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Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Titel: Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rajesh Parameswaran
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und durch dessen Charakter sie niemals Schaden erleiden würde? Seine Kühnheit und sein fester Griff hatten etwas Beruhigendes. Unter dem Stoff seines Hemds entdeckte ich jetzt etwas Farbe, die er sich auf die Brust getupft hatte: rosa, grün und gelb. Das hatte ich bei mehr als einem Touristen in den Anlagen gesehen, eine Nachahmung unserer Leiber. Schließlich kam die Kellnerin zurück, und ich bestellte noch zwei Becher Nektar.
    »Ich konnte es gar nicht erwarten , mit Ihnen zu sprechen«, sagte Alessandro. Oh nein. »Nippima hat mir ganz genau erklärt, was Sie machen.«
    Erstaunt wandte ich mich zu Nippima, die auf den Tisch blickte und unsäglich zu leiden schien. »Ach ja?«
    »Ja! Also, ich glaube ja manchmal, die Tätigkeit als Arzt – oder besser gesagt, als Heiler – gibt einem viel mehr, als wenn man reine Forschung betreibt.«
    Wieder sah ich mein Kind an, das immer steifer dasaß und auf den Keramikkrug voll Säugetiermilch auf dem Tisch starrte. Für einen Sekundenbruchteil sah sie mich gequält an. Oh Nippima! Der Schmerz und das Erbarmen für mein Kind bewegten mich mehr, als ich mit Worten sagen kann – mein lebenshungriges Kind, das so sehr über sich hinauswachsen wollte. Ich würde buchstäblich alles für ihr Vorankommen tun, aber es traf mich natürlich tief, dass sie sich für unseren Beruf so sehr schämte, dass sie gelogen hatte.
    Doch lieber würde ich selbst tausend Tode sterben, als ihr wehzutun. Und so richtete ich mich auf meinem Stuhl auf und stieg in das demütigende Spiel ein: »Es ist ein faszinierender Beruf. Man bekommt so viel zurück.«
    Das Gesicht des Menschen leuchtete auf. Ich wusste nicht, wie viel ich ihm sonst noch erzählen konnte, um nicht irgendetwas zu widersprechen, was Nippima gesagt hatte.
    »Was für Patienten behandeln Sie?«
    Jetzt entstand eine unbehagliche Stille. Ich musste es wagen.
    »Also, im Moment behandle ich ein Wesen mittleren Alters. Hatte eine schreckliche Kollision mit einer Maschine. Aber wir, ähm, wir setzen traditionelle Heilmethoden ein. Und wir hoffen, dass wir sie wieder einigermaßen heil bekommen.«
    »Ah. Ja, ich verstehe«, erwiderte er mit ernstem Interesse und bemühte sich, meine Worte zu deuten. »Das ist wirklich faszinierend.«
    Ich befürchtete, etwas Falsches gesagt zu haben, denn Nippima sah weder ihn noch mich an. Immer verkrampfter schlang sie die Fühler umeinander, und ich wollte sie so schnell wie möglich aus ihrer misslichen Lage befreien.
    Ich wandte mich meinem Kind zu und strich ihm liebevoll mit dem Fühler über den Bauch, aber Nippima zuckte zusammen. »Ich fürchte, ich muss los, Alessandro. Die Pflicht ruft. Lasst es euch noch schmecken.« Abrupt stand ich auf und legte unter Protest der jungen Leute ein großes Stück Folie auf den Tisch. Als ich aufstand, sah Nippima mit einem bangen Lächeln zu mir hoch, verlegen und entschuldigend, aber dankbar, dass ich ging.
    Am Abend erwähnten Nippima und ich die Begegnung vom Nachmittag zuerst gar nicht. Wir putzten zusammen die Küche, und es herrschte eine eigenartige Stille. Dann leuchtete mein Bildgerät auf: Es war Orlip. Er weinte bitterlich. »Ich habe nicht genug Folie für die Aufbahrung«, jammerte er. In einem langen, gequälten Monolog gestand er mir – als hoffte er auf meine Vergebung –, dass er die Ersparnisse seiner Ka heimlich an den Spielautomaten in den Urlaubsanlagen verplempert hatte.
    Ich versuchte ihn zu beruhigen. »Das mit den Ersparnissen tut mir sehr leid, Orlip. Aber bitte mach dir keine Sorgen wegen der Verabschiedung. Schlichte Bestattungen sind heutzutage immer mehr im Kommen. Sie können genauso schön sein.«
    »Aber wie soll denn das gehen?«, fragte er mich flehend. »Wie soll man eine Verabschiedung feiern ohne eine Aufbahrung?«
    »Wir könnten sie in einen Sarg legen.«
    »In was?«
    »In eine Kiste aus Anemonenholz.«
    »Eine Kiste!«, schrie Orlip entsetzt. »Meine Ka in einer Kiste.«
    »Das ist absolut würdevoll.« Ich bemühte mich, ihn zu beruhigen. »Menschen benutzen so etwas. Es ist nicht schlecht, wirklich nicht. Eine sehr ansprechende Hülle.« Ich wagte nicht, noch einmal das Wort auszusprechen, das ihn so beunruhigt hatte. »Ich könnte sie mit etwas Folie auslegen, ohne Aufpreis.«
    Nachdem das Gespräch beendet war, sah ich Nippima an. »Die Ersparnisse seiner Ka verspielt! Kannst du das glauben?«
    »Ja, natürlich«, antwortete sie.
    »Was sagst du da? Gehst du etwa auch an die Spielautomaten?«
    Sie begann

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