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Augenblick wissen wir nicht, wer Jagd auf dich macht oder an wen jemand sich um Hilfe gewandt hat. Ich werde dich nicht zu einem Hexenzirkel bringen, wo man uns beide mit einem einzigen Zauberspruch in die Falle locken kann. Es geht nicht darum, vor dem Kampf davonzulaufen, sondern darum, unsere Vorteile möglichst gut zu nutzen.«
Das klang enervierend vernünftig.
Shay wollte nichts Vernünftiges hören. Sie wollte vorwärts-stürmen und die Wahrheit herausfinden. Vorzugsweise mit Gewalt. Ganz sicher wollte sie sich nicht verstecken und da-auf warten, dass jemand anders ihre Probleme löste.
»Und wenn du gefangen genommen wirst?«, verlangte sie zu wissen.
»Dann kannst du kommen und mich retten«, versprach er ihr mit einem kleinen Lächeln.
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»Bist du dir so sicher, dass ich das tun würde?«
»Wenn ich getötet werde, dann wirst du gezwungen sein zu Evor und der Person, die ihn gefangen hält, zurückzukehren.«
Shay verheimlichte Viper den plötzlichen Schauder, der ihr über den Rücken lief. »Der Lu sagte, Evor sei gesund und munter.«
»Schön und gut, aber wie lange noch?«, fragte Viper.
Dieses Mal konnte sie ihr Entsetzen nicht Unterdrücken
»Bitte nicht.«
Shay war nicht darauf gefasst, dass er die Arme um sie schlang, und sie fand sich eng an seine Brust gepresst wieder.
Sie hätte protestieren sollen, aber es fühlte sich einfach so verdammt gut an, gehalten zu werden.
Selbst wenn es Vipers Arme waren, die sie hielten.
»Shay, ich werde dich beschützen«, flüsterte er ihr leise in Ohr. »Das verspreche ich.«
Sie lehnte sich zurück, um etwas zu sagen.
Etwas, was sie voll und ganz vergaß, als er sich vorbeugte um ihr einen Kuss auf die Lippen zu drücken, der ihren ganzen Körper bis hin zu den Zehenspitzen dahinschmelzen ließ.
Das Haus in dem eleganten Stadtviertel im Norden von Chicago zeugte deutlich von Luxus. Groß genug, um eine große Armee zu beherbergen, war es vom Keller bis zum Dachboden mit seltenen Kunstwerken und unbezahlbaren Schätzen angefüllt.
Dennoch war Shay eher überrascht zu entdecken, dass es trotz all der Größe und Pracht und der entzückenden Artefakte eine gewisse Wärme ausstrahlte.
205
Nun, vielleicht doch nicht ganz so überrascht, wie sie zugeben musste, als sie der Frau, die neben ihr ging, einen Seitenblick zuwarf. An Abby war etwas sehr Nüchternes und Beruhigendes. Es war mehr als ihre lässige Kleidung, die aus Jeans und T-Shirt bestand, oder ihr freundliches Lächeln. Sie verströmte eine natürliche Unbefangenheit, durch die sogar Shays Anspannung dahin schmolz. Es war überhaupt nicht das, was sie vom Phönix, der für die Dämonen überall auf der Welt den Ruin bedeutete, erwartet hätte.
Abby, die glücklicherweise Shays Erstaunen nicht bemerkte, öffnete die Tür zur Bibliothek und winkte sie herein.
»Du solltest hier etwas finden, wobei du schwach wirst«, meinte sie.
Shay trat über die Schwelle und blieb verblüfft stehen.
Als Abby sie gebeten hatte, ihr zu erzählen, wie sie ihre Zeit verbrachte, hatte Shay beiläufig ihre Vorliebe für Bücher erwähnt. Natürlich war Abby sofort aufgesprungen, um Shay in ihre Bibliothek zu führen. Sie schien seltsam begierig darauf zu sein, ihren Gast zufriedenzustellen. Insbesondere, wenn man bedachte, dass Viper sie so herablassend vor der Tür abgesetzt hatte, als sei sie nichts als wertloses Ge-rümpel.
»Mein Gott, ist das wunderschön«, flüsterte sie.
Und das war es wirklich.
Die Decke überragte drei Ebenen und verfügte über einen großen Kronleuchter, der ein gedämpftes Licht auf Hunderte und Aberhunderte von Büchern in Ledereinband warf, auf jeder Etage befand sich ein Umgang, der an den endlosen Regalen vorbeiführte, und im Hauptraum gab es einen schweren Schreibtisch aus Nussbaum und dazu passende Ohrensessel, die neben einem Kamin standen.
Abby kicherte über Shays unverkennbare Ehrfurcht.
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»Glaub mir, wenn es nach Dante gegangen wäre, wäre das gesamte Haus von Büchern überschwemmt. Nur durch meine wilde Entschlossenheit habe ich es geschafft, dass sich der Hauptteil davon auf diesen Raum beschränkt.«
Shay trat einige Schritte vor, um den Duft des alten Leders besser genießen zu können. Ah. Es war ein kleines Stück Himmel.
»Er muss die Bücher über einen sehr langen Zeitraum hier angesammelt haben«, murmelte sie.
»In mehr als vierhundert Jahren.« Abby ging auf einer kleinen Schrank zu, der zwischen den Regalen eingelassen war. »Wenn
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