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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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und sagte leise: »Du denkst wieder an Italien, nicht wahr, Mami?«

Italien
    Der Italiener am Schalter der Autovermietung im Flughafen von Neapel malte gelangweilt einen Kreis um ein großes X und sagte: »Wir sind hier.« Dann zog er auf der Karte mit seinem gelben Leuchtstift eine Straße nach: »Fahren Sie einfach die erste Kreuzung rechts …«
    »Wo sind wir?« fragte mein Mann und beugte sich über die Karte, um besser sehen zu
    können.
    »Hier«, wiederholte der Neapolitaner und tippte mit dem Stift an den weißen Kartenrand.
    »Aber da ist die Karte ja schon zu Ende«, schaltete ich mich ein. »Wie kommen wir denn auf die Karte?«
    »Ganz einfach, Signora«, seufzte er. »Nehmen Sie die Via Don Richtung Foria und dann über die Piazza Cavour zur Via Roma. Die Via Giotto Menzinger geht dann von der Piazza Medaglie d’Oro ab. Ist alles ausgeschildert. Sie können es nicht verfehlen.«
    Es hatte alles so romantisch geklungen. Wir würden nach Italien rüberzischen, einen Wagen mieten und nach Amalfi fahren, dabei Positano und Ravello mitnehmen und vielleicht auf einen Sprung nach Capri übersetzen. Für so was brauchten wir doch wohl keinen Reiseleiter!
    Abgesehen davon würde es mit dem Auto in Italien auch nicht so schwer werden wie in
    Irland. Das war vielleicht ein Alptraum. Von dem Moment an, als mein Mann sich auf dem Flughafen in den Mietwagen gesetzt und gemerkt hatte, daß etwas nicht stimmte. »Wo ist das Lenkrad?« fragte er.
    »Das habe ich«, erklärte ich. »Bei mir auf der Seite.«
    Er schob sich vorsichtig über den Schaltknüppel auf den Sitz, auf dem ich gesessen hatte.
    Dann ließ er den Motor an und bog ganz vorsichtig auf die Landstraße ein, wo er beinahe frontal mit einem anderen Wagen zusammengestoßen wäre. Nach zwei weiteren halsbrecherischen
    Ausweichmanövern war uns klar, daß hier alle auf der falschen Seite der Straße fuhren. Wir sind in mancherlei Beziehung im Leben schon gut oder schlecht gefahren - aber bevor man nicht auf der falschen Straßenseite gefahren ist, kann man überhaupt nicht mitreden.
    Für meinen Mann war das Autofahren ein Alptraum. Jedesmal, wenn uns ein Wagen
    entgegenkam, machte er eine Vollbremsung und kniff die Augen zu, bis der andere vorbei war.
    Als er die Scheinwerfer anmachen wollte, öffnete er versehentlich die Motorhaube. Er griff zum Schalten nach rechts, öffnete seine eigene Tür und wäre fast aus dem Wagen gefallen. Beim Einfädeln suchte er den entgegenkommenden Verkehr in der falschen Richtung.
    Während der ganzen zwei Wochen in Irland wagten wir es nicht, einen anderen Wagen zu überholen, legten nie den Rückwärtsgang ein, parkten nie in der zweiten Reihe oder bogen nach links ab … soll heißen nach rechts.
    Als Beifahrerin hatte ich auch nicht gerade einen leichten Stand. Jedesmal, wenn wir einen Fußgänger überholten, hielt ich die Luft an und stieß ein wimmerndes Geräusch aus. Als mein Mann mich bat, das zu unterlassen, sagte ich ihm, wie oft ich von niedrigen Ästen fast zu Tode gepeitscht, von Wasserlachen und Pfützen durchnäßt oder von Schafen erschreckt worden sei und daß ich die Todesangst in den Gesichtern der Fußgänger mein Leben lang nicht vergessen würde.
    Monate nachdem wir aus Irland zurück waren, hatte ich noch Alpträume über die
    »roundabouts«, eine irische Version des Kreisverkehrs im Harakiri-Stil. Kein Wunder daß die Iren für ihre Frömmigkeit so bekannt sind. Auf einem »roundabout« dürften sich Menschen schneller zu Jesus Christus bekehren lassen als Todeskandidaten in ihrer Zelle.
    Es handelt sich bei diesem Verteilerkreis um eine Todesspirale mit vier Spuren in einer Richtung. Es gibt sechs oder sieben Zu-und Ausfahrten. Sobald Sie im Kreisverkehr sind, gibt es kein Entkommen mehr. Von allen Seiten flitzen Autos an Ihnen vorbei, die alle Vorfahrt zu haben scheinen. Bis Sie herausgefunden haben, wie Sie aus dieser Todesspirale wieder rauskommen, vergeht locker ein halber Tag.
    Bevor wir die italienische Autovermietung verließen, fragte ich: »Italiener fahren doch rechts, oder?« Zum ersten Mal lächelte der Vertreter und sagte: »Aber sicher. Sie werden in Neapel gar keine Schwierigkeiten haben. Passen Sie nur auf, daß Sie alle Ihre Sachen außer Sichtweite in den Kofferraum tun, vor allem die Handtasche - Sie wissen schon, warum.«
    Wir hörten allerdings nicht zum erstenmal von der Kriminalität in den großen Städten Europas. »Straßenräuber« auf Motorrollern rissen einem angeblich

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