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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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Decke zu stricken.
    „Beth, würdest du mir mit den Kleinen helfen?" fragte Laura eine ältere Schülerin und ging ihr voran zur Eingangstür des Klassenzimmers, wo die Mäntel hingen.
    „Gern, Miss Conners." So wie Laura war das schüchterne dunkelhaarige Mädchen von vierzehn nun damit beschäftigt, Mantelknöpfe zu schließen und Tücher umzubinden. Als endlich die jüngeren Kinder warm eingemummt waren, schenkte ihr die Lehrerin ein dankbares Lächeln.
    „Danke, Beth."
    „Ich tue es gern. Soll ich Ihnen noch ein wenig beim Aufräumen zur Hand gehen, Miss Conners?"
    „Heute nicht. Das Schneetreiben wird immer dichter, und ich möchte lieber, daß du gleich nach Hause zurückkehrst, bevor der Weg verweht sein wird."
    Jawohl, Miss Conners."
    Der Lehrerin entging nicht der bedauernde Unterton in der Stimme des Mädchens.
    Beth Mills war nie glücklicher, als wenn sie nach dem Unterricht noch bleiben und sich ein wenig nützlich machen durfte. Sie war aufgeweckt und wünschte sich sehnlichst, soviel wie möglich zu lernen, um eines Tages selber Lehrerin werden zu können. Doch nun war ihr Vater gestorben, und die Mutter mußte im „Red Garter"
    an der Bar arbeiten, so daß es kaum mehr möglich sein würde, Beths Schulausbildung weiterzuführen. Wanda Mills war von der Mithilfe ihrer Tochter abhängig. Im Alter von knapp vierzehn Jahren war Beth' Kindheit schon dem Ende nahe.
    Laura verstand das Verlangen des Mädchens, sich länger in der Schule aufzuhalten.
    Es gab nur wenig Grund für Beth, sich zu beeilen, in das winzige enge Zimmer heimzukommen, das sie mit der Mutter in Mrs. Cormeyers Logierhaus bewohnte.
    Anna Thompson hastete herein und streckte die Arme nach ihren Sprößlingen aus, die sich um sie drängten. Dabei mußte Laura leise auflachen beim Anblick der plumpen, abgearbeiteten Frau inmitten der quirligen Jungen, die stets in Bewegung waren.
    Als Beth sich anschickte, den anderen Schülern nach draußen zu folgen, zögerte Laura und rief das Mädchen noch einmal zurück. „Ich habe gestern abend einen Apfelkuchen gebacken. Es ist ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk." Sie hielt ihn Beth, in eine weißleinene Serviette gewickelt, hin. „Ich dachte, du und deine Mutter, ihr hätten vielleicht Freude daran."
    Überrascht nahm Beth diese Köstlichkeit an sich. „O vielen Dank, Miss Conners." Sie beugte den Kopf darüber und schnupperte den würzigen Duft von Zimt und Äpfeln.
    Dabei wich sie dem Blick der Lehrerin aus. „Als mein Vater noch lebte, pflegte Mutter auch einen zu backen. Jetzt kümmert es sie nicht mehr, was sie ißt, noch ob sie überhaupt etwas ißt."
    „Vielleicht macht ihr der Kuchen Appetit." Laura musterte das liebenswerte Geschöpf an ihrer Seite. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Beth Teil einer glücklichen und liebevollen Familie gewesen war. Doch dann starb Bill Mills von einer Stunde zur anderen an einem Schlaganfall und ließ seine Frau Wanda mit der Tochter Beth völlig gebrochen zurück. Wanda Mills gab die Farm auf, die sie gemeinsam mit ihrem Mann in der Wildnis aufgebaut hatte, wobei der erzielte Verkaufspreis leider in keinem Verhältnis zum Wert des schmucken Anwesens stand, und zog mit ihrer Tochter in das Städtchen. Seither war sie ständig bemüht, sich und ihr Kind über Wasser zu halten, und arbeitete bis spät in die Nacht hinein. Jeder wußte, daß dies kein Honiglecken bedeutete. Hier gab es keine Geheimnisse. Bitter Creek war so winzig, daß jeder vom Tun der anderen unterrichtet war.
    „Also, bis Montag dann, Beth!" Laura blickte dem Mädchen nach, als es den anderen Kindern hinterherlief. Die meisten von ihnen lebten in dem Städtchen Bitter Creek und kamen zu Fuß in die kaum eine Meile entfernte Schule. Nur einige wenige, deren elterliche Farmen in weitem Umkreis in alle Himmelsrichtungen verstreut lagen, ritten auf Ponies oder lenkten kleine Pferdewagen.
    Als das Schulhaus leer war, rückte Laura schnell die Bänke zurecht, fegte aus und dämmte das Feuer in dem steinernen Kamin ein. Danach verschloß sie sehr sorgsam die Tür, damit der heftige Nordwind sie nicht aufschlagen konnte. Als Laura in die Kälte hinaustrat, sah sie Ned Harrison, den Bürgermeister von Bitter Creek, auf sich zu stampfen.
    „Sie sind heute früher dran, Laura?"
    „Ich wollte nicht, daß sich die Eltern um ihre Kinder Sorgen machen, wenn es weiter so schneit."
    Er wischte sich den Schnee vom Bart und räusperte sich. „Ich hatte gehofft, ich könnte Ihnen zu Weihnachten

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