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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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Lage drängte.
    »Nur wenn du versprichst, selbst eine Rüstungsschmiede einzurichten, wenn du König bist. So etwas sollte es in England schließlich auch geben.«
    »Oh, macht, dass ihr fortkommt!«, sagte ich verlegen. Sie hoben das stählerne Wams auf und schleppten es widerwillig die Treppe hinauf.
    Später, als wir zusahen, wie sich Compton und Bryan einander auf den Binsenmatten zum Ringkampf gegenüberstanden, beugte ich mich zu Brandon hinüber. »Danke«, flüsterte ich, »dass du es ihnen gesagt hast. Ich habe es nicht gewagt.«
    Er zuckte die Achseln. »Trotzdem haben sie sich an dich gewandt. Ihr solltet Euch daran gewöhnen, Euer Gnaden.«
    Ein dumpfes Dröhnen. Compton war zu Boden geschleudert worden, und Bryan beugte sich über ihn. Neville und ein anderer Junge nahmen ihre Plätze ein. Der Geruch von Schweiß und Anstrengung hing in der Luft der Halle und mischte sich mit den Essensdünsten vom Abend zuvor.
    Es wurde schon dunkel. Eben war jemand hereingekommen, um die Fackeln anzuzünden. Bald würden wir aufhören müssen, und ich müsste zurück in meine einsame Kammer.
    Ich sah die anderen um mich her an. Sie waren gut gewachsen und gesund und – junge Männer. Einige waren verlobt, einer war schon verheiratet, und die meisten hatten schon Frauen gehabt. Sie sprachen manchmal davon – beiläufig, was bedeutete, dass es nicht einmal mehr neu für sie war. Es war wie mit der Erstkommunion: Man freut sich darauf und denkt hinterher noch lange daran. Aber wenn sie erst zum alltäglichen Leben gehört, sagt man leichthin: »Ich habe meinen Schöpfer empfangen.« Genau so sprachen Bryan und Compton und Carew von Frauen.
    Will:
    Wie gut es zu Harry passt, auf ein religiöses Bild für den Geschlechtsakt zu verfallen! Die Erstkommunion, wahrhaftig!
    Heinrich VIII.:
    Und so behielt ich meine Gedanken an Katharina für mich. Ich sollte mich verloben. Davon wollte ich noch niemandem etwas erzählen. Und ich fragte mich: Wann würde ich heiraten?

    Drei Monate später wurden wir einander offiziell versprochen, und die Hochzeit wurde für meinen vierzehnten Geburtstag festgesetzt.
    Die Verlobungsfeier wurde in der Residenz des Bischofs von Salisbury in der Fleet Street gehalten. Es war Juni, ein besonders kühler und regnerischer Juni. Für die Blumen war es gut gewesen, behaupteten die Gärtner, und tatsächlich blühten die Pflanzen noch außergewöhnlich lange.
    Vater und ich und die Rechtsanwälte sollten mit Katharina und den spanischen Anwälten erst im Hause des Bischofs zusammentreffen. So ritten wir auf getrennten Wegen durch London, damit es nicht den Anschein hatte, als seien wir bereits allzu vertraut.
    Tatsächlich hatte ich Katharina nicht mehr gesehen, seit sie mit Arthur den Hof verlassen hatte und nach Ludlow gezogen war. Sie war selbst an dem Fieber erkrankt, das Arthur dahingerafft hatte, und sie war nicht einmal bei der Beerdigung gewesen und hatte geraume Zeit auch nicht nach London zurückkehren können. Als sie dann doch gekommen war, hatte sie ein Haus an der Themse bezogen, am breiten, offenen Strand zwischen der Stadtmitte und Westminster. Es hieß Durham House, und sie lebte dort, umgeben von ihrem spanischen Haushalt, sprach Spanisch, trug spanische Kleider und aß spanische Speisen. Eine Zeit lang hatten alle abgewartet, ob sie nicht vielleicht ein Kind von Arthur unter dem Herzen trage, doch dies erwies sich bald als ein Wunschgedanke des Königs. Arthur war wirklich tot.
    Und nun sollte ich seine Hinterlassenschaften übernehmen. An jenem regnerischen Junitag, etwas mehr als ein Jahr nach seinem Tod, brach ich auf, um Anspruch auf die erste zu erheben.
    Mit der königlichen Barke fuhren wir zum Blackfriars-Kloster, wo eine steinerne Treppe zum Ufer hinaufführte. Oben erwarteten uns Pferde, und wir ritten einen schlammigen Weg hinauf, der vom Fluss weg zur Fleet Street führte, auch sie nur ein schlammiger kleiner Pfad, der den Strand mit den Straßen von London verband. Wir sahen nur wenige Menschen, denn wir befanden uns noch außerhalb der eigentlichen Stadt. Es war kein schöner Weg, und dann begann es auch noch zu nieseln, nur um das Maß des Unbehagens voll zu machen.
    Im Hause des Bischofs in einer düsteren kleinen Straße geleitete man uns in einen kleinen Raum, in dem Katharina und ihre Begleiter uns erwarteten. Es stank nach nasser Wolle und nach zu vielen Leibern, die sich auf zu engem Raum zusammendrängten. Die Zahl der als Experten und Zeugen benötigten

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