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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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und seine Hand sank von ihrer Wange hinab.
    Erschrocken über seine unbehagliche Miene, fragte sie: »O Gott, du hast doch deine eigenen vier Wände? Oder wohnst du zufällig bei deiner Mom oder einer lästigen alten Tante?«
    »Natürlich habe ich mein eigenes Haus«, erwiderte er sichtlich gekränkt. »Es ist nur...« Seine Stimme erstarb. Hastig schaute er weg.
    O Gott, jetzt kommt’s. »Wohnt deine Freundin bei dir?«
    »Nein.«
    Noch schlimmer, als sie dachte? »Dein Freund?«
    Da fuhr er zu ihr herum und starrte sie erbost an. »Um Himmels willen, wofür hältst du mich, Sunshine?«
    »Keine Ahnung. Ich habe dir eine einfache Frage gestellt, und du flippst aus. Was soll ich denn denken?« Sie musterte sein teures Biker-Outfit. Mit dieser Aufmachung und der hinreißenden Figur würde er nicht nur Frauen begeistern. »Und du trägst eine Menge Leder.«
    »Was soll denn das heißen?«
    Sunshine warf ihm einen vielsagenden Blick zu. »Nun, ich bin eine Künstlerin. Und ich hänge sehr oft mit homosexuellen und bisexuellen Jungs herum.«
    Wenn er sich vorhin beleidigt gefühlt hatte, war das harmlos
gewesen, verglichen mit dem Zorn, der sein Gesicht jetzt verzerrte. »Was für ein blödes Klischee! In solchen Kategorien habe ich nie gedacht. Besten Dank. Zu deiner Information, ich trage gern Leder, weil es meine Haut schützt, wenn ich mein Motorrad zu Schrott fahre und auf hartem Asphalt lande.«
    »Klar, das verstehe ich. Und warum hat dich meine Frage, wo du wohnst, dermaßen gestört?«
    »Weil ich annahm, die Antwort würde dich stören.«
    In ihrer Fantasie erschienen mehrere unheimliche Wohnorte, und sie zögerte. Lebte er auf einem Friedhof? In einer Gruft? In einer verfallenen Hütte? In einem Container? Am Hafen? In einem schäbigen Wohnwagen? Großer Gott, in dieser Stadt gab es so viele Möglichkeiten. »Okay, dein Quartier ist - ungewöhnlich?«
    »Draußen im Bayou.«
    Erleichtert seufzte sie. Warum machte er deshalb so ein Aufhebens? »O bitte, ich kenne mehrere Leute, die am Bayou wohnen.«
    »Nicht am Bayou, Sunshine, ich lebe im Bayou.«
    Meinte er das ernst? Welcher Mensch, der alle fünf Sinne beisammen hatte, würde unter Schlangen und Krokodilen und anderen Kreaturen hausen, an die sie gar nicht denken wollte? Zwischen Leuten, die Waffen mit sich herumschleppten, furchtbare Verbrechen begingen und die Alligatoren mit den Leichen Ermordeter fütterten? »Du wohnst im Bayou?«
    »Ja, da draußen ist es so friedlich. Dort wird man niemals von den Geräuschen der modernen Welt belästigt. Keine Nachbarn. Kein Verkehr. Beinahe fühlt man sich wie in einem längst vergangenen Jahrhundert.«

    Erstaunt musterte sie seine wehmütige Miene. »Und das bedeutet dir sehr viel?«
    »Allerdings.«
    Sunshine lächelte. O ja, sie konnte sich Talon vorstellen, im Bayou, ganz allein. Er erinnerte sie an ihren Vater, der es liebte, stundenlang da draußen in der unberührten Natur zu schwelgen. Offenbar sehnten sich alle beide nach diesem Gefühl, eins mit dem Universum zu werden. »Wie lange lebst du schon im Bayou?«
    »Schon sehr lange«, murmelte er und wich ihrem Blick aus.
    »Okay.«
    Auf dem Weg zur Tür stellte sie ihre Reisetasche ab und holte ihren Rucksack aus einer Ecke, in dem eine zusammenklappbare Staffelei steckte. Die hätte sie beinahe vergessen. Womöglich würden am nächsten Tag neue Inspirationen auf sie einstürmen.
    »Was ist das?«, fragte Talon, und sie zwinkerte ihm zu.
    »Eine Künstlerin geht niemals ohne ihr Handwerkszeug auf Reisen.«
    Grinsend nahm er ihr den Rucksack ab. »Also bist du in abenteuerlustiger Stimmung?«
    »Immer. Solange du ein Anti-Alligatoren-Spray hast, bin ich zu allem bereit.«
    Talon starrte sie an und bekämpfte den Impuls, schallend zu lachen. Allmählich begann sein Gesicht zu schmerzen, weil er sich dauernd bemühen musste, seine Fangzähne zu verbergen. Wie komisch und amüsant sie war!
    Aber auch ein bisschen beleidigend. Die Schlüsse, die sie aus seiner Lederkleidung gezogen hatte, irritierten ihn immer noch. Was sich diese Frau alles einbildete …

    Aber gerade das mochte er an ihr. Sie redete nicht um den heißen Brei herum, sondern sprach ohne Umschweife aus, was sie dachte, mochte es noch so ungeheuerlich sein.
    Sunshine versperrte die Tür hinter sich und stieg die Treppe hinab. Auf halber Höhe blieb sie stehen. »O Mann, ich habe meine Reisetasche vergessen!« Eilig rannte sie die Stufen hinauf und kehrte in ihren Loft zurück. Ein paar

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