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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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niedergeschlagen und gereizt. Allzu häufig ertappte sie sich dabei, daß sie den Brüdern und dem Vater gegenüber ungeduldig war. Ein verbrannter Kuchen ließ sie in Tränen ausbrechen, und als Johnny ihr mit einem Scherz darüber hinweghelfen wollte, stürzte sie Hals über Kopf aus dem Haus.
    Da saß sie nun auf einem Felsblock am Ufer des Flusses, stützte das Kinn in die Hände und nahm sich selber ins Gebet. Es war ungerecht von ihr, die schlechte Laune an der Familie auszulassen. Sie konnte wirklich nichts dafür, daß Alanna oft die Beherrschung verlor. Sie ihrerseits fuhr die Männer grundlos an, denn dies war der einfachste Weg, ihrem Ärger Luft zu machen, wenn sie Ian MacGregor wieder einmal zur Weißglut gebracht hatte. Zornig stieß sie mit der Fußspitze in den verharschten Schnee.
    MacGregor war ihr die vergangenen zwei Tage aus dem Wege gegangen, dieser Feigling! Er war ohne jede Hilfe aufgestanden und hatte sich flink und heimlich wie ein Wiesel zu den anderen in den Stall hinausgeschlichen. Ihr Vater war dankbar für die Hilfe, doch Alanna kannte natürlich den wahren Grund, warum Ian MacGregor sich herabgelassen hatte, auszumisten und schadhafte Pferdegeschirre auszubessern. Er hatte Angst vor ihr.
    Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. Gewiß war er besorgt, sie könnte den Fluch der Hölle auf sein schuldiges Haupt laden. Das wäre schließlich ihr gutes Recht gewesen. Welcher Mann durfte einfach eine Frau küssen, bis ihr Hören und Sehen verging, um sich gleich darauf in aller Höflichkeit bei ihr zu entschuldigen, als wäre er ihr versehentlich auf den Fuß getreten? MacGregor hatte kein Recht gehabt, sie zu küssen, und schon gar nicht, sich danach zu benehmen, als wäre nichts geschehen. Dabei hatte sie ihm das Leben gerettet. Bei diesem Gedanken warf sie den Kopf in den Nacken. Genau das war es. Sie hatte ihn vor dem sicheren Tode bewahrt, und Ian hatte es ihr vergolten, indem er sie dazu brachte, ihn zu begehren, wie keine ehrbare Frau einen Mann begehren durfte, mit dem sie nicht verheiratet war. Denn Alanna begehrte ihn, und dieses Verlangen unterschied sich grundlegend von jenem stillen Gefühl, das sie für Michael Flynn empfunden hatte.
    Sie konnte sich nicht erklären, warum.
    Natürlich war das alles Wahnsinn. MacGregor war ein Rebell. Aus solchem Holze waren Männer geschnitzt, die Geschichte machten - und ihre Ehefrauen zu Witwen.
    Alanna aber wollte nichts als ein beschauliches Leben mit eigenen Kindern und einem Haus, in dem sie schalten und walten konnte, dazu einen Mann, der täglich heimkam und Nacht für Nacht an ihrer Seite schlief, Jahr für Jahr. Einen, der sich damit zufriedengab, abends vor dem Kamin zu sitzen und mit ihr über die Ereignisse des vergangenen Tages zu reden.
    Nein, Ian MacGregor war bestimmt nicht der Mann dazu. In ihm brannte das gleiche Feuer, das sie in Rorys Augen gesehen hatte. Seinesgleichen war zum Kämpfer geboren, und niemand und nichts konnte ihn davon abbringen. Schon von der Geburt dazu bestimmt, für 'gerechte Sachen' einzutreten, würden diese Menschen auf dem Schlachtfeld sterben. So war es mit Rory gewesen, ihrem ältesten und zugleich liebsten Bruder, und so mochte es Ian MacGregor ergehen, den Alanna erst seit wenigen Tagen kannte und den zu lieben sie sich einfach nicht leisten konnte.
    Wie sie so in Gedanken versunken dasaß, fiel ein Schatten über sie. Sie erstarrte, wandte sich um und brachte ein Lächeln zustande, als sie den jungen Brian erkannte.
    „Komm ruhig her", ermunterte sie ihn, da er ein wenig zurückwich, „das Schlimmste ist vorüber. Ich bin nicht mehr in einer Laune, in der ich jeden in den Fluß stoßen könnte."
    „Der Kuchen war gar nicht so schlecht, nachdem du die verbrannten Ecken abgeschnitten hattest."
    Mit gespieltem Ernst meinte sie: „Vielleicht sollte ich es mir doch noch überlegen, ob ich dich untertauche?"
    Brian kannte seine Schwester besser. Sobald einmal der Sturm abgeflaut war, bach er bei ihr nur ganz selten ein zweites Mal los. „Du würdest dir nur ein schlechtes Gewissen einhandeln, weil ich dann mit einer Erkältung ins Bett müßte und du mir Arznei und Kräutertee machen mußt. Schau, ich habe dir ein Geschenk mitgebracht!

    " Er holte hinter dem Rücken einen Stechpalmenkranz hervor, den er dort verborgen gehalten hatte. „Ich dachte, du möchtest ihn vielleicht mit Bändern schmücken und an die Tür hängen. Es ist ja bald Weihnachten."
    Sie griff behutsam danach. Er war ziemlich

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