Hollys Weihnachtszauber
zu leuchten«, bemerkte er bissig.
Ich senkte die Lampe ein Stückchen.
»Danke, hat sich angefühlt wie ein Kreuzverhör im Scheinwerferlicht. Muss ja eine ganz schön große Lampe sein.«
»Umso besser geeignet, einem Angreifer damit eins überzuziehen«, erklärte ich. »Sie ist aber mit Gummi ummantelt, sodass du schlimmstenfalls eine Gehirnerschütterung davongetragen hättest. Oder bestenfalls.«
»Keine Chance, so weit hättest du gar nicht hinaufreichen können!«
»Dann hätte ich eben ein anderes, weicheres Ziel anvisiert«, räumte ich ein, und er zuckte zusammen. »Im Allgemeinen wären allerdings die meisten Straßenräuber kaum größer als ich.«
»Wahrscheinlich nicht«, meinte er, und als ich an ihm vorbei bergauf strebte, schloss er auf, um neben mir zu gehen. Merlin verfiel wieder in seine übliche Position mit der Nase hinten an meinem Bein – beziehungsweise an der Rückseite meines langen Wintermantels.
Am Boden des dichten Kiefernwäldchens lag kein Schnee, doch vor uns, wo die Bäume der schneebedeckten Rasenfläche vor dem Haus wichen, glitzerte er. Man hörte das heftige Brausen des Windes, der an den Baumwipfeln rüttelte.
»Das Weihnachtsessen war wunderbar«, brach Jude schließlich das Schweigen. »Hab ich dir das schon gesagt?«
»Ja, du hast sogar einen Trinkspruch auf meine Kochkünste ausgebracht. Und vielen Dank für die Geschenke – ich habe mich sehr darüber gefreut. Das war wirklich eine Überraschung, denn ich hätte gar nichts erwartet außer der Halskette von Jess, die sie mir schon mehr oder weniger angekündigt hatte.«
»Schon gut, ich bin nur froh, dass mich in der Flughafenboutique diese verrückte Anwandlung gepackt hat, in der ich den halben Laden leer gekauft habe. Aber bist du eigentlich nicht müde – du bist seit den Morgenstunden ja fast ununterbrochen auf den Beinen?«
»Nein, nicht besonders, ich bin es gewöhnt, für Gesellschaften zu kochen, auch wenn ich normalerweise nichts anderes mache als Vorbereiten, Kochen und Aufräumen. Heute Abend gibt es nur Sandwiches, Wurstbrötchen, Kuchen, Mince-Pies und Trifle zum Supper, das ich im Wohnzimmer auftische – das sollte genügen. Wer vor dem Fernseher essen möchte, kann sich auch ein Tablett mit in den kleinen Salon nehmen.«
»Weißt du, ich bin dir wirklich dankbar, dass du Tilda und Noel nach Tildas Unfall mit hinauf nach Old Place genommen hast«, sagte er. »Dadurch ist mir erst klar geworden, wie gebrechlich die beiden sind – sie jeden Tag zu sehen, hat mich wohl blind dafür gemacht. Ich habe einfach alles, was Tilda übers Kochen gesagt hat, für bare Münze genommen.«
»Ihrem Selbstbild nach ist Tilda unverändert dazu in der Lage, so wie früher alles selber zu machen, und hat sich und Noel wohl vorgespielt, sie sei zu Hause noch immer die Küchenchefin, obwohl Jess zufolge in Wirklichkeit ihre Haushälterin die ganze Arbeit macht.«
»Ich glaube, Noel weiß es, aber um des lieben Friedens willen stimmt er allem zu, was sie sagt. Mir ist aufgefallen, dass sie auch dich herumzukommandieren versucht.«
»Das stört mich nicht, das ist die Art einer Chefköchin – daran habe ich mich gewöhnen müssen, als ich in einem Restaurant in Merchester meine Berufslaufbahn begonnen habe. Am Ende war ich dort selbst die Chefköchin, bis … tja also, bis ich gekündigt habe und stattdessen zu Homebodies gegangen bin.«
»War das, nachdem dein Mann gestorben ist?«
Wir waren nun aus der Baumgruppe heraus und gingen mit knirschenden Schritten den überfrorenen Schnee am Rand der Zufahrt entlang, wo es nicht so glatt war. »Ja, ich wollte einen vollständigen Neuanfang.«
Wenn er persönliche Fragen stellte, sah ich nicht ein, was mich davon abhalten sollte, also fragte ich: »Bis heute war mir gar nicht klar gewesen, dass du Witwer bist.«
»Ja, ich hatte Kate an der Kunstakademie kennengelernt, wir haben noch als Studenten geheiratet, und dann … nun, sie ist einige Monate später an Leukämie gestorben.«
»So jung, wirklich tragisch. Wie war sie?«
»Liebenswert, talentiert, humorvoll … tapfer, vor allem, als es zu Ende ging«, sagte er und klang schmerzlich bewegt. »Als sie vor meinen Augen buchstäblich dahinschwand, fühlte ich mich schuldig, einfach nur, weil ich gesund war. Coco sieht ihr ein bisschen ähnlich – ich glaube, das war es wohl, was ich an ihr anziehend fand, auch wenn sie charakterlich mit Kate überhaupt nichts gemeinsam hat.«
»Es tut mir sehr leid:
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