Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)
Nachforschungen dahintergekommen.«
Er hielt den Atem an, bemühte sich aber, als ihm das selbst auffiel, es sie nicht merken zu lassen.
» Wenn das so wäre«, sagte er, » gäbe es keinen Grund, es Ihnen jetzt zu verraten, nicht wahr?«
» Doch, Doktor Schneider«, sagte Inga Jäger, » den gäbe es.«
Er zog fragend eine silbergraue Augenbraue nach oben. » Und der wäre?«
» Wenn Sie es mir jetzt sagen, lasse ich Sie frei«, erklärte sie. » Dann können Sie sich entweder sofort erschießen, sobald Sie wieder zuhause sind, so wie Sie es ohnehin vorhatten, oder aber Sie verlassen sich auf meine Diskretion und helfen mir dabei, den Mörder Ihrer Familie dingfest zu machen.«
» Und wenn ich es Ihnen nicht sage?«
» Dann behalten wir Sie hier, Doktor Schneider, wo Sie sich nichts antun können.«
» Mit welcher Begründung?«
» Wegen Behinderung der Justiz und Verschleierung mehrerer schwerer Straftaten«, erklärte Inga Jäger. » Und da ich jetzt weiß, dass es bei der Mordserie um Ihre Familie geht, finde ich auch selbst heraus, warum und weshalb dies alles geschieht, auch wenn das ohne Ihre Kooperation vielleicht ein wenig länger dauert. Dann kommt nicht nur das Geheimnis, das Sie zu wahren versuchen, ans Licht der Öffentlichkeit, sondern auch Ihre Beteiligung an den Morden.«
» Meine was?!«, rief er erschrocken.
» Sie haben mich schon richtig verstanden«, sagte sie. » Ihre Beteiligung an den Morden.«
» Was erlauben Sie sich?«, begehrte er zornig auf. » Mich mit diesem Monster in einen Topf zu werfen!«
» Doktor Schneider, wenn Sie Informationen verschweigen, die zur Ergreifung des Täters führen könnten, setze ich Sie sogar gleich neben ihm auf die Anklagebank, wenn ich ihn habe. Wegen Beihilfe zu mehrfachem Mord.«
» Das wagen Sie nicht!«
» Sie können mich ja auf die Probe stellen.«
Er fixierte sie eine kleine Ewigkeit lang.
Sie hielt seinem Blick jetzt unbeirrt stand, auch ohne den Trick mit der Nasenwurzel anwenden zu müssen. Vielleicht war sie etwas zu hart mit ihm umgesprungen, aber er hatte ihr keine andere Wahl gelassen.
Dann allmählich verloren seine blauen Augen die Härte. » Ich kann Ihnen wirklich nicht sagen, wer meine Töchter ermordet hat«, sagte er schließlich leise. » Das müssen Sie mir bitte glauben.«
» Wie schon gesagt, das tue ich«, sagte sie und übte sich jetzt, da sie spürte, dass sie seine Schale angeknackst hatte, in Geduld, die sie jedoch nicht wirklich empfand. » Aber Sie kennen das Motiv, das hinter den Morden steckt, nicht wahr?«
Er schwieg noch eine Weile, und sie konnte am nervösen Spiel seiner Finger erkennen, wie sehr er mit sich kämpfte.
» Wenn Sie wollen, dass ich den Mörder Ihrer Familie finde und für seine Taten zur Verantwortung ziehe, müssen Sie mir helfen«, drängte sie. » Dafür muss ich wissen, warum er mordet.«
» Falls ich es Ihnen sage«, begann er, » wie kann ich sicher sein, dass Sie diese Information diskret behandeln?«
» Darauf gebe ich Ihnen mein Wort«, versprach sie.
» Das genügt mir nicht«, erklärte er. » Ich verlange eine schriftliche Geheimhaltungsvereinbarung, die Ihnen untersagt, die Information an die Presse weiterzugeben oder sie in die Öffentlichkeit zu tragen.«
» Können Sie haben«, sagte sie.
» Und falls Sie den Mörder finden und es zum Prozess kommt, muss dieser Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden!«, forderte er.
» Das liegt nicht in meinem Verantwortungsbereich oder meiner Zuständigkeit, Doktor Schneider«, sagte sie. » Das hat das Gericht zu entscheiden.«
» Dann klären Sie das mit dem Gericht.«
» Nein«, entgegnete sie wütend. Jetzt da sie wusste, wovor er Angst hatte, war es leicht, einen Hebel anzulegen. » Das werde ich nicht. Die Geheimhaltungsvereinbarung können Sie haben wie besprochen. Wenn Ihnen die nicht genügt, lasse ich Sie jetzt einsperren und finde selbst heraus, was hinter den Morden steckt. Und was immer es sein wird, das ich herausfinde, ich werde damit direkt an die Presse gehen und es im ganzen Land publik machen. Genauso wie ich es publik machen werde, dass Sie sich geweigert haben, mir dabei zu helfen, den Mörder Ihrer eigenen Familie zur Strecke zu bringen. Das garantiere ich Ihnen jetzt und hier!«
» Aber…«
» Sie haben genau drei Sekunden«, unterbrach sie ihn. » Danach ist auch dieser Deal hinfällig. Eins…«
» Schon gut«, sagte er matt.
Sie hatte ihn am Haken.
» Lassen Sie die Vereinbarung
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