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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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sind nicht unverwundbar.“
    „Sie schmecken wie Hühnchen.“
    „Hm. Gut, falls uns einmal alle Vorräte ausgehen, können wir das berücksichtigen. Aber zumindest vorerst sind sie gegen Feuer empfindlich, was uns die Möglichkeit gibt, uns gegen sie zur Wehr zu setzen. Und in Rinnval treffen wir auf die Mitglieder der Gilde. Vielleicht erkennt einer von ihnen die Handschrift eines Schülers in diesem Stück.“
    Seine Finger glitten über die rauen Kanten und krakeligen Runen. „Eines sehr schlechten Schülers“, fügte er hinzu.
    Dieser Gedanke barg keine Erleichterung – Enttäuschung konnte große Entschlossenheit verleihen, und diese war eine der tiefsten und zugleich unberechenbarsten Quellen der Magie.
    ***
    Dass sie die Grenze nach Zlaival überquert hatten, merkten sie nicht nur an der sich verändernden Topografie und der zunehmenden Gefahr, von einer Lawine erfasst zu werden, ehe man sich in einem Felsspalt ein Bein brach.
    Weit auffälliger war die immer größer werdende Zahl an Leuten, denen sie begegneten. Flüchtlinge drängten sich in kargen Dörfern zusammen, Kämpfer und Kampfwillige schleiften Messer und Mistgabeln. Über allem lag die hoffnungsvolle Betriebsamkeit, die Menschen nach schweren Zeiten entwickeln, wenn sie glauben, diese wären vorbei.
    Daenas Herz schmerzte bei dem Gedanken daran, dass es diese Leute sein würden, die den Morochai als Erste zum Opfer fallen würden, sobald sie in den Norden vorzudringen begannen. Die Truppe jedoch ließ sich von der sie umgebenden Stimmung anstecken, erleichtert, den wochenlangen frostigen Marsch bald endlich beenden zu können.
    Ihr Vakka antreibend, verließ sie ihre gewählte Position in der Nachhut und drängte sich durch die plaudernde und scherzende Truppe nach vorne, wo Berekh und Ozi in ein Gespräch vertieft waren, dessen Thema sich um die Möglichkeit oder Unmöglichkeit zu drehen schien, Eis magnetisch aufzuladen, um so ein Antikraftfeld erschaffen zu können.
    Nachdem sie dieser für sie sinnlosen Debatte lange genug gelauscht hatte, nutzte sie eine Atempause, um sich ins Gespräch einzuschalten.
    „Wie sieht ein Zlaiku aus?“
    Berekh musste sich im Sattel umdrehen, um sie ansehen zu können. „Gut einen Meter hoch, fast genauso breit. Pelzig, große Ohren, kleine Hände. Weniger wehrhaft, als sie tatsächlich sind, aber mehr als man sie unter gewöhnlichen Umständen erlebt. Wieso?“
    „Ich weiß nicht. Sollten wir nicht mittlerweile welche gesehen haben?“
    „Die meisten werden sich weiter im Inneren aufhalten, mit der großen Zahl an Fremden hier erst recht. Sie leben sehr zurückgezogen und lieber unter sich“, erklärte der Zauberer.
    „Weg von den Menschen, meinst du.“
    „Das vor allem, ja.“
    „Was ist mit den anderen Rassen? Ich habe eine halb erfrorene Dryade gesehen, ein paar Schrate und Kobolde, aber der Großteil der Leute hier sind Menschen.“
    Berekh warf dem Lindwurm einen Blick zu und schwieg. Ozlakzbrat seufzte tief, ehe er antwortete. „Die Zeit der Mythen neigt sich dem Ende zu, Menschlein. Wir flüchten, wir adaptieren uns, oder wir sterben. Es ist das Schicksal der langlebigen Rassen, dass sie immer weniger werden, während ihr immer mehr werdet. Es wird der Tag kommen, an dem wir endgültig verloren gehen werden. Gräm dich nicht darum, Menschlein. Das ist nun mal der Lauf der Welt.“
    Daena sah zu Sikaîl, dem lebenden Beispiel für die Adaption der Nixen. Wie viele Generationen würden vergehen, bis der letzte grünhäutige Sare geboren wurde? Wie viele, bis sie vollkommen in Vergessenheit gerieten? All die Wesen, von denen sie selbst viele bisher nur aus Geschichten gekannt hatte, würden bald nichts weiter sein als Namen, die allenfalls noch in Fabeln Erwähnung finden würden. Machte es da letztlich einen Unterschied, welchen Untergang ein Volk für sich wählte?
    Der Kämpfer bemerkte ihr Interesse und lächelte. Vor langer Zeit hatte ihr allein dieses Lächeln Grund gegeben, allen Widrigkeiten zum Trotz an der Akademie zu bleiben. Selbst in den Minen hatte sie sich an die Erinnerung daran geklammert.
    Jetzt aber, da es endlich seine Brüderlichkeit verloren hatte, konnte sie keinen Trost mehr darin finden, begann es im Gegenteil sogar zu fürchten. Bald würde er sie zu meiden beginnen, auch wenn er selbst es noch nicht wusste. Kurz hatte ihre Vergangenheit seine Aufmerksamkeit gefesselt, sie interessant erscheinen lassen. Seit dem Kampf jedoch hatte sie das Flackern des Zweifels in

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