Herzschlagmelodie - Band 1
anzuschweigen.
„Sie ist total abgemagert. Wir sollten einen Psychologen anrufen“, meinte mein Vater.
„Ja, sie ist in einer schwierigen Phase. Aber heute endet doch ihr Hausarrest. Dann verträgt sie sich wieder mit allen und dann isst sie auch wieder was.“ Meine Mutter wirkte nervös und ich hörte die Unsicherheit in ihrer Stimme. Sicher war sie sich also nicht, dass wieder alles gut werden würde. Das machte mir nicht gerade Mut.
„Ich rufe Frau Dr. Templer an, sie könnte doch mal mit Julie reden.“ Mein Vater gab einfach nicht auf.
„Sie ist in der Pubertät, das Verhalten ist total normal. Denk doch mal an die Zeit zurück, als wir jung waren. Wir haben uns so oft von zu Hause weggeschlichen, um uns zu sehen. Wir haben beide Hausarrest gehabt, weil unsere Eltern unsere Beziehung nicht wollten. Aber haben wir auf sie gehört?“
„Schon klar, aber das war damals was anderes. Wir wussten ja, was wir taten.“ Also wirklich, genug war genug. Traute mir mein Vater denn gar nichts zu?
„Du tust gerade so, als wäre ich verrückt.“ Es fühlte sich seltsam an, wieder mit ihm zu sprechen. Meine Eltern fuhren erschrocken herum, als sie mich in der Küche stehen sahen.
„Ich wollte mir einen Pudding holen, darf ich oder gilt der Hausarrest noch?“ Ich wollte nicht lächeln oder sie genervt ansehen, deshalb starrte ich die Wand an, während ich meine Frage stellte.
„Dein Hausarrest ist vorbei. Aber den Pudding hättest du jederzeit essen können, es ist noch genug da.“ Meine Mutter eilte zum Kühlschrank und öffnete ihn.
„Der, den ich will, ist noch im Supermarkt. Ich fahr dann los. Es wäre aber schön, wenn ihr nicht gleich die Polizei ruft, wenn ich die nächsten Stunden weg bin. Ich gehe nur einkaufen und will die Sonne genießen, nachdem ich zwei Wochen eingesperrt war.“ Ich verließ die Küche, um meine Tasche zu holen, aber meine Mutter lief mir nach.
„Ich fahre dich hin! Dann machen wir uns einen schönen Mutter-Tochter-Abend, was meinst du?“
„Mama, sei mir nicht böse, aber ich möchte allein sein.“
„Deine Freundinnen haben angerufen und du hast ein Päckchen bekommen, aber ohne Absender.“ Ich blieb stehen und drehte mich zu ihr herum.
„Und das erfahre ich erst jetzt? Ich war doch nicht in Isolationshaft!“ Wütend verschränkte ich meine Arme und starrte meine Mutter an, der wohl auch nicht ganz wohl dabei war.
„Amy hat angerufen, zweimal. Sie meinte, sie ruft dich dann wieder an, wenn du keinen Hausarrest mehr hast.“
„Du hast Amy gesagt, dass ich Hausarrest habe?“ Ich konnte es nicht glauben! Mit geschlossenen Augen stand ich auf der Treppe und legte mir die Hand an die Stirn. Das würde sie sicherlich überall herumerzählen. Wie peinlich war das denn bitte? Danach wäre ich bei allen unten durch. Wer bekam denn heutzutage noch Hausarrest? Das war doch etwas für kleine Kinder!
„Naja, sie hat gefragt, warum du dich nicht meldest, was hätte ich sonst sagen sollen?“, verteidigte sich Mom.
„Danke. Wenn das nächste Mal jemand für dich anruft, sage ich auch, dass du dich gerade mit Dad streitest oder einfach keine Lust hast , ans Telefon zu gehen!“ Ich fuhr wütend herum und stieg weiter die Stufen hinauf.
„Sophie hat auch angerufen, sie wollte vorbeikommen, wenn sie darf. Ich war mir nicht sicher, weil sie doch jetzt mit Henry zusammen ist und du ja wütend auf sie bist“, erzählte sie. Bitte? Wer war da mit wem zusammen?
„Was?!“, frage ich. Dabei rang ich um Selbstbeherrschung, denn ich wollte nicht, dass meine Mutter sah, wie ich in Panik geriet. „Und sie will heute vorbeikommen?“ Ich unterbrach meine Mutter, denn das wollte ich jetzt doch genauer wissen. Dabei lief ich auf mein Zimmer zu und ging hinein.
„Nein, sie wollte, dass ich dir sage, dass du sie anrufen sollst, damit ihr das klären könnt.“
„Super. Mach ich. Danke. Ich gehe jetzt!“ Ich griff mir meine Tasche und rauschte an ihr vorbei, während sie noch ganz verloren in meinem Zimmer stand. „Kannst du jetzt bitte aus meinem Zimmer rausgehen?“ Wäre ja noch schöner, wenn sie in meinen Sachen wühlen würde. Also nahm ich vorsichtshalber den Schlüssel und wollte abschließen. Sie sah mir zwar dabei zu, beschwerte sich aber nicht wie sonst immer, dass ich nicht abschließen soll.
„Das Päckchen steht unten in der Küche und da liegen auch deine Sim-Karte und das Internetkabel, okay?“, rief mir Mom nach.
„Ja“, antwortete ich ihr völlig
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