Hetzjagd auf dem Planet der Affen
verblüfft und enttäuscht. »Hier?«
»Er kommt von ... früher.«
Plötzlich ging Zoran ein Licht auf. Diese Information war wichtiger und bedeutungsvoller, als er erwartet hatte. »Du meinst, er sei aus einer anderen Zeit gekommen?« sagte er. »Aus einer früheren Zeit?«
»Ja ...«
»Liegt diese Zeit weit zurück?«
Dies war der entscheidende Punkt. Zoran lauschte angestrengt, doch alles was er hören konnte, war der eigene Pulsschlag in den Schläfen und Amys schnelles, kurzes Atmen. »Liegt diese Zeit weit zurück, Amy?« drängte er.
»Ja, weit ...«, sagte sie endlich.
Zoran lächelte zufrieden. Zaius würde von der Information beeindruckt sein, und selbst Urko würde zugeben müssen, daß Zoran einen bedeutsamen Beitrag geleistet hatte. »Ein ›Astronaut‹«, sagte Zoran, ohne das Wort zu verstehen, das er vor Monaten in einer Ratsversammlung zum ersten Mal gehört hatte, als Urko und Zaius hitziger als gewöhnlich aneinandergeraten waren. »Ist dein Freund ein ›Astronaut‹?«
Amy schlief wieder ein. Es kostete Zoran ein hohes Maß an Selbstbeherrschung, die Kranke nicht gewaltsam wachzurütteln. »Amy«, sagte er in beschwörendem Ton, »hör mich an, Amy!«
Er versuchte es wieder mit dem feuchten Lappen, aber alle Versuche, sie aus ihrem fiebrigen Dämmerzustand zurückzuholen, erwiesen sich als zwecklos. Mit einer gemurmelten Verwünschung erhob er sich und wollte die Lazaretthütte verlassen. Wie er sich umwandte, sah er sich Galen gegenüber, der ihn aus einigen Schritten Entfernung beobachtete.
»Warum schleichst du dich von hinten an mich heran?« sagte Zoran ungnädig.
Galen machte eine Verbeugung. Hier hatte er es nicht mit einem einfachen Menschen zu tun. Zoran war gelehrter und erfahrener als er, und als Mitglied des Ältestenrats besaß er Einfluß und Macht. Überdies mußte Zoran als ein Verbündeter betrachtet werden, solange Urko eine Gefahr darstellte.
»Ich wollte nur nach dem Mädchen sehen«, sagte Galen. »Redet sie wieder irre?«
Zoran musterte den anderen und versuchte seine Verbindung mit dem Mädchen und den beiden Freunden zu ergründen. »Ja, ja«, sagte er mit einer vagen Handbewegung, »sonderbares Zeug.« Er faßte Galen von neuem ins Auge. »Hast du sie reden gehört?«
Galen nickte. »Ja, es ist das Fieber. Es bringt sie dazu, die unglaublichsten Dinge zu sagen. Sie hat eine sehr entwickelte Phantasie. Für einen Menschen, meine ich.«
Seine Verlegenheit war Zoran nicht entgangen. »Ja«, sagte er leichthin, »ich konnte keinen Sinn darin finden.« Damit wandte er sich um und ging hinaus.
Galen sah ihm nach und machte sich Sorgen. Zoran war kein Dummkopf, und vermutlich hatte er das Mädchen ausgefragt. Man konnte nur hoffen, daß sie unfähig gewesen war, vernünftige und zusammenhängende Antworten zu geben.
Die lange Nacht verging. Außerhalb des Dorfes patrouillierten die Wachtposten, wie sie es schon getan hatten, bevor das Fieber über die Einwohner gekommen war. Nur waren die vier Wachsoldaten inzwischen auf ein halbes Hundert verstärkt worden und unterstanden dem persönlichen Befehl des Generals Urko. Gelegentlich blinkte blasses Mondlicht auf den Metallknöpfen und Gewehrläufen der Soldaten.
Nichts regte sich in den Feldern vor dem Dorf. In den Hütten waren Kerzen und Öllampen längst ausgelöscht worden, und nur aus der Lazaretthütte drang matter Lichtschein. Die Straße lag verlassen, nichts störte die tiefe Stille der Nacht.
Als Virdon erwachte, war es noch dunkel, aber der Morgen konnte nicht mehr fern sein. Er saß auf und blickte umher. Zuerst wußte er nicht, wo er war – eine Erfahrung, die er in letzter Zeit des öfteren machte. Es war eine Folge des Umherziehens und der Übernachtungen an ständig wechselnden, unbekannten Orten.
Er stand auf und tappte zur Tür der Hütte und blickte hinaus, über das Dach der Lazaretthütte hinweg zu dem Hügel, wo die Wachtposten stationiert waren. Inta, Zorans Assistent, saß am Eingang der Lazaretthütte; er hatte Nachtdienst und wartete offenbar auf seine Ablösung. Virdon grüßte ihn, und Inta grunzte. Danach schwiegen sie wieder, und Virdons Aufmerksamkeit ging wieder hinaus zum Hügel jenseits der Felder. Bei der Wachhütte brannte eine einzelne Fackel; vom Dorf aus gesehen, ähnelte sie einem riesigen flackernden Stern.
Bei der Beobachtung des fernen Fackelscheins mußte er an Urkos Drohung denken, das Dorf und seine Bewohner zu verbrennen, wenn die Chininbehandlung ohne rasche,
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