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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ein einflussreicher Mann. Auge und Ohr und Beichtvater des mächtigsten Mannes in Frankreich. Nicht schlecht.«
    Simon sprang leichtfüßig ins Boot und setzte sich auf die kleine Bank im Heck, während die Zwillinge die Riemen aufnahmen. Sie waren alle drei erfahrene Segler und Ruderer geworden, denn wohin es den rastlosen Henry auch trieb, reisten Simon, Godric und Wulfric nach Möglichkeit zu Wasser, weil die Zwillinge nicht reiten konnten. »Nicht schlecht«, stimmte Simon lächelnd zu. »Aber noch lange nicht gut genug, Wulfric.«
    In der Halle ging es hoch her. Ritter und Knappen saßen an den langen Tischen und feierten weinselig Abschied, während Diener von hier nach dort hasteten und Truhen packten, denn der Haushalt war im Begriff, nach Lisieux aufzubrechen, wo Henry – seit dem Tod seines Vaters Herzog der Normandie und Graf von Anjou – sich mit einigen seiner Vasallen treffen wollte, um ihr militärisches Vorgehen in England und Frankreich zu beraten. Godric und Wulfric traten zu ihren Frauen, den schönen Zwillingsschwestern aus Chinon, um ihnen einen Becher Cidre abzuschwatzen und vorzugeben, sich nützlich zu machen.
    Der junge Herzog selbst hatte sich bereits in seine Gemächer zurückgezogen. Simon nickte den Wachen vor der Tür zu, die ihn passieren ließen, ohne Fragen zu stellen. Sie waren es gewöhnt, dass der junge Engländer ihren Herrn zu jeder Tages- und Nachtzeit aufsuchte.
    Simon klopfte, und eine barsche Frauenstimme rief ihn herein.
    Einer der Wachsoldaten grinste. »Unsere Kaiserin schläft niemals«, bemerkte er trocken. »Viel Vergnügen, Monseigneur.«
    Simon betrat den großzügigen Raum, der tagsüber dank seiner hellen Sandsteinmauern und der zwei Fenster licht und freundlich wirkte. Jetzt bei Nacht waren ein Kohlebecken und drei Fackeln in schmiedeeisernen, mannshohen Ständern die einzigen Lichtquellen, und ihr Flackern schien die Ritter und Damen in den wundervoll gearbeiteten Wandteppichen zum Leben zu erwecken.
    Henry saß auf der Kante seines ausladenden Bettes, die Beine vor sich ausgestreckt, die Arme vor der Brust gefaltet. Als er die Tür hörte, sprang er auf – wie üblich dankbar, nicht länger still sitzen zu müssen. »Ah! Da kommt Merlin mit geheimnisvollen Botschaften.«
    »Ich wünschte, du würdest aufhören, mich so zu nennen«, entgegnete Simon seufzend.
    »Aber warum nur? Es ist ein Kompliment«, entgegnete Henry lachend.
    Zwei Wochen lag sein neunzehnter Geburtstag zurück, und Henry war genau das geworden, was er vor fünf Jahren schon versprochen hatte: ein äußerst stattlicher junger Mann von mittlerer Größe, mit dem breiten Kreuz und den großen, kräftigen Händen, die so typisch für seine Familie waren. Eher untypisch war das rote Haar, das er nach französischer Mode kurz geschnitten trug, und einzigartig die Vitalität, die er ausstrahlte – selbst jetzt, am Ende eines langen Tages.
    Seine Mutter, die Kaiserin, welche nach dem Tod ihres Bruders Gloucester endgültig aus England zurückgekehrt war und meist im Haushalt ihres Ältesten lebte, war der Ruhepol inmitten der Unrast, die Henry verbreitete. Kerzengerade und wie üblich äußerst elegant saß sie in einem brokatbezogenen Sessel. Wenn Henry Feuer war, so war Kaiserin Maud Erde, hatte Simon schon manches Mal gedacht, und er war froh, dass sie sie hatten. Simon de Clare war einer der wenigen Menschen an diesem Hof, die die Kaiserin nicht fürchteten, sondern er schätzte sie, obwohl sie ihn nie vergessen ließ, dass seine ganze Familie es mit König Stephen hielt.
    Er verneigte sich formvollendet vor ihr, und auf Henrys einladenden Wink hin zog er sich einen Schemel heran. »Ich bringe Neuigkeiten«, sagte er.
    »Unerfreuliche?«, fragte Henry.
    »Nicht unbedingt. Es hängt davon ab, was wir damit tun.«
    »Also?«
    Simon sah ihm einen Moment in die Augen. »Dein Bruder Geoffrey hat sich kurzfristig entschlossen, in den Hafen der Ehe zu segeln. Mit der frisch geschiedenen Aliénor von Aquitanien. Sie weiß allerdings noch nichts von ihrem bevorstehenden Glück. Er gedenkt, ihr aufzulauern und sie zu entführen.«
    Niemand fragte, ob das sicher sei oder woher er es wisse.
    »Du meine Güte. Erst Theobald von Blois, jetzt unser Geoffrey. Nie hatte eine Dame mehr eifrige Freier«, bemerkte die Kaiserin stattdessen. »Dabei sollte man doch meinen, dass kein Edelmann der Christenheit sie nach dieser anstößigen Scheidung mehr haben wolle.«
    Henry schnalzte. »Du wirst mir doch hoffentlich

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