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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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geklautes Carolina-Herrera-Label ins Innenfutter, und Kitty ist uns vollkommen auf den Leim gegangen und prahlte auf der Verlobungsparty, die sie drei Monate später gab, mit dem Kleid vor ihren Freundinnen. Auf dieser Party haben meine Eltern Barry kennengelernt. Wegen seiner Operationstermine und meines Brautwahns hatten wir es nie bis nach Chicago geschafft.
    Auf der Party, die in dem Country Club stattfand, den Kitty selbst als Witwe noch als ihr zweites Zuhause betrachtete, tanzte Barry mit meiner Mutter und mit Lucy und lud meinen Vater zum Golfspielen ein. Ich nahm an, dass der Abend blendend gelaufen war. »Und?«, fragte ich daher meine Eltern, kaum waren wir allein in ihrem Mietwagen auf dem Weg zurück in die Stadt. »Wie findet ihr ihn?«
    »Er sieht gut aus, Molly«, erwiderte meine Mutter. »Seine Nase ist gar nicht so groß, wie du behauptet hast. Sie passt zu seinem Gesicht.«
    »Aha«, sagte ich und wartete auf mehr.
    »Das Essen war sehr gut, aber seine Mutter ist ein Fall für sich«, meinte mein Vater. Er hasst es, wenn eine andere Frau als meine Mutter ihn zum Sambatanzen überreden will.
    »Ja, okay, aber was ist mit Barry?«
    Er schwieg einen Augenblick. »Wenn du ihn liebst, dann mögen wir ihn auch.«
    »Ein großartiger Tänzer«, fügte meine Mutter hinzu. Ich spürte geradezu, wie sie sich bemühte.
    Ich wandte mich an meine Schwester.
    »Er hat mir ein Kompliment über meinen Busen gemacht«, sagte Lucy.
    »Hat er nicht«, rief ich. Meine Mutter seufzte. Ich kenne keine andere Frau, die derart auf ihre Oberweite fixiert ist wie Lucy. Sieglaubt, dass die Männer ihr alle auf den Busen starren, um herauszufinden, ob er echt ist. Das ist er.
    »Doch.«
    »Hat er nicht.«
    »Ihr zwei   …«, begann meine Mutter.
    »Molly, nenn mir drei Gründe, warum du diesen Typen heiraten willst, und der Glitzerklunker da an deinem Finger zählt nicht«, sagte Lucy.
    Ich starrte sie an. Am liebsten hätte ich gesagt: »Du bist doch bloß neidisch«, aber das ging nicht. Nicht, weil ich damit eine Grenze überschritten hätte, die ich nicht überschreiten wollte, sondern weil in einem unerforschten Winkel meines Hirns plötzlich der Gedanke auftauchte, dass sie vielleicht gar nicht so danebenlag. Ich sah aus dem Fenster, doch in den vorbeifahrenden Autos fand ich auch keine Antworten.
    »Er wird ein guter Vater sein«, sagte ich schließlich.
    »Das ist sehr wichtig«, schaltete sich rasch meine Mutter ein. Sie fragte nicht, woher ich das wissen wolle, und ich hätte es auch gar nicht erklären können. Reine Intuition.
    »Er macht sich Sorgen um mich«, fuhr ich fort. »Es gefällt mir, wenn ein Mann nicht möchte, dass ich nach Mitternacht noch allein U-Bahn fahre.« Als könnte ich diese Entscheidung nicht für mich selbst treffen.
    Er liebt mich vielleicht mehr, als ich ihn liebe
– aber das war etwas, das ich besser für mich behielt, auch wenn ich darin etwas höchst Wünschenswertes sah, ja sogar die wesentliche Triebfeder einer glücklichen Beziehung; schließlich glaubte ich nur aus einem einzigen Grund daran, dass es in unserem Fall so war: weil er mir so rekordverdächtig schnell einen Heiratsantrag gemacht hatte. Sollte ich sagen, dass ich mich von ihm angezogen fühlte? Meiner Mutter konnte ich alles erzählen, aber wollte ich mit meinem Vater über Sex reden? Nein. Oder vielleicht, dass ich Barry vertraute? Aber da war ich mir selbst nicht ganz sicher.
    »Ganz schön lahm.« Lucy kicherte.
    »Willst du etwa, dass meine Ehe mit Barry scheitert?«, fragte ich sie.
    »Du kennst den Typen doch kaum.« Ich merkte natürlich sofort, dass das keine Antwort auf meine Frage war.
    »Mein Verlobter hat einen Namen   – Barry. Und wir haben jede freie Minute miteinander verbracht«, sagte ich, obwohl das eine Lüge war. Irgendwie schien uns seine Arbeit stets in die Quere zu kommen. »Die Verlobungszeit von Mom und Dad war viel kürzer.« Sie kannten sich gerade zwei Monate, als sie miteinander durchbrannten, und waren inzwischen seit neununddreißig Jahren verheiratet, und zwar sehr glücklich, soweit ich wusste.
    »Der Punkt geht an dich«, entgegnete Lucy.
    Auf der restlichen Fahrt herrschte Schweigen.
     
    Dann kam der August. Am Hochzeitstag trug Lucy ein tieferes Dekolleté als jedes x-beliebige Hollywood-Starlet. Doch den Preis zahlte ich gern, wenn sie dafür endlich aufhörte, von meinem großen Fehler zu reden. »Noch kannst du aussteigen«, hatte sie mir vor ein paar Wochen
sotto

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