Im Bett mit
schnuppern konnte, entschädigte ihn kaum für schmal bemessene Mahlzeiten. Und die Nächte auf einem harten Strohsack im zugigen Dachgeschoß von Fields Druckerei ließen ihm möglicherweise sein verschmähtes, aber bequemes Ehebett in einem besseren Licht erscheinen. Zudem war des munteren Field Meisterin nicht eben ein Ausbund von Charme. Sie hätte es lieber gesehen, ihr junger Gatte hätte fromme Traktate und philosophische Abhandlungen gedruckt anstatt der bunten Theaterzettel und der oft derben Stücke rivalisierender Schauspieltruppen.
Der junge Shakespeare, dessen Kopf von Ideen schwirrte, hatte bald Anschluss an die Theaterleute gefunden und wurde, zu seinem Glück, bald in der eigenen Truppe der Königin heimisch. Die wurde von einem erfahrenen Prinzipal, James Burbage, geleitet. Es dauerte nicht lange, so kam Shakespeare, dessen Stücke in der gesamten Theaterwelt für Furore sorgten, als gleichberechtigter Partner zu dessen acht Teilhabern. Er machte sich als Darsteller, »Regisseur«, vor allem aber als Dichter einen hervorragenden Namen. Seine Zugehörigkeit zur Truppe der Königin berechtigte ihn dazu, bei Hofe zu erscheinen und vor der Souveränin und ihrem Gefolge aufzutreten. Das bot dem Dichter-Schauspieler Möglichkeiten, von denen er nie zuvor geträumt hatte. Nicht wenige der glänzenden jungen Aristokraten, die die Königin um sich versammelte, suchten die Freundschaft des Dichters, und manche verstanden es auch, sich seiner Fähigkeiten zu bedienen, indem sie bei ihm Texte bestellten, mit denen sie sich dann als ihrer eigenen Erfindung schmückten. So kam es zu jener geheimnisvoll rätselhaften Dreiecksbeziehung, in der ein – möglicherweise – »bestes« Bett eine besondere Rolle spielen sollte. Shakespeare hatte sein karges Quartier bei den Fields schon längst aufgegeben und eine komfortablere Wohnung im Haus eines Perückenmachers bezogen, die ganz in der Nähe des Globe Theatre lag, in dem seine Truppe damals spielte. Das bedeutete, er konnte dort nach Belieben Besuche empfangen und führte nun, trotz aller beruflichen Betriebsamkeit, ein äußerst geselliges Leben unter seinesgleichen, war mit Schauspielern und Dichtern wie Christopher Marlowe befreundet und verbrachte seine Nächte nicht selten mit ebenso reizvollen wie anrüchigen Damen, die sich irgendwo zwischen Hofkreisen und Bordellen bewegten. Zuweilen mag auch einer jener attraktiven und nach Zärtlichkeit schmachtenden jungen Männer in seinem Bett gelandet sein, die sich mehr zu ihrem eigenen Geschlecht hingezogen fühlen als zu dessen weiblichem Pendant.
Einer von ihnen trug einen großen Namen: Der junge Graf von Southampton gehörte entschieden zu den besonderen Zierden des Hofes. Elizabeth liebte es, einen Kreis von strahlenden jungen Leuten um sich zu versammeln, und Southampton war zweifellos einer der strahlendsten. Er mag ein Auge auf den zehn Jahre älteren Shakespeare geworfen haben, dessen Dichtkunst ihn so begeisterte, dass er eine Reihe von Sonetten bei ihm bestellte und ihn dafür wahrhaft fürstlich entlohnte. Die Anziehung zwischen den beiden könnte gegenseitig gewesen sein, denn der Dichter hatte ihm sein erstes Versepos,
Venus und Adonis
, gewidmet.
Er war zu jener Zeit mit einer ebenso geheimnisvollen wie reizenden »dunklen Dame« liiert, die ihrerseits die Mätresse eines kränkelnden alten Hofbeamten gewesen sein soll. Der Umstand, dass sie Shakespeares heimliche Geliebte war, spornte Southampton an, sich seinerseits näher mit ihr, deren Name in den Sonetten nicht genannt wird, zu beschäftigen. Das führte schließlich zu einer handfesten Menage à trois, in der sich der Dichter mit seiner Geliebten in einem Bett in Southamptons Appartement befand, während jener den heimlichen Zuschauer machte und das Treiben der beiden Liebenden, selbst hinter dem Bettvorhang verborgen, genüsslich beobachtete. Davon sei er so in Hitze geraten, dass er schließlich selbst in dem Lotterbett landete und das Recht in Anspruch nahm, die dunkle Schöne gleichfalls in stürmischen Besitz zu nehmen.
Eine Zeit lang schien sich Shakespeare mit der neuen Situation abgefunden zu haben, wobei anzunehmen ist, dass es gelegentlich auch zu Intimitäten zwischen den beiden Männern kam. Doch irgendwann überkam Shakespeare die Eifersucht, er wollte seine Geliebte nicht mehr teilen. Es gab also keine Sonette mehr, und die »dunkle Dame« entschwand aus seinem Gesichtskreis. Southampton aber, der wohl ein schlechtes Gewissen
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