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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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Lucy war fasziniert von der Schönheit dieser Riesen. Die Rinde war tatsächlich so wie man es sich überall erzählte, schuppig wie die Haut eines Drachen. Sie war auch ebenso glatt und fühlte sich lebendig an, wenn man mit den Fingern darüber strich.
    Auf einmal beschlich Lucy ein eigenartiges Gefühl. Es war ihr, als sei ihr ganzer Körper, bis in das kleinste Härchen, mit Energie geladen. Ihre Handflächen ruhten auf der Baumrinde, die sich sachte zu bewegen schien. Der Baum spannte sich, die Seile, die ihre Hände hielten, knirschten unter der Belastung, und ein kurzer Schmerz jagte durch Lucys Handgelenke, dann fielen die Stricke plötzlich durchtrennt zu Boden.
    Verwundert sprang Lucy auf die Beine und blickte erst den Baum an, dann fuhr sie mit der Hand über ihre Stirn. Über ihren Augen glühten die Linien eines verwirrenden Musters. Sie beleuchteten ihr kleines, blasses Prinzessinnengesicht, als hielte sie eine flackernde Kerze in der Hand.
    Zuerst wollte sie in den dunklen Wald von Ayn davonlaufen und aufs Geratewohl nach Fay und Dari suchen. Als sie aber etwas innehalten ließ. Vor dem Feuer der Räuber war nun ein Mann mit einer Fidel erschienen. Er legte den zum Teil kaputten Bogen auf die Saiten und begann ein lustiges Räuberlied zu spielen. Das Lumpengesindel fand sich paarweise zusammen und sprang in wilden Verrenkungen um das Feuer herum. Dazu klatschten die, die nicht tanzen wollten, und ein paar Kinder liefen mit bunten Bändern am Rand der Lichtung im Kreis.
    „Nein, Lucil von Shidabayra!“, sagte sich die Prinzessin. „Du läufst nicht wieder einfach davon. Du gehst jetzt dort hinunter und bittest sie, dir zu helfen.“
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    12. Feentanz
     
     
     
     
    Barbadur, der Mann mit der Fidel, geigte zu einem schnellen Tanz auf, als die springenden Räuber auf einmal wie vom Donner gerührt stehen blieben und in eine ganz bestimmte Richtung starrten.
    Barbadurs Bogen quietschte über die Saiten, dann wurde es unnatürlich still im Räuberlager.
    Hollundrian Spinnenbein, der weltbeste Taschendieb (und Barbadurs bester Freund), der auf einem blanken Stein vor seinem Zelt saß, erhob sich und trat neben ihn.
    „Wer ist das denn?“, raunte Barbadur und ließ nun endlich Bogen und Fidel sinken. Die Frauen, die ihre bunten (wenn auch zerschlissenen) Röcke für die heutige Feier angezogen hatten, wirkten auf einmal wie verzaubert. Oder besser gesagt, als hätte sie jemand mit einem Bann belegt.
    „Hexe!“, kreischte die zahnlose Adri los, und der Boss kam aus seiner kleinen Hüte (die einzige hölzerne Hütte im Lager) gerannt, um zu sehen, was schon wieder vor sich ging.
    Er riss seinen Federhut vom Kopf und kratzte sich im spärlichen Haar.
    Vor dem nächtlichen Schatten des lauernden Waldes, war das seltsame Rittermädchen erschienen, das Kundlu an einen der Drachenbäume gefesselt hatte. Das Haar war nun nicht mehr so ordentlich, und der Blick in den großen Augen wollte niemandem so recht gefallen.
    Noch schlimmer war der Lichtschein, der das Gesicht des Mädchens in schimmernde Helligkeit tauchte.
    „Das ist Zauberei“, spuckte nun auch Barbadur. „Was hast du uns da heimgebracht?“
    „Ich möchte niemandem weh tun“, erhob jetzt das seltsame Mädchen seine Stimme, und die Frauen in ihren bunten Flickenröcken fuhren merklich zusammen. „Aber, ich brauche dringend eure Hilfe ...“
    „Wenn dich der König fängt, landest du auf dem Scheiterhaufen, Mädchen!“, kreischte Adri.
    Der Mann mit der Federkappe schob sie beiseite, trat galant auf das Ritterfräulein zu, verneigte sich beinahe bis zum Boden und erklärte dann: „Mein Name ist Heraldonius. Heraldonius Mücke, um genau zu sein und Ihr seid ...?“
    Er blickte die dunkelhaarige Schönheit beschwörend an.
    Lucy überlegte, ob sie ihren richtigen Namen nennen sollte, aber vermutlich hätte das unter den Räubern nur zu Gelächter oder Schlimmerem geführt.
    „Tanjima ...“, stotterte sie schließlich. So hatte ihre Amme geheißen. „Tanjima Tanzschuh.“
    „Ach was, Tanzschuh?“, murmelte Barbadur zornig vor sich hin. „Du siehst nicht aus, als wärest du eine vom fahrenden Volk, Mädchen Tausendschön.“ Das letzte Wort hatte sehr abfällig geklungen.
    Lucy ließ sich nicht beeindrucken.
    „Und dennoch ist es so“, griff sie die Idee auf. Tatsächlich konnte sie ein bisschen tanzen. Sie tanzte für ihr Leben gern. Tanjima hatte es

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