, ich war von Sinnen, ich war nicht bei Verstand. Danach habe ich im Innern bereut und große Schuld über die Sünde verspürt, die ich dir angetan habe, und bin zu Don João gegangen und habe ihn gebeten, dich von deinem Todesurteil zu begnadigen.«
»Ah, dann verdanke ich dir mein Leben«, sagte ich halb im Spott.
»Das wäre etwas übertrieben, denn Don João hatte sich bereits entschieden. Er fand in seinem Herz nicht den Willen, dich zu hängen, und so zögerte er seine Entscheidung hinaus und ließ dich im Kerker. Als ich mit ihm sprach, stärkte dies seinen Entschluß, und er entschied, dein Urteil in eine lebenslange Verbannung nach Masanganu umzuwandeln.«
»Ein überaus angenehmer Ort.«
»Angenehmer als der Galgen, nicht wahr, Andres?« Sie streckte eine Hand nach mir aus, berührte mich aber nicht. »Wie du sagtest: es war vor langer Zeit. Mein Zorn entsprang lediglich meiner Liebe zu dir. Ich habe meine Falschheit bereut und innerlich, in meiner Seele, dafür Buße getan. Und ich bitte dich nun, mir zu vergeben.«
»Was wird nun aus mir werden?«
»Du stehst wieder unter Anklage auf Todesstrafe, weil du unrechtmäßig aus deiner Verbannung geflohen bist. Doch erneut zögert Don João, dich zu hängen, aus einer seltsamen Zuneigung zu dir heraus. Und erneut habe ich für dich gesprochen.«
»Dann ist Don João noch Gouverneur?«
»Er ist alt und krank, und ich glaube, er
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