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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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ein
aufgespießter Karpfen, verfolgte Flora gebannt, wie Xavier ein weiteres
Mal setzte, auf Rot und Gerade verlor, dafür jedoch auf Schwarz und
Ungerade gewann, seine Jetons einsammelte und zum Wechselschalter
schlenderte.
    »Ich hab's«, sagte sie plötzlich, während sie sich hastig
abwandte, damit Xavier sie nicht zu sehen kriegte. Ihr war soeben ein
ganzes Feuerwerk von Lichtern aufgegangen.
    »Was?«, fragte Anton zerstreut, nach Anzeichen Ausschau
haltend, ob jemand unauffällig mit dem Finger auf sie zeigte.
    »Ich weiß jetzt, wie er's macht, und vor allem, warum«,
flüsterte Flora.
    »Tatsächlich?«, murmelte Anton, so gut wie sicher, dass in
nächster Sekunde ein Rudel kräftiger Männer vom Sicherheitsdienst aus
irgendeiner Geheimtür hervorbrechen und sich auf ihn stürzen würde.
    »Er hat auf Rot gesetzt. Und auf Schwarz. Auf Gerade. Und auf
Ungerade. Und zwar immer dieselbe Menge.«
    »Aber damit kann er doch nie gewinnen!«
    »Und auch nicht verlieren!«, sagte Flora triumphierend. »Wenn
er nur einfache Chancen spielt und immer beide Möglichkeiten abdeckt,
hat er kein Risiko. Na ja, so gut wie keins. Wär noch die Null. Aber
die hatte er vorhin mit zwei, drei Hunderten besetzt. Verstehst du
nicht? Er deckt alle Chancen ab!« Sie deutete auf Xavier, der sich am
Wechselschalter zu schaffen machte. »Siehst du? Jetzt tauscht er gerade
zurück. Er kann ja nicht alles an einem Abend schaffen, das würde
selbst dem blödesten Croupier auffallen. Aber dafür kommt er an einem
anderen Tag wieder und macht es genauso. Bis er alles durchhat.«
    »Bis er was durchhat?«
    »Na, das Geld.«
    »Aber was soll das alles?«
    »Er wäscht das Geld, Anton. Er tauscht fortlaufend nummerierte
Tausender gegen Jetons. Tauscht Jetons gegen saubere Tausender zurück.
Bis die Nummern bei der Landeszentralbank kontrolliert werden können,
ist Xavier mit dem eingewechselten Geld längst über alle Berge. Er muss
nicht mal richtig spielen. Er setzt nur ein paarmal, bloß so, zur
Ablenkung. Dann tauscht er wieder. Niemand wird ihn je mit dem
geklauten Geld in Verbindung bringen können. Hier im Casino fallen so
große Geldscheine kein bisschen auf. Sie werden doch zu
Hunderttausenden jeden Abend umgeschlagen.«
    Anton dachte nicht mehr an etwaige Verfolger und Beobachter.
Er schaute Flora intensiv an, und dann, ganz langsam, verzog sein
Gesicht sich zu einem breiten, bewundernden Lächeln. »Darf ich dir ein
Kompliment machen? Du bist eine sehr intelligente, fantasiebegabte
Frau. Und schön obendrein.«
    Floras Herz tat einen Hüpfer. Sie spürte, wie Hitze ihre
Wangen und andere Körperteile durchflutete, und verlegen umfasste sie
ihren Bauch.
    Ohne nachzudenken legte Anton seine Hand auf die Wölbung. »Das
hier ist auch schön, Flora. Wunderschön.«
    Flora blickte hoch, direkt auf seinen Mund, der sich genau auf
Höhe ihrer Augen befand und nur etwa zehn Zentimeter entfernt war.
Wieso fiel ihr erst jetzt auf, wie weiß seine Zähne, wie fest und doch
zugleich sinnlich seine Lippen waren?
    »Anton«, sagte sie schwach.
    Anton beugte sich ein wenig näher. Jetzt waren es nur noch
fünf Zentimeter. Höchstens.
    »Ja?«, fragte er leise und eindringlich.
    »Er haut ab!«, rief Flora entsetzt.
    Xavier strebte mit seinem Koffer dem Ausgang zu, und dabei
blickte er über die Schulter geradewegs zu ihnen herüber.
    »Er hat uns gesehen«, sagte Anton.
    »Komm«, rief Flora, »den schnappen wir uns!«
    Ohne Rücksicht auf die Umstehenden stürzte sie los, zwängte
sich durch eine Gruppe Casinobesucher, rempelte die toupierte Frau mit
den Brillanten zur Seite und rannte, so schnell sie es mit ihrem dicken
Bauch eben fertig brachte, Xavier hinterher.
    Anton wagte nicht, sich umzuschauen, als er ihr in etwas
gemäßigterem Tempo folgte, doch er hegte nicht den geringsten Zweifel,
dass sie von allen Seiten angegafft wurden.
    Als Anton auf den Parkplatz hinausgelaufen kam, sah er gerade
noch, wie der grüne Audi rasant die Ausfahrt nahm und dann in hohem
Tempo davonbrauste. Er beeilte sich, zum Trabi zu kommen, wo Flora
bereits stand, eine Hand gegen den Wagen gestützt, die andere ins Kreuz
gelegt, tief durch die Nase ein- und den Mund wieder ausatmend.
    Anton schloss den Wagen auf, stieg ein und öffnete von innen
die Beifahrertür. Doch Flora machte keine Anstalten, einzusteigen.
Anton wartete drei Sekunden. Zählte dann langsam bis zehn. Stieg aus
und musterte sie indigniert. »Musst du ausgerechnet jetzt
Stressbewältigung

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