Hier und jetzt
und öffnete sie wieder. Nein, er durfte sie nicht verlieren. „Wir sprechen morgen weiter. Schlaf gut, Claire.”
9. KAPITEL
Als Claire erwachte, war sie nicht mehr allein. Sie fühlte etwas Warmes auf der Brust. Und sie hörte ein lautes Schnurren.
Sheba? Sie riss die Augen auf. Tatsächlich, die große graue Katze lag auf ihr und kniff behaglich die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Claire streichelte Sheba, wie sie es am liebsten hatte, am Kopf, hinter den Ohren und am Hals.
Offenbar war Jacobs Bruder ein Zauberer, der ihre Katze verhext hatte. Ebenso war offenbar, dass Jacob in der Nacht ihre Tür nicht abgeschlossen hatte. Er hatte die Katze zu ihr ins Zimmer gelassen.
Letzte Nacht … Jacob hatte sie zuerst behutsam und beherrscht geliebt, doch bei gutem Sex konnte man nicht die ganze Zeit behutsam und beherrscht bleiben. Sechs Jahre lang hatte sie darauf verzichtet. Vermutlich sehnte sie sich deshalb jetzt so nach seiner Berührung.
Sie war verwirrt. Wieso hatte sie Ja gesagt, als Jacob sie bat, ihn zu heiraten? Und wieso hatte sie ihn gehen lassen, ohne klarzustellen, dass sie ihn abwies?
Musste sie ihn abweisen?
Sie durfte nicht wie früher impulsiv handeln und sich nach ihrem Verlangen richten. Im Moment wollte sie sich vielleicht auf jemanden stützen, der ihr Zuflucht bot, doch das würde irgend wann vergehen.
Sie begehrte Jacob, aber auch das war nicht von Dauer. Keine Leidenschaft hielt ewig. Auf diese Weise hatte sie ihr Leben schon einmal beinahe zerstört. Ein zweites Mal konnte sie sich das nicht leisten.
Ungeduldig schob sie die Katze von sich, setzte sich auf und streichelte Sheba zur Entschädigung. Ein Blick auf die Uhr. Es war fast elf! Zum Glück war Samstag, und sie brauchte nicht zu arbeiten.
Aber sie musste ins Krankenhaus.
Danny. Du lieber Himmel, wieso hatte sie ihn vergessen?
Hastig ging sie in den Bürobereich, um im Krankenhaus anzurufen. Das war jedoch gar nicht nötig. An dem Hörer in Bananenform klebte ein Zettel.
Danny geht es gut. Sein Zustand gilt nicht mehr als ernst, sondern ist stabil. Laut Auskunft des Arztes war er am Morgen wach und antwortete auf Fragen. Du kannst ihn heute Nachmittag besuchen.
Die Nachricht war nicht unterschrieben, doch Claire war klar, wer sie hinterlassen hatte. Sie blickte zur Verbindungstür zu Jacobs Büro und schloss die Augen. Was sollte sie bloß mit so einem Mann machen?
Er hatte sie gebeten, seine Frau zu werden, und er hatte sie verführt. Es war eindeutig eine Verführung gewesen, auch wenn sie bereitwillig mitgemacht hatte. Letzte Nacht war sie extrem verletzbar gewesen, und er hatte sie nicht nur dazu gebracht, mit ihm zu schlafen. Er hatte sie auch dazu gedrängt, seinen Heiratsantrag anzunehmen. Und dafür hatte er seine ganz persönlichen Gründe, zu denen Liebe nicht gehörte.
Er hatte dafür gesorgt, dass sie ihre Katze bekam, damit sie sich keine Sorgen machte. Er hatte im Krankenhaus angerufen, ebenfalls damit sie sich keine Sorgen machte. Und er wollte sie heiraten, um Ada das Leben zu retten.
Claire seufzte. Er war für sie da gewesen, und er hatte alles getan, um ihr zu helfen und sie zu beschützen.
Jacob war ein guter Mensch, ehrenhaft, stark und freundlich, manchmal auch rätselhaft. Sie musste allerdings zugeben, dass er dadurch nur noch reizvoller wurde. Sie mochte seinen verqueren Humor und seine Art, sich um alle Menschen in seiner Umgebung zu kümmern.
Aber richtig liebte sie ihn nicht. Das war so schnell nicht möglich.
Und er liebte sie nicht.
Sie wollte ja auch gar nicht geliebt werden.
Irgendwann würde sie sich doch wieder Liebe wünschen. Oder auch nicht. Vielleicht musste sie vorher überzeugt sein, dass sie stark und klug genug war, um sich für die Liebe zu entscheiden. Die Ehe - eine auf lange Zeit angelegte Liebe in einer festen Be ziehung - war nichts für Schwächlinge und funktionierte nur, wenn zwei Menschen in sich gefestigt waren und sich gut verstanden. Das musste sie Jacob klarmachen. Sie konnte keinen Mann heiraten, den sie kaum kannte.
Bevor es zu dieser Aussprache kam, musste sie jedoch duschen, ganz besonders nach der letzten Nacht, in der sie …
Sie erstarrte.
Jacob hatte kein Kondom benützt! Und sie hatte auch nicht darauf geachtet.
Sex ohne Schutz war nicht richtig und auch nicht verantwortungsbewusst. Sex mit Jacob war jedoch richtig gewesen und gut.
Und dennoch gefährlich.
Das ganze Leben war so.
In diesem Moment sah sie klar. Es war eine einfache Erkennt
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