Hollys Weihnachtszauber
schneit noch immer – meinst du, wir sollten die Pferde reinbringen?«
»Ja, deshalb sind wir eigentlich hergekommen. Ich kümmere mich darum und mache auch schon frühzeitig ihren heißen Brei. Jess wird mir helfen.«
»Ich bin froh, dass du hier bist und dich um Lady kümmerst«, sagte ich dankbar. »Ich habe mit allem anderen so viel um die Ohren, dass es eine große Last von meinen Schultern nimmt, wenn du sie und Billy im Auge behältst.«
»Tja, ich muss ja ohnehin nach Nutkin sehen, da kommt es auf ein Pferd mehr oder weniger auch nicht mehr an, wenn ich einen willigen Sklaven wie Jess habe, der die Schwerarbeit macht und diese verdammte Ziege von mir fernhält.«
Jess bedachte sie mit einem gequälten Blick. Ich glaube nicht, dass Ausmisten und Schubkarren durch die Gegend schieben zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört, auch wenn sie sich inzwischen in ihr Los gefügt hatte.
»Dieser Ziegenbock ist echt schlimm«, sagte sie bitter. »Ich habe hinten an den Beinen überall blaue Flecken, weil er mich ständig stößt.«
»Vor dem Mittagessen haben wir den Hund für einen kleinen Spaziergang mit rausgenommen«, sagte Becca. »Er hat dich vermisst – erstaunlich, wie schnell er sich an dich gebunden hat, er ist wie dein Schatten.«
»Ich weiß, wahrscheinlich liegt das daran, dass Merlin Sehnsucht nach seinem Herrchen hat«, antwortete ich. Als der alte Lurcher seinen Namen hörte, wedelte er leicht mit dem Schwanz und sah mit seinen warmen Bernsteinaugen zu mir auf.
»Wenn wir mit den Pferden fertig sind, gehe ich wieder mit dem Schlitten auf die Koppel – willst du nicht mitkommen, Holly?«, lud Jess mich ein. »Du kannst den anderen Schlitten haben.«
»Würde ich gerne, aber ich muss das Gemüse fürs Abendessen vorbereiten und will noch den Trifle mit einer Schicht Fruchtgelee überziehen«, antwortete ich. »Aber morgen ganz bestimmt. Und wenn du magst, könnten wir ein paar Lebkuchen backen und mit Glasur verzieren, um sie an den Baum zu hängen?«
»Oh ja, das wäre super!«
Nachdem sie hinausgegangen waren, konnte ich trotz der geschlossenen Tür am Ende des Flures aus dem Wohnzimmer noch immer erhobene Stimmen hören. Die Akustik war offenbar ganz ausgezeichnet. Ein melodramatischer Wortwechsel drang an mein Ohr:
»Deinetwegen habe ich meine Verlobung mit Jude gelöst!«
»Darum hatte ich dich nicht gebeten – bis Jude uns erwischt hat, war es eigentlich nur ein kleiner Zeitvertreib.«
»Das hast du damals aber anders gesagt – ich dachte, du liebst mich!«
»Gott sei Dank bin ich nicht verantwortlich für das, was du alles denkst.«
Danach machte ich auch die Küchentür zu und stellte das Radio an.
Nachdem die Creme für die Vorspeise im Kühlschrank war, musste ich mich noch nicht wirklich gleich ans Abendessen machen, aber da es so aussah, als wäre ich eine Weile allein, nutzte ich die Gelegenheit, um meine Geschenke zusammenzustellen.
Ich spülte die leeren Marmeladengläser aus dem Wirtschaftsraum heiß aus und trocknete sie gründlich ab, füllte sie mit Süßigkeiten und bedeckte sie dann mit einem Kreis aus Zellophan und obendrauf einer zugeschnittenen rot-weiß karierten Papierserviette, die ich mit einem roten Gummiband befestigte. Sah wirklich hübsch aus.
Ich packte sie ein und beschriftete sie, bis auf zwei zusätzliche, die ich für unvorhergesehene Notfälle blanko ließ. Dann verstaute ich alles wieder im Schrank unter den Küchenhandtüchern, zusammen mit dem Schnickschnack für Jess’ Weihnachtsstrumpf – vorausgesetzt, sie bekäme einen. Ich nahm mir vor, Noel oder Tilda später danach zu fragen.
Becca kam wieder herein, und Schnee glitzerte auf ihren eisengrauen Locken. »Da draußen ist es schon fast dunkel, und es schneit immer noch … flackert das Licht, oder bilde ich mir das nur ein?«
»Nein, es flackert schon die ganze Zeit. Ich hoffe nur, der Strom fällt nicht aus.«
»Ach ja, das passiert von Zeit zu Zeit, aber in dem Fall wird der Generator übernehmen. Was ist mit den beiden da drüben?« Sie ruckte mit dem Kopf in Richtung Wohnzimmer. »Streiten sie noch immer?«
»Soweit ich weiß, ja – es sei denn, einer von beiden hätte den anderen ermordet und wäre nun draußen, um die Leiche im Schnee zu verbuddeln.«
»Ha!«, sagte sie. Anerkennend sah sie sich um: »Seit du da bist, sieht es hier anders aus – viel sauberer, und es ist schön zu sehen, dass der AGA-Herd wieder in Gebrauch ist.«
»Ich hatte den Eindruck, als
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